Lemgo. Trainer Jansen beklagt beim HSVH-Sieg einige „dämliche“ Zweiminutenstrafen. Spielmacher Baijens bei Rückkehr im Fokus.
Torsten Jansen und Florian Kehrmann sind eng miteinander befreundet. Bereits als Jugendspieler trafen sie regelmäßig aufeinander, mit der Nationalmannschaft feierten sie im Jahr 2007 den Weltmeistertitel im eigenen Land, heute sind sie Trainerkollegen in der Handball-Bundesliga. Am Sonntag, als Jansen mit dem HSV Hamburg (HSVH) bei Kehrmanns TBV Lemgo Lippe mit 32:28 (13:13) siegte, zeigte sich, dass auch klare Meinungsverschiedenheiten zu einer Freundschaft dazugehören können.
Die Schiedsrichterentscheidung, über die Jansen und Kehrmann nach dem Spiel stritten, hatte sich in der 12. Minute bei einem Tempogegenstoß des TBV ereignet. HSVH-Keeper Johannes Bitter war aus dem Tor herausgelaufen, hatte Lemgos Lukas Zerbe außerhalb des Kreises berührt. Obwohl Zerbe traf, hätte es für Bitter nach dem neuen Regelwerk die Rote Karte geben müssen. „Ich finde, er geht zurück und versucht, dem Ganzen aus dem Weg zu gehen. Es ist immer Fingerspitzengefühl oder Ansichtssache, ob er da aktiv hingeht oder nicht“, sagte Jansen.
HSVH-Sieg in Lemgo: Bauernopfer für Schiedsrichter?
Kehrmann sah es verständlicherweise komplett anders. „Im Handballsport gibt es Regeln. Da geht es nicht um Fingerspitzengefühl, sondern um die Regel. Wenn der Torhüter außerhalb des Kreises einen Spieler mit Ball berührt, ist das eine klare Rote Karte“, sagte er. Während Bitter ungestraft davonkam, erhielt HSVH-Rechtsaußen Frederik Bo Andersen, der mit der Aktion kurioserweise überhaupt nichts zu tun hatte, eine Zweiminutenstrafe.
Es wirkte, als hätten die Schiedsrichter Julian Fedtke/Niels Wienrich ein Bauernopfer gesucht. „Wenn man dann noch jemanden rausstellt, der zehn Meter weit weg war, ist das eine Farce. Da müssen wir uns fragen, wie die Schiedsrichter geschult werden“, polterte Kehrmann. „Vielleicht hatten sie einfach nicht den Arsch in der Hose.“
HSV Hamburg: Bitter sorgt für die Entscheidung
Es kam, wie es kommen musste. Nach einer hitzigen, umkämpften ersten Halbzeit (acht Zweiminutenstrafen) war es ausgerechnet Bitter (zehn Paraden), der den HSVH Mitte der zweiten Halbzeit davonziehen ließ. „Wenn Jogi gut hält, haben wir gute Chancen, Spiele zu gewinnen. So war es auch heute wieder“, sagte HSVH-Linksaußen Casper Mortensen, der mit sieben Toren bester Werfer war. „Wir hatten heute einen herausragenden Torhüter, der den Unterschied gemacht hat“, befand auch Andersen.
Bei allem berechtigten Lob für ihren 40 Jahre alten Schlussmann, der bereits beim 34:31-Sieg gegen den VfL Gummersbach eine Woche zuvor großen Anteil am Sieg gehabt hatte, durften Andersen und Mortensen aber auch mit ihren eigenen Leistungen zufrieden sein.
Die dänische Flügelzange ließ die 3588 Zuschauer regelmäßig verstummen. Mortensen erzielte drei seiner fünf Siebenmetertreffer per Heber, Andersen überragte bei seinen fünf Toren mit einer Wurfquote von 100 Prozent. Mal traf der Linkshänder sehenswert per Dreher, mal bereitete er – nicht weniger spektakulär – einen Kempa-Treffer Mortensens vor.
HSV Hamburg: Baijens´ Rückkehr nach Lemgo
In der Schlussphase blieb der HSVH im Angriff cool, hielt Lemgo auf Distanz. Großen Anteil daran hatte Spielmacher Dani Baijens, der von 2018 bis 2021 in Lemgo aktiv war. „Es war ein komisches Gefühl, hier wieder zu spielen“, sagte Baijens. „Wir haben am Ende den Kopf nicht verloren, das war extrem wichtig.“
Jansen und Kehrmann konnten sich auch wieder vertragen – eine gute Freundschaft erschüttert so etwas nicht.