Hamburg. Nicolai Müller erzielte das letzte HSV-Tor in einer Relegation. Der Matchwinner von 2015 sieht die Hamburger gegen Hertha im Vorteil.

Eigentlich hat Nicolai Müller gerade Ferien, doch in dieser Woche muss der 34-Jährige sehr früh aufstehen. Der Angreifer der Central Coast Mariners schaut sich nicht nur das Europa-League-Finale zwischen Eintracht Frankfurt und den Glasgow Rangers an, sondern auch das Spiel zwischen Hertha BSC und seinem Ex-Club HSV. 4.30 Uhr morgens ist es in Gosford bei Müller, wenn das Relegationshinspiel angepfiffen wird. „Früh ins Bett gehen und früh aufstehen“, sagt Müller, als ihn das Abendblatt in Australien erreicht.

Der ehemalige HSV-Profi spricht gerne über die Relegation. Schließlich war er es, der dabei das bislang letzte Tor für die Hamburger erzielt hat. Fast genau sieben Jahre ist es her, dass Müller im Relegationsrückspiel des HSV beim Karlsruher SC in der 115. Minute am langen Pfosten lauerte. Nach einer Hereingabe von Cléber Reis landete der Ball vor den Füßen von Müller, der aus kurzer Distanz nur noch einschieben musste. Der HSV war gerettet. Und Müller neben Marcelo Diaz, der sein Team mit dem Freistoß in der Schlussminute in die Verlängerung gebracht hatte, der Held.

HSV News: Müller wird Relegation nie vergessen

Es war ein Abend, den Müller nie mehr vergessen wird. Den er aber auch nicht unbedingt noch einmal erleben muss. „So einen Nervenkitzel hatte ich nie mehr in meinem Leben“, sagt Müller. „Vor allem noch mit so einem dramatischen Verlauf. Die Nerven lagen blank bei allen im Stadion. Umso geiler, wenn du am Ende dann das Ding machst.“

Müller machte das Ding. Und ein Jahr nach der ersten Relegation gegen Fürth dachte man, dass der HSV irgendwie nicht absteigen kann. Drei Jahre später war es dann aber doch so weit. Auch, weil Müller nach seinem Kreuzbandriss am ersten Spieltag erst zwei Spieltage vor Saisonende wieder zur Verfügung stand. Der Flügelstürmer wechselte nach dem Abstieg zu Eintracht Frankfurt, ein Jahr später ging es nach Australien.

 „Der HSV kommt aus einem Lauf"

Dort verfolgt Müller noch immer, was der HSV macht. Dass die Hamburger doch noch die Chance auf den Aufstieg haben, hätte auch er nicht mehr gedacht. „Ich habe es verfolgt und habe auch gesagt: Mist, das war’s wieder.“ Doch dann gewann der HSV fünf Spiele in Folge. „Der HSV kommt aus einem Lauf. Hertha ist durch ein Negativerlebnis in der Relegation. Daher sehe ich den HSV leicht im Vorteil, was den Kopf angeht.“

Anders als 2015 geht es für die Hamburger nicht mehr darum, den erstmaligen Abstieg aus der Bundesliga zu verhindern, sondern den erstmaligen Aufstieg in die Erste Liga zu schaffen. „Man ist der Außenseiter und kann sehr viel gewinnen. Wir konnten eigentlich fast nur verlieren“, sagt Müller. Ein neuer Nervenkrimi werde es aber für beide Clubs: „Relegation bleibt Relegation.“

HSV News: Aufstieg wäre besonderes Ereignis

Der ehemalige Nationalspieler kann sich vorstellen, was in Hamburg los sein wird, wenn der HSV den Aufstieg schaffen sollte. 2017 war Müller im Volksparkstadion dabei, als Luca Waldschmidt mit seinem Kopfballtor gegen den VfL Wolfsburg den HSV vor der Relegation bewahrte, die Fans auf den Platz stürmten und unter anderem die Torpfosten abmontierten.

„Wenn der HSV es nach der langen Zeit in der Zweiten Liga schafft, wäre das etwas, was in Hamburg so schnell nicht wieder passieren würde“, sagt Müller. „Wir haben die Bilder aus Schalke und Stuttgart gesehen.“ Müller ist sich sicher: „Die Fans in Hamburg würden das noch toppen.“

Die Karten für das Rückspiel des HSV gegen Hertha am Montag im Volksparkstadion waren am Mittwoch innerhalb von zehn Minuten ausverkauft.