Hamburg. Böse Überraschung für Anhänger, die den Nachholtermin nicht wahrnehmen können und Tickets zurückgeben wollen. Was der HSV sagt.

Für die eigens angereisten Fans des FC Erzgebirge Aue hatte sich der HSV am vergangenen Sonnabend etwas einfallen lassen: Sie wurden als Entschädigung für das entgangene Zweitligaspiel zu einem Museumsbesuch und zu einer Stadionführung eingeladen. Die Partie war wegen eines Corona-Ausbruchs bei den Hamburgern erst spät am Freitagabend abgesagt worden, als sich viele Anhänger der Sachsen längst auf den Weg gemacht hatten.

Gegenüber den eigenen Anhängern zeigt sich der HSV jetzt weniger kulant. Wer das Ticket am Nachholtermin 5. April nicht nutzen kann und nun zurückgeben wollte, erlebte eine böse Überraschung: "Bitte beachten Sie, dass pro Vorgang Stornierungsgebühren i.d.H. von 10 Euro anfallen", kam da als Antwort.

Folgt man den sozialen Netzwerken, stieß das bei vielen Fans auf Unverständnis. "Ein starkes Stück", schimpfte Facebook-User "Aro Mrg TD". "Ist das echt euer Ernst?", schrieb "Zweitliga-Miguel" bei Twitter. User "RitzeRalle" fand die Gebühr "richtig frech", "Backwaaahn" sogar "unverschämt". Und "BVBrow" befand: "Das ist jetzt nicht unbedingt die Art, wie man mit seinen Fans umgeht."

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HSV: Ticketrückgabe auch bei abgesagten Spielen gebührenpflichtig

Doch darf der HSV die Stornogebühr in einem solchen Fall überhaupt erheben? In den Allgemeinen Geschäftsbedingungen zum Besuch von Spielen ist unter Ziffer 5.1 geregelt, dass sich der HSV eine Spielverlegung durch den Deutschen Fußball-Bund oder die Deutsche Fußball-Liga vorbehält. In diesem Fall "erhält der davon betroffene Besteller den Ticketpreis gegen Ticketrückgabe erstattet".

Letztere wiederum ist laut Ziffer 8 aber gebührenpflichtig. Bei einem Rücktritt vom Kauf bis zu vier Wochen vor dem Spiel werde eine Gebühr von vier Euro je Ticket erhoben, mindestens jedoch zehn Euro je Stornierungsvorgang. Bei einem Rücktritt zwischen vier und zwei Wochen vor dem Spiel werden eigentlich sogar 25 Prozent des Ticketpreises je Ticket fällig, mindestens jedoch die vier beziehungsweise zehn Euro.

So streng würde die Regel aber gar nicht ausgelegt, sagt HSV-Sprecher Philipp Langer: Es bleibe bei zehn Euro pro Stornierungsvorgang, egal wie viele Karten dabei zurückgegeben würden. "Das mag für einige ein schwacher Trost sein, aber wir haben alle Käufer am Dienstag vorab per E-Mail informiert und ihnen Wege aufgezeigt." So könnten Tickets problemlos im Freundes- oder Bekanntenkreis weitergegeben werden, ohne dass man sie neu personalisieren müsste. Langer: "Viele Veranstalter bieten bei Verlegungen solche Möglichkeiten gar nicht an."

Dass der Unmut trotzdem groß ist, kann man offenbar sogar beim HSV-Ticketservice verstehen, wie Twitter-User "Jo Gerner" nach eigenen Angaben gesagt wurde. Er möge doch eine E-Mail schreiben und auf Kulanz hoffen. Er ist es leid: "Mich kotzt es an, wie man mit Fans umgeht, die jahrelang die Stange halten."

Immerhin: Dem HSV könnte die Verschiebung des Spiels trotz der zu erwartenden Stornierungen sogar eine höhere Einnahme bescheren. Gemäß der neuen Senatsbeschlüsse zu Corona dürfen im Volksparkstadion dann voraussichtlich wieder alle Plätze besetzt werden.