Hamburg. Der neue Spielmacher des HSV Hamburg nimmt es auch mit viel größeren Handballern auf. Wie er seinen Nachteil kompensiert.
Als es richtig ernst wird, flüchtet sich Dani Baijens in fadenscheinige Ausreden. „Meine Stimme ist heute ein bisschen schlecht“, sagt der niederländische Rückraumspieler des HSV Hamburg (HSVH) und lacht. Natürlich nahm Baijens seine maladen Stimmbänder nicht als Erklärung, um seinen Besuch beim Abendblatt-Handball-Podcast „Auszeit HSVH“ abzusagen. Vielmehr wollte der 24-Jährige eine unangenehme Gesangseinlage während der Aufnahme im Studio am Großen Burstah verhindern.
„Broodje Worst“ („Wurstbrötchen“) heißt der niederländische Schlagersong von Hans Teeuwen, den Baijens regelmäßig nach erfolgreichen Spielen mit der Nationalmannschaft live im Mannschaftsbus oder in der Kabine performt. Beim HSV Hamburg, für den der gebürtige Rotterdamer seit diesem Sommer in der Bundesliga spielt, habe er seine Gesangseinlage bisher noch nicht zum Besten geben müssen. „Ich hoffe, dass die Mannschaft das nicht mitbekommt. Sonst muss ich da auch singen“, scherzt Baijens.
Das 1,82 Meter große Kraftpaket, das wird im Gespräch schnell deutlich, ist ein Garant für gute Laune. Dass lockere Späße und harter Leistungssport kein Widerspruch sein müssen, weiß er ganz genau. „Ich bin ein Typ, der den Spaß von der Leistung sehr gut trennen kann. Die gute Laune ist für die Stimmung in der Mannschaft enorm wichtig“, sagt Baijens. Das einzige Problem entstehe, wenn er mal nicht mit einem breiten Grinsen zum Spiel oder Training erscheine. „Dann fragen alle sofort, was mit mir los sei.“
HSV-Hamburg-Handballer Baijens nimmt es mit Zweimetermännern auf
Neben offensiver Kreativität und Schnelligkeit leistet der Wahleppendorfer auch in der Abwehr harte Arbeit. „Ich bin ein Kämpfer auf dem Feld, gebe immer alles“, sagt Baijens, der trotz seiner vergleichsweise geringen Körpergröße auf der Halbposition decken kann. „Ich bin kein guter Blockspieler, sondern habe meine Stärken im Eins-gegen-eins. Ich habe schnelle Beine und bin relativ kräftig“, sagt er.
Als er mit 19 Jahren zur zweiten Mannschaft der SG Flensburg-Handewitt gewechselt war, bekam er in der Abwehr kaum Spielzeit. Erst nach seinem Wechsel zu Bundesligist TBV Lemgo-Lippe stiegen die Abwehrminuten, in der vergangenen Zweitligasaison mit dem ASV Hamm-Westfalen durfte Baijens vorne und hinten auf der Platte bleiben. „In Hamm habe ich über 60 Minuten in Angriff und Abwehr gespielt. Das war anstrengend, hat mir aber sehr geholfen“, sagt er.
Dass es Baijens körperlich überhaupt mit mehr als zwei Meter großen Rückraumschützen aufnehmen kann, liegt an seinem konsequenten Krafttraining. „Ich habe schon mit 13 selbstständig damit angefangen, weil es immer mein Traum war, in Deutschland zu spielen“, sagt Baijens. In den Niederlanden, wo Handball immer noch ein Nischensport ist, war er damit eine Ausnahme. „In Deutschland fängt man schon in der C-Jugend mit Krafttraining an, in Holland hat man Glück, wenn man in einer Erstligamannschaft überhaupt einen Krafttrainer hat“, sagt er.
Niederländer haben es in der Handball-Bundesliga schwerer
Die größte Herausforderung für die Karrieren niederländischer Spieler sei, in der Bundesliga überhaupt die Chance zu bekommen. Skandinavische Talente hätten es wegen der Stärke der heimischen Ligen und starken Nationalmannschaften deutlich einfacher. „Die Deutschen sagen immer: Wenn man als Holländer drei Schritte machen und einen Ball fangen kann, wird man sofort in die Nationalmannschaft eingeladen“, sagt Baijens.
In der Handball-Bundesliga wartet als nächste Aufgabe das Auswärtsspiel des HSVH beim SC DHfK Leipzig am Sonntag (16.05 Uhr/Sky). Bei einem Sieg bestünde die Chance, dass Dani Baijens sein Wurstbrotlied singt. „Wenn die Zeit kommt und die Mannschaft dafür bereit ist, werde ich das machen“, sagt er.