Hamburg. Hamburgs Handballer wollten das Spiel abbrechen, Melsungen nicht. Nun entscheidet die Liga, wie es weitergeht.

Am Montag hieß es für die Spieler des HSV Hamburg (HSVH), irgendwie den Kopf frei zu bekommen. Zu einschneidend war das Erlebnis vom Sonntagnachmittag, als der jüngere Bruder von HSVH-Rechtsaußen Thies Bergemann auf der Tribüne der Sporthalle Hamburg zusammenbrach und aus der Halle getragen werden musste.

Die Bundesligapartie gegen die MT Melsungen wurde rund eine halbe Stunde später abgebrochen. HSVH-Coach Torsten Jansen gab seinen Spielern zwei Tage frei, erst am Mittwoch wollen die Verantwortlichen das Gespräch mit dem Team suchen.

Handball: Melsungen wollte Spiel fortführen

Die gute Nachricht – der betroffene Fan konnte das Krankenhaus in Barmbek noch am Sonntagabend verlassen – sorgte für große Erleichterung. Nachdem die HSVH-Verantwortlichen am Sonntag aber noch fest davon ausgegangen waren, dass das in der 23. Minute abgebrochene Spiel (die MT führte mit 11:8) neu angesetzt wird, wuchsen am Montag die Zweifel an dieser Prognose.

Denn sosehr die Gäste auch Verständnis für den Abbruch hatten, so wenig konnte von einer einvernehmlichen Entscheidung die Rede sein. Die Offiziellen der Teams hätten sich mit den Schiedsrichtern und DHB-Delegierten zunächst auf eine Spielfortsetzung um 17 Uhr verständigt, berichtet MT-Geschäftsführer Axel Geerken auf Abendblatt-Nachfrage. Deshalb habe man um kurz vor 17 Uhr mit dem Aufwärmen begonnen.

Nur der HSVH wollte Spiel abbrechen

„Der HSVH aber kam nicht aus der Kabine zurück. Stattdessen teilten dessen Offizielle den Schiedsrichtern, dem HBL-Delegierten und uns mit, dass sich ihre Mannschaft nun doch außerstande sehe, das Spiel fortzusetzen“, sagt Geerken. Auch Bergemann habe sich ausdrücklich gewünscht, dass es weitergeht. „Wir waren spielbereit. Wir wollen natürlich nicht die sich offensichtlich kurzfristig geänderte Gefühlslage des HSVH beurteilen. Wie die HBL mit dem Spiel verfährt, müssen wir abwarten“, sagt er.

Auch HSVH-Geschäftsführer Sebastian Frecke räumt ein, dass es der alleinige Wunsch seines Vereins war, das Spiel abzubrechen. Laut den Ligastatuten wird das Match in diesem Fall gegen den HSVH gewertet. Nur wenn es zu einem medizinischen Zwischenfall kommt, bei dem der Zustand der Person beim Verlassen der Halle lebensbedrohlich ist, könne dies einen Abbruch rechtfertigen. Ob Bergemanns Bruder beim Heraustragen aus der Halle wieder bei Bewusstsein war oder erst im Krankenwagen zu sich kam, ist nicht einwandfrei zu belegen.

HSV Hamburg wünscht sich sportliche Entscheidung

Erst am 16. Oktober war die Partie des Bergischen HC gegen die HSG Wetzlar in der 52. Minute beim Stand von 19:21 abgebrochen und neu angesetzt worden, nachdem ein Fan rund eine Stunde lang auf der Tribüne wiederbelebt werden musste, danach aber verstarb. In diesem Fall hatten jedoch beide Teams für den Abbruch gestimmt.

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„Wir würden das Spiel gern sportlich klären. Jetzt ist die Frage, ob die Liga das auch so sieht“, sagte Frecke, der am Montagnachmittag das Gespräch mit Geerken suchte. „Selbst wenn das Spiel im Nachhinein gegen uns gewertet würde, bleibt der Spielabbruch für uns weiterhin die richtige Entscheidung.“

Die Spielleitende Stelle will über den Fall an diesem Dienstag beraten. Nach Abendblatt-Informationen stehen die Chancen gut, dass es zur Neuansetzung kommt. Ein Nachholtermin müsste allerdings noch in diesem Jahr gefunden werden, da die Liga die Hinrunde bis Ende Dezember vollständig beenden will.