Hamburg. Gegen den SC Freiburg erlaubten sich die Hamburger beim 1:3 zu viele Fehler im Defensivverhalten. Glatzel erzielte Ehrentreffer.
Als Schiedsrichter Deniz Aytekin um 22.40 Uhr am späten Dienstagabend ein letztes Mal seine Pfeife ertönen ließ, sanken die Profis des HSV enttäuscht zu Boden. Nach dem 1:3 (0:3) im Halbfinale des DFB-Pokals gegen den SC Freiburg ist der Traum vom ersten Einzug ins Endspiel in Berlin nach 35 Jahren ausgeträumt. Den Ehrentreffer erzielte Robert Glatzel in der 88. Minute.
Dabei hätte der Rahmen für einen historischen Abend kaum besser sein können. 57.000 Zuschauer im erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie ausverkauften Volksparkstadion sorgten für eine Gänsehautatmosphäre. "Freiburg war extrem effektiv. Nach dem 0:3 wird es schwierig. Wir haben alles probiert. Schade, dass wir den Anschlusstreffer nicht eher gemacht haben. Was hier im Stadion abging, war Wahnsinn", sagte Rechtsverteidiger Moritz Heyer.
Das DFB-Pokal-Halbfinale des HSV gegen den SC Freiburg im Liveticker:
Einzelspiel HSV gegen SC Freiburg
Vor dem Spiel stimmte die Hamburger Kultband „Abschlach“ die inoffizielle Hymne „Mein Hamburg lieb´ ich sehr“ an, beim Einlaufen der Mannschaften war auf der Nordtribüne eine gigantische Choreographie zu sehen. „Es riecht nach Bier und Sieg und nach Sensation“, stand auf großen Lettern. Angelehnt an den Fan-Gesang „Wer wird Deutscher Meister?“.
Eine Bühne, die perfekt gewesen wäre, um aus einer in der Liga so unbefriedigenden Saison doch noch eine besondere Spielzeit zu machen. „Der HSV muss an seine Leistungsgrenze ran oder noch besser darüber hinaus. Dann haben sie eine Chance, nach Berlin zu kommen“, orakelte HSV-Ikone Manfred Kaltz (69), der die Partie live im Stadion verfolgte Der legendäre Rechtsverteidiger war einer der Torschützen 1987, als der HSV im Pokalfinale die Stuttgarter Kickers mit 3:1 schlagen konnte. Doch nach den 90 Minuten musste man konstatieren, die abgezockten Freiburger, die in der Bundesliga auf Champions-League-Kurs sind, eine Nummer zu groß waren.
Die Bilder zum DFB-Pokal-Halbfinale des HSV gegen Freiburg
DFB-Pokal: HSV mit Problemen gegen Pressing des SC Freiburg
Von Beginn an versuchten die Hamburger trotz der Außenseiterrolle auf ihr Ballbesitzspiel zu setzen. Allerdings hatte der HSV immer wieder große Probleme mit dem aggressiven Pressing der Breisgauer. Die ersten Chancen hatte aber trotzdem das Walter-Team. Nach einer schönen Flanke von Bakery Jatta köpfte Robert Glatzel in Minute fünf frei am Tor vorbei. In der Folge spielten sich die Hamburger von dem Freiburger Anfangsdruck frei. Gerade als man das Gefühl bekam, die Gastgeber hätten die Partie im Griff, schlug Freiburg eiskalt zu.
Nach einer Ecke kam Nils Petersen in der elften Minute nach einer unglücklichen Aktion von HSV-Keeper Daniel Heuer Fernandes frei zum Kopfball. Der frühe Rückstand für die Gastgeber. Dabei war die Stärke der Gäste bei Standardsituationen bekannt. Es war ein Wirkungstreffer für die Hamburger.
In der 16. Minute spielte Heuer Fernandes einen risikoreichen Pass im Aufbauspiel auf Linksverteidiger Josha Vagnoman, der umgehend abgefangen wurde. Den anschließenden Schuss von Nicolas Höfler fälschte HSV-Kapitän Sebastian Schonlau unhaltbar zum 0:2 ab. Der Glaube an das Finale war wie weggeblasen. Freiburg dominierte mit körperlicher Präsenz und schnellem Umschaltspiel fortan das Geschehen.
Heyer hadert mit Elfmeterentscheidung
Es dauerte bis zur 25. Minute, als HSV-Talent Anssi Suhonen mit einem Schuss aus 15 Metern an Freiburgs Schlussmann Mark Flekken scheiterte. Von der mutigen Spielweise, die Walter angekündigt hatte, war nur phasenweise etwas zu sehen. Und spätestens in der 34. Minute war die Messe im Volkspark endgültig gelesen. Nach einem völlig unnötigen Foul vom Moritz Heyer, der Gegenspieler Nico Schlotterbeck am Kopf getroffen hatte, entschied Schiedsrichter Aytekin nach Ansicht der Videobilder auf Elfmeter. "Er rutscht aus, ich laufe in ihn rein. Ich weiß nicht, ob man dafür einen Elfmeter geben muss", haderte Heyer.
Freiburgs Vincenzo Grifo ließ Heuer Fernandes keine Abwehrchance. Das 0:3 noch vor der Pause. Schockstarre im Volkspark, die sich nur vier Minuten nach dem Strafstoß etwas lockerte, als Anssi Suhonen zum vermeintlichen 1:3 traf. Doch der Finne stand beim Zuspiel knapp im Abseits. So ging es mit einem 0:3 in die Kabine.
Freiburg nahm Fuß vom Gas – Glatzel mit dem Ehrentreffer
Nach dem Seitenwechsel versuchte das Walter-Team Schadensbegrenzung zu betreiben. Nach einer Freistoßflanke von Kittel scheiterte Jatta in der 50. Minute aus kurzer Distanz an Flekken. Die Gäste nahmen sichtlich den Fuß vom Gas. Freiburg lauerte auf HSV-Fehler im kleinteiligen Aufbauspiel. Roland Sallai traf in der 54. Minute aus guter Position nur das Außennetz. Die Hamburger ließen sich trotz des Rückstandes nicht hängen.
Kittel verpasste in der 68. Minute aus aussichtsreicher Position den Ehrentreffer. Sein Schuss kam zu zentral. Immerhin konnten die Hamburger noch ihren Treffer erzielen. Robert Glatzel köpfte in der 89. Minute zum 1:3 ein. Und so konnte HSV noch ein kleines Erfolgserlebnis aus der Partie mittnehmen.
Am Sonnabend (13.30 Uhr) steht für den HSV wieder der Ligaalltag auf dem Programm. Bei Jahn Regensburg wollen die Hamburger die allerletzte Mini-Chance ergreifen, doch noch in den Aufstiegskampf einzugreifen. Bis dahin muss die Enttäuschung über die verpasste Gelegenheit, ins DFB-Pokal-Finale einzuziehen, aus den Kleidern raus.
Schema:
- HSV: Heuer Fernandes - Heyer, Schonlau, Vuskovic, Vagnoman (82. Muheim) - Meffert - Reis (69. Kaufmann), Suhonen (85. Chakvetadze) - Jatta (82. Alidou), Kittel, Glatzel.
- SC Freiburg: Flekken - Schmid (90.+1 Sildillia), Lienhart, Schlotterbek, Günter - Eggestein, Höfler - Sallai (64. Höler), Jeong (79. Haberer), Grifo (79. Weißhaupt) - Petersen (64. Demirovic).
- Tore: 0:1 Petersen (11. Minute), 0:2 Höfler (17.), 0:3 Grifo (34., Foulelfmeter), 1:3 Glatzel (88.).
- Schiedsrichter: Deniz Aytekin (Oberasbach).
- Videoschiedsrichter: Benjamin Brand (Unterspiesheim).
- Zuschauer: 57.000 (ausverkauft).