Hamburg. In einer Statistik sind die Hamburger derzeit das Maß aller Dinge im deutschen Profifußball. Was das für den Endspurt bedeutet.
Die Zeiten, in denen der HSV fußballerisch das Maß aller Dinge in Deutschland war, liegt bummelige 40 Jahre zurück. Die Älteren werden sich dunkel erinnern. In einer Statistik ist die Mannschaft von Trainer Tim Walter (46) allerdings im Februar 2022 die klare Nummer eins.
Nach der deutlichen 0:3-Niederlage des Stadtrivalen FC St. Pauli gegen Hannover 96 am Sonntag ist der HSV das einzige Team in den drei Profiligen, das noch komplett ohne Heimniederlage ist. Selbst der ruhmreiche FC Bayern München musste in der Allianz-Arena den Rasen schon zweimal als Verlierer verlassen.
Volksparkstadion war häufig Selbstbedienungsladen
In den vergangenen Spielzeiten waren die Hamburger nicht gerade als Heimmacht in Erscheinung getreten. Im Volksparkstadion gab es für Anhänger die eine oder andere Enttäuschung zu verdauen. Man denke da an das 0:5 gegen Jahn Regensburg in der Saison 2018/19, das 0:2 im Stadtderby gegen St. Pauli im Februar 2020, oder das blamable 1:5 am 34. Spieltag der Saison 2019/20 gegen den SV Sandhausen, als der zuvor als "Tor-Allergiker" in die Geschichte eingegangene Dennis Diekmeier den HSV mit einem Treffer demütigte.
Der Aufstieg wurde in den vergangenen drei Jahren in erster Linie im heimischen Stadion verspielt. In der vergangenen Saison gab es für die Mannschaft von Trainer Daniel Thioune drei Heimniederlagen.
In dieser Saison – so scheint es – ist der HSV deutlich stabiler in den eigenen vier Wänden. Und das trotz der Tatsache, dass – wie in allen anderen Arenen auch – keine oder nur wenige Zuschauer zugelassen waren. In zwölf Spielen gab es sechs Siege und ebenso viele Remis. Macht unter dem Strich 24 Punkte.
Die vielen Unentschieden sind allerdings der Grund, warum der FC St. Pauli nach Punkten gesehen das beste Heimteam der Zweiten Liga ist. Die Braun-Weißen haben 26 Punkte im Millerntor-Stadion geholt.
Wird die Heimstärke der Trumpf im Aufstiegskampf?
Und das Thema Heimstärke könnte im Saisonendspurt noch ein wesentlicher Faktor werden. Von den verbleibenden elf Partien finden sechs im Volksparkstadion statt. Zudem kann das Walter-Team vor den eigenen Fans in der nächsten Woche gegen den Karlsruher SC ins Halbfinale des DFB-Pokals einziehen. Schöne Aussichten.
Doch vorher steht erst einmal das prestigeträchtige Nordderby gegen Tabellenführer Werder Bremen auf dem Programm. Mit einem Sieg gegen den ewigen Rivalen würde der HSV auf Rang eins klettern. Wie viele Zuschauer zugelassen sein werden, ist noch unklar. Derzeit verhandeln die Verantwortlichen und die Stadt Hamburg darüber, bereits mehr als die momentan erlaubten 10.000 Fans zulassen zu dürfen.
Ab dem 4. März, zwei Tage nach dem KSC-Spiel, wären laut Ministerpräsidentenkonferenz wieder 25.000 Zuschauer erlaubt. Und der HSV kämpft darum, diese Kapazität bereits zu den wichtigen Spielen gegen Bremen und Karlsruhe nutzen zu können. Am Dienstag will der Hamburger Senat darüber entscheiden. „Es gibt das aufrichtige Bemühen, dem HSV schon für das Pokalspiel am 2. März so viele Zuschauer zu gestatten, wie nach dem Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz erst für den 4. März vorgesehen sind“, sagte Sportstaatsrat Christoph Holstein.