Hamburg. Angeführt von Sebastian Schonlau spielten die Hamburger zum ersten Mal seit Oktober wieder vor Zuschauern – und gewannen.

Die 4034 Fans waren zufrieden, als sie am Sonnabendnachmittag das Volksparkstadion verließen. Der Hamburger SV hat die Generalprobe vor dem Zweitliga-Start verdient mit 1:0 (1:0) gegen den Schweizer Erstligaclub FC Basel gewonnen.

Das entscheidende Tor erzielte Stürmer Manuel Wintzheimer in der 39. Minute. „Die Jungs haben Bock. Das war eine nette Stimmung hier. Es macht einfach Spaß, wieder vor Fans zu spielen. Unterstützt uns bitte auch gegen Dresden so. Das brauchen wir“, sagte der neue HSV-Trainer Tim Walter (45) nach dem Spiel in Richtung der Fans.

HSV vor dem Saisonauftakt bei Schalke: "Gier und Hunger sind da"

Für den HSV war es das vierte und letzte Vorbereitungsspiel vor dem Pflichtspielstart beim FC Schalke 04 am kommenden Freitag. „Die Gier und der Hunger sind da. Das sind Worte, die ich groß schreibe. Ich hoffe, dass wir uns gegen einen internationalen Gegner beweisen können. Die Vorfreude steigt“, hatte Sportvorstand Jonas Boldt (38) vor dem Anpfiff gesagt und angekündigt, dass sich auch die Hamburger etwas überlegen wollen, wie sie den Opfern und Geschädigten der schlimmen Überflutungen im Westen und Südwesten Deutschlands helfen können.

„Die Ereignisse sind schrecklich. Es ist schon sehr seltsam, wenn man hier bei strahlendem Sonnenschein steht und Vorfreude auf die neue Saison hat. Ich habe lange in der Region gelebt, und Freunde dort. Es ist schwierig, zu greifen, und beschäftigt einen. Wir werden uns hinsetzen, und schauen, welche Möglichkeiten hat man, um Solidarität zu zeigen“, ergänzte Boldt.

Erstes HSV-Spiel vor Zuschauern seit Oktober – mit neuem Kapitän

Zum ersten Mal seit dem 30. Oktober 2020 waren überhaupt wieder Zuschauer im Volksparkstadion. Beim 2:2 gegen den FC St. Pauli durften damals 1000 Anhänger dabei sein. Letztmals mehr als 1000 Zuschauer gab es im HSV-Stadion am 7.März 2020, als 41.317 Zuschauer den 2:1-Heimsieg der Hamburger gegen den SSV Jahn Regensburg sahen.

Und die zugelassenen HSV-Fans sahen bereits vor dem Anpfiff, dass die Hamburger einen neuen Kapitän haben. Neuzugang Sebastian Schonlau, der das Amt bereits beim SC Paderborn ausgeübt hatte, trägt beim HSV in der neuen Saison die Binde am Arm. Der 26-Jährige ist somit der Nachfolger von Linksverteidiger Tim Leibold.

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„Das war eine total schwere Entscheidung“, gab Walter Einblick in die internen Abläufe. „Schonlau und Leibold sind die, die mit dem Mannschaftsrat Verantwortung übernehmen sollen. Es kann aber nur einer die Binde tragen." Abwehrtalent Jonas David, Tom Mickel und Jonas Meffert bilden gemeinsam mit Schonlau und Leibold den Mannschaftsrat des HSV-Teams. "Vielleicht sollte man es so machen wie im Hockey. Ein Kapitän trägt die Binde am Arm, der andere am Bein“, regte der Coach an.

HSV zeigt im letzten Testspiel Mut zum Risiko

Und von Beginn an war klar, wie der HSV künftig auftreten will. Mutig, variabel, immer bereit, ein gewisses Risiko einzugehen. Gerade im Aufbauspiel sorgten die Innenverteidiger für heikle Momente, weil sie einen Tick zu bemüht waren, spielerische Lösungen zu finden. So wie in Minute zwei, als sich Jonas David, der den Vorzug vor Toni Leistner erhielt, selbst mit einem Dribbling im eigenen Strafraum in Schwierigkeiten brachte. Basels Valentin Stocker konnte daraus aber kein Kapital schlagen.

Bei sommerlichen 26 Grad entwickelte ich eine Partie, die zunächst ohne große Höhepunkte verlief. Die Gastgeber hatten mehr Ballbesitz, allerdings fehlte es an Tiefe und Präzision beim Spiel in die Spitze. Und der Schweizer Erstligaclub, für den es ebenfalls die Generalprobe vor dem Pflichtspielstart war? Der wurde vor allem dann im Ansatz gefährlich, wenn der HSV den Ball herschenkte.

Wintzheimer scheitert erst an Basels Keeper - und trifft dann doch

Gerade bei der Konterabsicherung fehlte es beim Walter-Team noch an Abstimmung. Und so nutze der neue HSV-Coach nach 25 Minuten die von Bundesliga-Schiedsrichter Patrick Ittrich (42) angeordnete Trinkpause für eine Schulung an einer kleinen Taktik-Tafel. Und doch dauerte es bis zur 36. Minute, bis die Hamburger ihre erste Chance hatten. Nach einer Flanke von David Kinsombi scheiterten nacheinander Manuel Wintzheimer und Bakery Jatta an Basels Schlussmann Heinz Lindner.

Immerhin wurde der HSV im Anschluss etwas lebendiger. Erst scheiterte Ex-Kapitän Leibold per Freistoß aus 20 Metern an Lindner (37.), kurz danach verzog Neuzugang Ludovit Reis, ehe in der 39. Minute der auffällige Wintzheimer den Ball kurios am Basel-Keeper zur 1:0-Führung vorbeispitzelte. Und durch diesen erzwungenen Treffer bekam der HSV deutlich mehr Kontrolle, Präzision und Zug in seine Aktionen, sodass die Halbzeitführung verdient war.

HSV kontrolliert die Partie auch nach der Halbzeit

Nach der Pause verzichtete Trainer Walter zunächst auf Wechsel. Die in der ersten Hälfte enttäuschenden Schweizer kamen etwas besser aus der Kabine. Stocker prüfte in der 47. Minute aus knapp 25 Metern HSV-Keeper Daniel Heuer Fernandes, der ansonsten einen ruhigen Nachmittag verlebte.

Im zweiten Durchgang kontrollierten die Hamburger die Partie weiter. Nach einer schönen Kombination flankte in Minute 61 der agile Wintzheimer auf den zweiten Pfosten, wo Glatzel sehenswert per Direktabnahme abschloss, jedoch in Basel-Keeper Lindner seinen Meister fand.

Basels Torwart verhindert zweiten Treffer für den HSV

In der Folge wechselten die Hamburger mehrmals durch. Der eingewechselte Mittelstürmer Mikkel Kaufmann verpasste per Kopf in der 67. Minute nur knapp das 2:0. Durch die vielen Wechsel ging der Spielfluss zunehmend verloren. Nach einer unglücklichen Abwehr von HSV-Keeper Heuer Fernandes wurde Basels Offensivspieler Pajtim Kasami in letzter Sekunde noch geblockt.

In der Schlussphase wollten die Hamburger ihren Fans noch einen zweiten Treffer schenken. Nach einer sehenswerten Kombination über die eingewechselten Klaus Gjasula und Aaron Opoku wurde der Abschluss des ebenfalls kurz zuvor ins Spiel gekommenen Robin Meißner auf der Linie gerettet. Und das Sturmtalent war es auch, das eine Minute später per Freistoß aus 20 Metern am Schweizer Keeper Lindner scheiterte.

Tim Walter: "Wir müssen schneller Tiefe in unser Spiel bekommen"

Als HSV-Torhüter Heuer Fernandes sieben Minuten vor dem Ende auch noch den letzten gefährlichen Ball von Basels Afimico Pululu entschärfte, war die gelungene Generalprobe für die Hamburger perfekt. „Wir haben uns vorgenommen, viel den Ball zu haben. Das haben die Jungs gut umgesetzt. Wir müssen nur schneller Tiefe in unser Spiel bekommen und uns für unseren Aufwand belohnen“, bilanzierte Walter nach seinem ersten Spiel im Volksparkstadion als HSV-Trainer.

Aufstellung: Heuer Fernandes – Gyamerah, Schonlau (68. Leistner), David (68. Rohr), Leibold (68. Muheim) – Meffert (63. Onana) – Reis (68. Heyer), Kinsombi (63. Gjasula) – Wintzheimer (74. Meißner) – Jatta (74. Opoku), Glatzel (63. Kaufmann).

Tor: 1:0 (39.) Wintzheimer

Zuschauer: 4034