Hamburg. Krohn war in den 70er-Jahren Präsident und holte als erster Generalmanager der Rothosen Kevin Keegan zum HSV.
Der HSV trauert um Dr. Peter Krohn. Der frühere Präsident starb am Donnerstag im Alter von 89 Jahren nach langer Krankheit, wie der Zweitligist am Freitagabend bekannt gab. Krohn folgte seiner Frau Doris, die nur zwei Wochen zuvor am 16. März verstorben war.
„Mit Dr. Peter Krohn verstarb eine der ganz großen und prägenden Persönlichkeiten des Fußballs und speziell des HSV“, schrieb der Club in seiner Mitteilung am Abend.
Krohn holte Kevin Keegan zum HSV – für eine Rekordsumme
Krohn studierte in Hamburg Volkswirtschaft und machte sich anschließend mit einer Werbeagentur selbstständig, was ihn 1967 zum HSV führte. Bis 1975 war er zunächst Präsident. In seiner anschließenden Funktion als Generalmanager lotste Krohn 1977 für die damalige Rekordsumme von 2,3 Millionen D-Mark den Engländer Kevin Keegan vom FC Liverpool in den Volkspark.
Er sanierte den finanziell angeschlagenen HSV und führte ihn in die Spitzengruppe Europas. 1977 gewann der Verein unter ihm den Europapokal der Pokalsieger.
Krohn und das pinke HSV-Trikot: "Ich habe viel mit Farben experimentiert
Krohn dachte stets groß und war so etwas wie der Marketingerfinder im Fußball. Unter ihm spielte der HSV erstmals in pinken Trikots. „Ich habe viel mit Farben experimentiert“, sagt er später einmal. „Blau war meine Lieblingsfarbe. Aber das pinkfarbene Trikot habe ich 1977 für das Europacup-Finale ausgesucht, weil ich mir vorstellte, dass es unter Flutlicht besonders gut aussehen würde. Aber ich gebe zu: Ich habe lange gezögert, ob ich es riskieren soll.“ Diese Einfälle waren berühmt-berüchtigt.
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Krohn blieb dem HSV auch nach dem Ende seiner Managerfunktion verbunden, unter anderem im Aufsichtsrat. Bereits Peter Krohns Vater, Hans Krohn, spielte für den HSV und wurde 1923 Deutscher Fußballmeister. „Diese Liebe zum HSV wurde ihm in die Wiege gelegt“, schreibt der HSV in seinem Nachruf.
"Nicht einen Pfennig Kredit für Spielekäufe aufgenommen"
Vor vier Jahren traf er sich zum letzten Mal zum Interview mit dem Abendblatt. Zu gerne erzählte er die Geschichten aus seiner erfolgreichen Zeit beim HSV. „Während meiner Amtszeit habe ich nicht einen Pfennig Kredit für Spielerkäufe aufgenommen“, sagte Krohn nicht ohne Stolz.
Sein erster finanzieller Coup: Im Januar 1974 verkaufte Krohn die HSV-Brust für zweieinhalb Jahre für 800.000 Mark an Campari. Nach Braunschweig (Jägermeister) war dies erst der zweite Sponsoren-Abschluss dieser Art in der Bundesliga. Da im Europacup Werbung verboten war, ließ Krohn 1977 die Endspielshirts mit „HSV“ beflocken. Dann wenigstens Eigenwerbung.
Unter Krohns Ägide kamen Felix Magath und Willi Reimann zum HSV
Krohns sportliche Philosophie: Junge Spieler mit langfristigen Verträgen ausstatten, dazu erfahrene Kräfte für eine Übergangsphase verpflichten, damit die Talente wachsen können – ein Konzept wie aus dem (noch gültigen) Fußball-Lehrbuch.
Krohn profitierte davon, dass bereits Hochbegabte wie Rudi Kargus, Peter Hidien oder Manfred Kaltz und Caspar Memering für den HSV spielten. Aber er holte weitere dazu: So kamen Felix Magath von Zweitligist Saarbrücken und Willi Reimann von Hannover 96.
In der Ära Krohn landete der HSV stets vor Bayern München
Die Folge: In den vier Jahren der Ära Krohn landete der HSV am Ende der Saison stets vor Bayern München, in dessen Team Stars wie Beckenbauer, Hoeneß und Müller standen. Nach der DFB-Pokalfinalniederlage 1975 gegen Frankfurt holte der HSV 1976 den Pott gegen Kaiserslautern (2:0) – es war die Eintrittskarte für den Europapokal.
Mit der Vizemeisterschaft durften die HSV-Fans die bis dahin beste Platzierung in der Bundesliga feiern. Schuldenfrei war der Club schon längst – Krohn sei Dank.