Hamburg. Der 38 Jahre alte Handball-Nationaltorwart unterschrieb einen Fünfjahresvertrag. Er schlug ein Angebot vom FC Barcelona aus.

Der Handball Sport Verein Hamburg (HSVH) hat die nächste große Weiche für eine erfolgreiche sportliche Zukunft gestellt und eindrucksvoll seine Ambitionen untermauert, bald wieder erstklassig spielen zu wollen. Präsident Marc Evermann und Geschäftsführer Sebastian Frecke freuen sich über ihren nächsten gelungenen Coup: Nationaltorhüter Johannes Bitter kehrt im Sommer nach Hamburg zurück. Er unterschrieb an diesem Montag einen Fünfjahresvertrag. Der 38-Jährige soll neben seiner Spielertätigkeit auch in andere Bereiche des Vereins eingebunden werden. "Ich bin super froh, wieder da zu sein. Als ich mich mit den Anfragen für die neue Saison beschäftigt habe, habe ich sofort gemerkt, wie sehr mich die Option, nach Hause zu kommen, reizt“, sagte Bitter bei seiner offiziellen Vorstellung in der Hansestadt: „Mein Herz hängt am Handball in Hamburg.“

Die Vereinbarung gilt für die Bundesliga und die 2. Liga. Bitter schlug damit ein finanziell besser dotiertes Angebot des spanischen Handball-Meisters FC Barcelona aus, der ebenfalls um ihn geworben hatte. Als Tabellenführer der 2. Bundesliga hat der HSVH alle Chancen, schon in diesem Jahr aufzusteigen. Allerdings sind erst 16 von 36 Spieltagen absolviert. Für Bitter ist der direkte Aufstieg „keine Pflicht“. Ihm ist viel wichtiger, dass der Standort Hamburg überhaupt wieder „ins Rampenlicht muss, und ich glaube, dass das möglich ist“.

Die Inszenierung von Bitters Verpflichtung war in jedem Fall erstligareif: Ein Hochglanz-Video, untermalt mit Klaviermusik, dazu Bitters Stimme aus dem Off mit ganz viel Pathos. „Hamburg, ich komme nach Haus“, sagt der 38 Jahre alte Routinier am Ende eines rund 80-sekündigen Clips, den der Club am Montagmorgen veröffentlichte. "Ich möchte den Verein mit einem kleinen Raketenantrieb ausrüsten", sagte Bitter.

Handball-Torhüter Bitter besitzt ein Haus in Hamburg-Lokstedt

Bitter hatte bereits vor zwei Jahren angekündigt, dass er nach seiner erfolgreichen Karriere seinen Lebensmittelpunkt in Hamburg sieht. Jetzt will er seine Laufbahn hier beenden. In Lokstedt besitzt er ein Haus, in dem leben seine drei Söhne und seine von ihm geschiedene Frau.

Darüber hinaus hat sich der Weltmeister von 2007 ein zweites berufliches Standbein aufgebaut. Mit dem ehemaligen Hockeyspieler und Marketingexperten Christian Monzel (59) vertreibt er Nahrungsergänzungs-Drinks aus natürlichen Inhaltsstoffen ohne Zucker. Ihre Firma Drinkbetter mit Sitz in Tangstedt im Norden Hamburgs fand in der Vox-Gründer-Show „Höhle der Löwen“ im vergangenen April zwei Paten. Bitter ist zudem Mitbegründer von GOAL, der Gemeinschaftlichen Organisation aller Lizenzhandballer in Deutschland, die er zusammen mit Marcus Rominger ehrenamtlich leitet.

Bitter wurde mit HSV Handball deutscher Meister und Champions-League-Sieger

Bitter stand von 2007 bis zum Dezember 2015 im Tor des HSVH-Vorgänger-Vereins HSV Handball. Mit ihm wurde er 2010 deutscher Pokalsieger, 2011 deutscher Meister und 2013 Champions-League-Sieger. Trainer bei all diesen Erfolgen war Martin Schwalb (57). Auch er kehrt nach seinem Engagement beim Bundesligaspitzenclub Rhein-Neckar Löwen Mitte des Jahres nach Hamburg zurück – als Vizepräsident und als Sportchef. Mannschaft und Umfeld werden damit an entscheidenden Stellen verstärkt.

Nach der Insolvenz und dem Bundesligarückzug des HSV Handball im Januar 2016 wechselte Bitter zum TVB Stuttgart. Nach fünfeinhalb Jahren hört er dort nach der Saison auf. Auch dank Bitters Leistungen konnte sich der Club in der Bundesliga etablieren. Mit 30,3 Prozent gehaltener Bälle gehört Bitter weiter zu den besten Torhütern der Ersten Liga.

Und auch in der Nationalmannschaft ist er neben Andreas Wolff (29/Vive Kielce/Polen) und Silvio Heinevetter (36/MT Melsungen) weiter gesetzt, steht im Kader für die Olympia-Qualifikation vom 12. bis 14. März in Berlin gegen Vizeweltmeister Schweden, Slowenien und Algerien. Zwei der vier Mannschaften lösen das Ticket für die Sommerspiele in Tokio (23. Juli bis 8. August).

HSV Hamburg will weitere Bundesligaspieler

Bitter ist der Königstransfer für die nächste Saison. Gelingt der Aufstieg, will der HSVH noch zwei oder drei gestandene Bundesligaspieler verpflichten, seinen Etat von jetzt zwei Millionen auf mindestens vier Millionen Euro aufstocken. Mit Spielmacher Leif Tissier (21) und Kreisläufer Niklas Weller (27) konnten zuletzt zwei auch von Bundesligavereinen umworbene Schlüsselspieler mit neuen Verträgen gehalten werden.

Wie ambitioniert der Club die Rückkehr in die Bundesliga betreibt, zeigt die kurzfristige Verpflichtung des ehemaligen Nationaltorhüters Jens Vortmann (33), der bereits im Punktspiel am Mittwoch (20 Uhr/Sportdeutschland.tv) gegen Bietigheim zwischen den Pfosten stehen soll. Vortmann gehörte auch 2015 zum HSV-Handall-Kader und spielte damals ein halbes Jahr lang mit Bitter zusammen.

Für das bisherige Torwartduo Jonas Maier (27) und Marcel Kokoszka (22), beide haben Verträge bis 2022, dürften diese Personalie nicht ohne Konsequenzen bleiben. Beide konnten in dieser Saison noch nicht die in sie gesetzten hohen Erwartungen erfüllen.