Hamburg. Bei Osnabrück gegen HSV geht es nicht nur um 1., 2. und 3. Liga, es geht auch um sehr viel Geld – sowie ein Fernduell um die Zukunft.

Horst Hrubesch präsentierte sich voller Vorfreude, als er seinen Platz auf dem Podium in der ersten Etage des Volksparkstadions einnahm. Wie gewohnt drei Minuten zu früh betrat der Interimstrainer des HSV am Freitag den Presseraum. Auf einen kurzen Plausch mit Clubsprecher Philipp Langer folgte noch ein Witz – dann sollte es eigentlich losgehen mit der digitalen Pressekonferenz vor dem Spiel am Sonntag gegen den VfL Osnabrück (15.30Uhr/Sky und im Liveticker bei abendblatt.de). Doch daraus wurde vorerst nichts.

Wegen technischer Probleme bat der HSV sowohl Hrubesch als auch die Medienvertreter um Geduld. Mit einer achtminütigen Verzögerung durfte der Coach dann endlich starten. „Osnabrück ist keine Mannschaft, die uns an die Wand spielen kann. Es wird 90 Minuten über den Kampf gehen“, sagte Hrubesch, der davon überzeugt ist, dass seine Spieler den Kampf auch annehmen werden. Und das, obwohl die Mannschaft schon mehrfach an dieser Aufgabe scheiterte.

Sowohl beim Schlusslicht aus Würzburg (2:3) als auch beim Tabellen-15. Sandhausen (1:2) sowie beim 14. Regensburg (1:1) wehrte sich der HSV zu wenig gegen die körperbetonte Spielweise der Abstiegskandidaten. Doch nach dem Trainerwechsel von Daniel Thioune zu Hrubesch sollen solche Leichtsinnigkeiten nicht mehr vorkommen, verspricht der neue Mann. „Die Jungs haben alle an sich gezweifelt, das war der entscheidende Faktor. Sie haben irgendetwas probiert, wovon sie nicht überzeugt waren“, gibt der 70-Jährige einen Einblick über den mentalen Zustand der Profis bei seiner Übernahme vor knapp zwei Wochen.

Horst Hrubesch hat Stimmung beim HSV verbessert

Ein Zustand, der nun der Vergangenheit angehören soll. „Im Moment haben wir eine ganz andere Geschwindigkeit auf dem Platz“, sagt Hrubesch. „Die Stimmung im Team ist komplett anders, die Spieler glauben wieder an sich.“

Unter Hrubesch ist der Glaube an den Aufstieg zurückgekehrt. Doch nach einer durchwachsenen Rückrunde kann der HSV (55 Punkte) maximal noch die Relegation erreichen. Vorausgesetzt der Tabellendritte Greuther Fürth (58) patzt an den beiden letzten Spieltagen am Sonntag in Paderborn oder eine Woche später gegen Düsseldorf.

Hrubesch sieht den Druck beim HSV

Obwohl die Hamburger die Saison nur noch retten können, wenn Fürth strauchelt, will sich Hrubesch am Sonntag nicht über das Ergebnis des parallel stattfindenden Spiels in Paderborn informieren lassen. „Für mich ist es aus einem einfachen Grund egal: Ich habe zwei Spiele, und die muss ich beide gewinnen. Ansonsten klappt es sowieso nicht“, sagt Pragmatiker Hrubesch – und legt noch einen aus seiner Sprüchekiste nach: „Sekt oder Selters – erst nach dem Spiel gucken wir auf die Tabelle.“

So weit so klar. Allerdings könnten sich sämtliche Aufstiegschancen nach dem Osnabrück-Spiel bereits in Luft aufgelöst haben – wenn Fürth mehr Punkte holt als der HSV. Für Hrubesch ist die Ausgangslage für seine Elf daher prekärer, auch wenn die Franken etwas zu verlieren haben. „Der Druck wird immer größer, wenn man es selber nicht mehr in der Hand hat“, meint der HSV-Coach.

Wann der HSV Osnabrück eine Million Euro zahlen muss

Auch der kommende Gegner aus Osnabrück hat sein Saisonziel Klassenerhalt nicht mehr in der eigenen Hand. Die Niedersachsen (30 Punkte) belegen einen direkten Abstiegsplatz, haben aber jeweils nur einen Punkt Rückstand auf die Konkurrenz aus Braunschweig und Sandhausen. Der zu Hause seit 13 Partien punktlose VfL muss also gegen den HSV das schaffen, was ihm zuletzt am 6. Spieltag Ende Oktober gegen Sandhausen (2:1) gelang: ein Heimspiel gewinnen.

Dabei könnte auf den ersten Blick eine Niederlage aus finanzieller Sicht für Osnabrück verlockend sein. Denn sollte der HSV aufsteigen, müsste der Club nach Abendblatt-Informationen knapp eine Million Euro an den VfL im Gesamtpaket für den inzwischen freigestellten Daniel Thioune und Verteidiger Moritz Heyer nachzahlen. Beide waren vor der Saison für eine Ablöse von insgesamt 1,1 Millionen Euro von Osnabrück nach Hamburg gewechselt – verbunden mit jener Erfolgsprämie in ähnlicher Höhe.

Auf den zweiten Blick wäre der Klassenerhalt um einiges lukrativer als eine mögliche Nachzahlung für Thi­oune und Heyer. Klar ist aber auch: Betrüge der Osnabrücker Etat im Falle eines weiteren Zweitligajahres 8,5 Millionen Euro, wären es bei einem Abstieg in die Dritte Liga nur 4,5 Millionen Euro. Die potenzielle Millionennachzahlung des HSV könnte also 22 Prozent des Gesamtetats einnehmen – mehr als ein Fünftel.

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Hrubesch erteilt HSV-Verbleib eine Absage

Doch genug mit den Rechenspielchen. Die finden in erster Linie in Form des Tabellenrechners statt. Hrubesch hofft bereits an diesem Sonntag auf einen Patzer des Aufstiegsrivalen Fürth. „Vielleicht hilft uns Paderborn aus der Patsche, das wäre gut.“

Gut fänden viele Fans, wenn sich Hrubesch nicht nur Gedanken über die kommenden beiden Spiele, sondern auch über die Saison hinaus machen würde. Was denn passieren müsse, damit Hrubesch HSV-Trainer bleibe, lautete eine vom Medienpartner Radio Energy weitergeleitete Fanfrage. „Meine Frau muss sich nicht scheiden lassen, dann geht das“, scherzte Hrubesch, ehe er dem Traum vieler Anhänger eine Absage erteilte. „Ich habe von Anfang an gesagt: Ich springe ein und helfe aus. Alles andere war und ist überhaupt kein Thema.“

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Eine weitere sich in Fankreisen aufdrängende Frage, wo der HSV stünde, wenn Hrubesch eher übernommen hätte, parierte der 70-Jährige ebenfalls mit Leichtigkeit. „Hätte, wenn und aber – das ist doch nur Gelaber.“ Gelabert wurde am Freitag bereits genug – und das trotz technischer Probleme.

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

  • Osnabrück: Kühn – Ajdini, Beermann, Trapp, Wolze – Multhaup, Reis, Taffertshofer, Amenyido – Kerk, Santos. Trainer: Markus Feldhoff
  • HSV: Ulreich – Gyamerah, Leistner, Heyer, Leibold – Onana, Kinsombi – Jatta, Kittel – Terodde, Meißner. Trainer: Horst Hrubesch
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