Hamburg. Rückraumspieler gilt beim HSV Hamburg als derzeit größtes Talent. Rasante Entwicklung überraschte ihn selbst.

An den Nachmittag des 20. April erinnert sich Max Niemann noch ganz genau. Der damalige A-Jugendliche war gerade nach der Schule bei seinen Eltern in Schnelsen angekommen, als die Nummer von Sven Rusbült, Nachwuchskoordinator des HSV Hamburg (HSVH), auf seinem Handy aufleuchtete. Am nächsten Tag saß der Rückraumspieler, der zuvor erst einmal bei den Bundesligaprofis mittrainiert hatte, bereits im Mannschaftsbus nach Hannover, wo er am Abend nicht nur sein Debüt in der Handball-Bundesliga feierte, sondern Trainer Torsten Jansen mit drei Toren und einem starken Auftritt nachhaltig beeindruckte.

„Es ging alles fast ein bisschen zu schnell“, sagt Niemann, als er knapp dreieinhalb Monate später in einem Konferenzraum auf der HSVH-Geschäftsstelle sitzt. „Es ist noch nicht so richtig angekommen, dass ich jetzt bei den Profis dabei bin.“ Nach dem Auftritt in Hannover folgten noch drei weitere Profieinsätze. „Max hat sich über seine Leistung und bescheidene Art in den Vordergrund gespielt. Er hat gezeigt, dass er mithalten kann und ein Wahnsinnspotenzial hat“, sagte HSVH-Coach Jansen einen Tag nach dem Saisonende. Wenige Tage später unterschrieb der 19 Jahre alte Rückraumspieler seinen ersten Profivertrag – acht Jahre nachdem er als E-Jugendlicher vom Niendorfer TSV in den Volkspark gewechselt war.

Niemann gilt im Verein als größtes Versprechen der Zukunft

Innerhalb des Vereins gilt Niemann, der vor allem in der U 21 spielen soll, aber ständig bei den Profis mittrainieren wird, als größtes Versprechen für die Zukunft. Eigengewächse wie Leif Tissier (22) oder Dominik Axmann (23), die beim HSVH bereits zu Drittligazeiten Verantwortung übernahmen, sind Niemanns Vorbilder. „Besonders Leif verfolge ich jetzt schon seit sechs Jahren. Man hat gesehen, wie er schon oben mitgespielt hat, während ich selbst noch unten bei der Jugend war. Sein Weg war immer das Ziel für mich“, sagt Niemann, der parallel zum Bundesligadebüt sein Abitur schrieb (Schnitt 2,0).

Dass er sich nun in einer Bundesligamannschaft behaupten muss, während der Einstieg in den Herrenbereich für Tissier oder Axmann zu Drittligazeiten noch vermeintlich einfacher war, sieht Niemann nicht als Nachteil. „Ich würde den Weg von denen auch nicht als viel einfacher bezeichnen. Sie mussten schon als junge Spieler viel Verantwortung übernehmen, den Druck habe ich jetzt nicht“, sagt das 1,89 Meter große Talent. „Ich habe mit der U 21 eine zusätzliche Chance, mich zu zeigen und an den Herrenbereich zu gewöhnen. Auch das Training bei den Profis hilft mir extrem weiter.“

Trainingslager war "extrem geil" und "extrem anstrengend"

Das Trainingslager in der vergangenen Woche auf Fuerteventura sei zwar „ex­trem geil, aber auch extrem anstrengend“ gewesen, berichtet er. „Das war kein Kindergeburtstag.“ Dennoch weiß Niemann, dass ihm genau diese harten Krafteinheiten helfen werden. „Die Gegner haben viel mehr Kraft, viel mehr Rumpfstabilität. Das fehlt mir auf jeden Fall noch“, sagt er. Sein Gewicht von 95 Kilogramm wolle er halten, allerdings noch etwas Muskelmasse dazugewinnen.

Am 1. September startet der HSVH mit einem Heimspiel gegen die SG Flensburg-Handewitt in die neue Bundesligasaison. Donnerstagabend, Barclays Arena, mehrere Tausend Zuschauer, die ganz große Bühne. Max Niemann, der auch weiterhin bei seinen Eltern in Schnelsen wohnen möchte, wird dabei sein. Spätestens dann dürfte auch bei ihm durchsickern, dass er nun zu den Profis gehört.