Hamburg. Die Ultras sind zurück, doch die Zuschauerzahlen bleiben hinter den Erwartungen. Der HSV muss die Gründen ernst nehmen.
Die Rückkehr der aktiven Fanszene beim HSV wurde inszeniert wie ein Einmarsch der Gladiatoren. Begleitet vom Applaus der Nordtribüne kamen die Ultras der Castaways und der Clique du Nord am Sonnabend rund 45 Minuten vor dem Anpfiff auf ihre Plätze hinter dem Tor hereinmarschiert. Der Vorsänger übernahm das Kommando und heizte die Stimmung an. Erstmals seit 756 Tagen – dem 2:1-Sieg gegen Jahn Regensburg am 7. März 2020 – gab es im Volksparkstadion wieder einen organisierten Support. Durch den Wegfall der 3G-Regel kehrten die Ultras nach zwei Jahren Corona-Pandemie zurück.
„Die Stimmung fand ich gut. Man merkt, dass die Ultras wieder da sind. Du spürst, dass die Zuschauer hinter der Mannschaft stehen“, sagte Sportvorstand Jonas Boldt. Mit der Zuschauerzahl von 27.136 waren die HSV-Verantwortlichen jedoch nicht glücklich. Zum Vergleich: Beim bis dahin letzten Spiel mit den Ultras gegen Regensburg kamen 41.317 Zuschauer, obwohl der HSV zuvor 0:2 gegen St. Pauli und 0:3 in Aue verloren hatte.
Beim Nachholspiel gegen Aue an diesem Dienstag (18.30 Uhr) wird es die Hälfte. Bislang sind erst 19.000 Karten verkauft. „Natürlich erhoffen wir uns, dass mehr Zuschauer kommen“, sagte Boldt, der einige Gründe nennt, warum viele Plätze aktuell leer bleiben. „Das Zuschauerverhalten hat sich verändert, auch im privaten Bereich. Die Eintrittspreise sind nicht im unteren Drittel, wir haben keine Dauerkarten verkauft und starten jede Woche bei null.“
Zu wenig Fans: HSV muss aufpassen
Doch auch das vierte Jahr Zweite Liga macht sich beim HSV allmählich bemerkbar. Der Club muss aufpassen, dass sich die wiederkehrenden sportlichen Enttäuschungen und die trotzdem noch hohen Eintrittspreise nicht nachhaltig auf das Interesse der Fans auswirken. Wie kaum ein anderer Club lebt der HSV finanziell noch von den Zuschauereinnahmen. In diesem Jahr hatte er das Pech, dass die attraktivsten Spiele gegen St. Pauli, Bremen und Schalke noch von Beschränkungen betroffen waren.
Mit dem DFB-Pokal-Halbfinale gegen den SC Freiburg am 19. April wartet noch ein echtes Highlight auf die Fans. Boldt sieht auch die Mannschaft in der Pflicht, wieder mehr Zuschauer ins Stadion zu locken. „Wir müssen dafür sorgen, unsere Fans zu begeistern. Ich finde es trotzdem positiv, dass gegen Paderborn fast 30.000 da sind und sich mit unserem Weg identifizieren.“
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HSV braucht Siege für mehr Fans
Im Vergleich zu anderen Standorten kann sich der HSV auch nicht beschweren. Zum Heimspiel von Ligakonkurrent Hannover 96 kamen am Sonnabend nur 9200 Zuschauer. Zudem plant der Club für die neue Saison neue Ideen, um das Stadionerlebnis attraktiver zu machen.
Die beste Idee, das Stadion wieder zu füllen, wäre aber ganz einfach: besser Fußball zu spielen als am Sonnabend.