Hamburg. Beim 4:5 im Testspiel gegen Viborg FF glich die erste Hälfte einer Demontage. Sorgen um verletzten Stürmer Kaufmann.
Die Testspiele des HSV auf dem Gelände des Volksparkstadions waren in dieser Saison durchaus mit hohem Unterhaltungswert gesegnet. Gegen den FC Groningen gab es im September vergangenen Jahres einen 3:1-Sieg, es folgte ein 7:4-Erfolg gegen den FC Nordsjaelland im November, ehe es am 28. Januar eine herbe 1:5-Klatsche gegen den FC Midtjylland gab. Und auch das 4:5 (0:5) gegen Viborg FF enttäuschte am Donnerstagnachmittag in Sachen Entertainment wahrlich nicht.
"Ich verliere nicht gern, aber Testspiele sind zum Testen da. Es ist so, dass die Jungs vereinzelt denken, dass es auch mit halber Kraft geht. Ich habe gedacht, dass wir schon weiter sind. Wir brauchen volle Energie", kritisierte Trainer Tim Walter (46).
In der Tat war vor allem die Art und Weise, wie sich der HSV in der ersten Hälfte präsentiere, indiskutabel. Pomadig, fahrig, ohne Struktur und Einstellung zum Spiel ergaben sich die Hamburger dem dänischen Erstligaclcub. Tobias Bech (6. Minute), Nicolas Bürgy (18.), Lars Kramer (24.), der auffällige Christian Sörensen (37.) und Alassane Jatta (45.) nach katastrophalem Fehler von HSV-Keeper Marko Johansson hatten bei ihren Treffern kaum Gegenwehr.
HSV verliert Testspiel – keine Kommunikation auf dem Platz
Eine Demütigung erster Güte für die Hamburger, die eigentlich eine Reaktion nach dem ebenfalls schwachen 1:1 gegen Fortuna Düsseldorf zeigen wollten. Was auffällig war: Bei den Hamburgern war es auf dem Platz extrem leise. Von den Führungsspielern kam weder verbal noch fußballerisch irgendeine Reaktion auf die desaströse Vorstellung in Hälfte eins.
Deutlich kommunikativer war offenbar Trainer Walter in der Pause. Fast 20 Minuten waren die HSV-Profis in der Halbzeitpause in der Kabine. "Der Trainer ist ja auch für etwas da, oder?", sagte Walter nach der Partie und erklärte seine ausgedehnte Kabinenansprache: "Ich hatte es den Spielern vor der Partie offengelassen, ob sie mit Raute oder im 4-3-3-System spielen wollen und dass wir dementsprechend anlaufen wollen. Wenn man nicht alles vorgibt, entsteht Kraut und Rüben. Es ging aber um Intensität, Energie und Bereitschaft, die haben nicht alle auf den Platz gebracht."
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Und so standen die Dänen nach der Pause zunächst allein auf dem Platz und suchten immer wieder das Gespräch mit Bundesliga-Schiedsrichter Tobias Stieler, der ebenfalls verwundert war, wo denn der HSV blieb. Das Kabinen-Donnerwetter hatte aber gefruchtet. Mit deutlich besserer Körpersprache, fünf Wechseln und neuem 3-5-2-System kamen die Hamburger mit deutlich mehr Engagement auf den Platz zurück. Endlich zeigten die Hamburger jene Intensität, Zweikampfstärke und Spielfreude, die eigentlich zur DNA des Tim-Walter-Fußballs zählt.
HSV-Stürmer Glatzel mit Blitz-Hattrick in der zweiten Halbzeit
Nach dem Anschlusstor des zuletzt suspendierten Mikkel Kaufmann, der von einem Torwartfehler von Kasper Kiilerich (16) profitierte, schaffte der eingewechselte Topstürmer Robert Glatzel zwischen der 60. und 67. Minute einen lupenreinen Hattrick. Der HSV drängte gegen Viborg, das zur Pause kräftig den Fuß vom Gas genommen hatte, auf den Ausgleich. Doch am Ende blieb eine Niederlage, die einige Erkenntnisse für Trainer Walter liefern wird.
"In der zweiten Halbzeit war es positiver, geordneter, mit viel mehr Power und Wucht. Alles war viel schneller. Wenn wir nicht ins Gegenpressing kommen, dann sind wir einfach nicht gut. Da müssen alle dabei sein und es verinnerlichen. Fehler sind etwas Normales, aber das Entscheidende ist, dass ich den Ball zurückholen will", analysierte Walter.
Sorgen um verletzten Kaufmann
Zu allem Überfluss verletzte sich auch noch Stürmer Kaufmann in der 83. Minute an der rechten Schulter. Wie schwer die Verletzung ist, konnte beim HSV noch niemand abschätzen.
Trainer Walter stellte noch einmal klar, dass die Verbannung von Kaufmann aus dem Kader im Spiel gegen Düsseldorf keine Suspendierung war. "Wenn man sich öfter nicht an Regeln hält, dann kriegt man auch eine Lehre. Der Junge ist wieder da und hat mir versprochen, nicht mehr zu spät zu kommen. Es geht darum, etwas zu lernen. Diese Woche war Mikkel überpünktlich", erklärte Walter.
HSV: Johansson (46. Oppermann) - Heyer, David, Rohr (67. Chakvetadze), Andresen (46.Großer) - Meffert - Chakvetadze (46. Jatta), Kinsombi (46. Krahn) - Kittel (46. Glatzel) - Kaufmann (84. Kittel), Wintzheimer.
Tore: 0:1 Bech (6. Minute), 0:2 Bürgy (18.). 0:3 Kramer (24.), 0:4 Sörensen (37.), 0:5 A. Jatta (45.), 1:5 Kaufmann (56.), 2:5 Glatzel (60.), 3:5 Glatzel (62.), 4:5 Glatzel (67., Foulelfmeter).
Schiedsrichter: Tobias Stieler
Der Liveblog des HSV-Testspiels gegen Viborg zum Nachlesen:
Schluss im Volkspark: Aufholjagd des HSV kommt zu spät
Bundesliga-Schiedsrichter Tobias Stieler pfeift überpünktlich ab. Die zweite Halbzeit gewinnt der HSV mit 4:0 gegen Viborg. Die Hypothek aus der ersten Hälfte war aber zu groß. Nach indiskutabler erster Hälfte können die Hamburger in Durchgang zwei Ergebniskorrektur betreiben.
Wahnsinn im Volkspark: HSV schafft den Anschlusstreffer
Glatzel mit dem lupenreinen Hattrick. Innerhalb von sieben Minuten trifft der Torjäger zum dritten Mal. Dieses Mal vom Elfmeterpunkt. Jonas David war zuvor von Clint Leemans gefoult worden. In der Folge beruhigt sich die Partie, aber der HSV drängt auf den Ausgleich. In der 83. Minute müssen die Hamburger verletzungsbedingt wechseln. Kaufmann hat sich offenbar an der Schulter verletzt.
HSV mit dem Dreierpack: Ergbniskosmetik durch Kaufmann und Glatzel
Mit besserer Körpersprache kommen die HSV-Profis aus der Kabine. Nach einer Flanke von Manuel Wintzheimer patzt der eingewechselte Viborg-Keeper Kasper Kiilerich, der den Ball vor die Füße von Mikkel Kaufmann baggert, der in der 56. Minute nur noch einschieben muss. Nur drei Minuten später sind es erneut die Hamburger, die treffen können. Nach schöner Vorarbeit von Maximilian Rohr muss Robert Glatzel nur noch einschieben. Und der muntere Torreigen geht weiter. Nach einem schönen Steckpass von Heyer auf Bakery Jatta legt der Gambier quer, sodass Glatzel seinen Doppelpack schnüren kann. Das 3:5 sieht zumindest etwas besser aus, wenngleich man sagen muss, dass die Dänen deutlich den Fuß vom Gas genommen hat.
HSV-Trainer Walter wechselt zur zweiten Halbzeit durch
Der HSV lässt die Dänen einige Minuten auf dem Rasen warten. Offenbar hatte Tim Walter nach der Nicht-Leistung seiner Spieler in der Pause viel zu erzählen. Es gibt wahrlich schönere Dinge, als bei einem 0:5 eingewechselt zu werden. Für Torwart Johansson kommt Eigengewächs Leo Oppermann in die Partie. Auch Bakery Jatta, Robert Glatzel, Elijah Krahn und U-21-Profi Maximilian Großer dürfen das Debakel verwalten. Nicht mehr dabei sind Sonny Kittel, Bent Andresen, David Kinsombi und Giorgi Chaktvetadze.
Halbzeit im Volkspark: Indiskutabler HSV liegt 0:5 gegen Viborg hinten
Tim Walter wollte von seiner Mannschaft eine Reaktion auf das schwache 1:1 gegen Düsseldorf sehen. Doch das, was der HSV in den ersten 45. Minute gegen Viborg FF abliefert, ist erschreckend. Keine Körpersprache, kein Wille, zwei Torabschlüsse und katastrophales Defensivverhalten. Mit dem 0:4 ist der HSV noch gut bedient. Younes Bakiz verpasst kurz vor der Pause das 0:5. Das gelangt mit dem Pausenpfiff Alassana Jatta nach einem kapitalen Bock von Torhüter Johnasson. Auffällig: Es findet auf dem Platz kaum Kommunikation statt. Keiner der Führungsspieler versucht, mal aufzurütteln, dazwischenzuhauen oder an die Ehre zu appellieren.
Mega-Patzer von Johansson. HSV kassiert 0:5
Kein Testspiel ohne Patzer von Marko Johansson. Unmittelbar vor dem Pausenpfiff. Nach einem Rückpass von Jonas David verdaddelt der Schwede den Ball an der Mittellinie. Der eingewechselte Alassana Jatta, nicht verwandt mit Bakery Jatta, kann ins leere Tor einschieben. Ohne Worte!
HSV völlig von der Rolle: Sörensen erzielt vierten Treffer für Viborg
Bislang war Christian Sörensen bei Viborg als Vorbereiter aufgefallen, doch er kann auch selber treffen. Nach einem Konter steht der Linksfuß frei vor HSV-Keeper Johansson, der keine Chance hatte. 0:4 nach 37 Minuten. Und das ist auch in der Höhe hochverdient.
Viborg zeigt lustlos wirkenden HSV die Grenzen auf
Nach 30 Minuten muss man konstatieren, dass es ein katastrophaler Auftritt des HSV ist. Irgendwie wirkt das Walter-Team pomadig, fast schon lustlos. Viborg hat eine deutlich bessere Einstellung zu dem Spiel. Offensivaktionen der Hamburger gibt es nicht, stattdessen viele technische Fehler, wenig Bewegung und keine Ideen.
HSV-Debakel nimmt seinen Lauf! 0:3 nach 24 Minuten
Nächste Standardsituation, nächster Gegentreffer. Eine Freistoßflanke vom auffälligen Sörensen findet den Kopf von Viborgs Innenverteidiger Lars Kramer, der ohne Gegenwehr einköpfen kann. So langsam wird die Partie zum Debakel.
0:2! HSV schläft bei einem Eckball - Viborg deutlich besser
Es bleibt dabei: Die Hamburger finden überhaupt keinen Zugang zu der Partie. Nach einer Ecke von Christian Sörensen kann Nicolas Bürgy in der 18. Minute aus kurzer Distanz einköpfen. Zwei Minuten später kommt Mikkel Kaufmann zu einem ersten Abschluss. Gefährlich sieht aber anders aus.
Der HSV tut sich weiter schwer, ins Spiel zu finden
Nach 15 Minuten kann der HSV noch keine Akzente im Offensivspiel setzen. Viborg wirkt deutlich griffiger in den Zweikämpfen. Bisher knüpfen die Hamburger an die Leistungen in der Liga an.
Früher Rückstand für den HSV: Bech bestraft das Walter-Team
Nach einer zerfahrenen Anfangsphase war es Viborg, die für das erste Highlight sorgte. Tobias Bech vollstreckt sehenswert in den Winkel, nachdem er zuvor HSV-Talent Bent Andresen mit einer Körpertäuschung ins Kino geschickt hat. Torhüter Marko Johansson zeigte keinerlei Reaktion beim platzierten Schuss des Dänen.
HSV-Trainer Walter setzt auf zuletzt suspendierten Kaufmann
Die Blicke von Tim Walter werden gegen Viborg vor allem auf Stürmer Mikkel Kaufmann (20) gerichtet sein. Der 20-Jährige, der zuletzt wegen Disziplinlosigkeit suspendiert war, darf gegen seine Landsleute im Sturm gemeinsam mit Manuel Wintzheimer antreten. Schreibt Kaufmann endlich mal wieder sportliche Schlagzeilen?