Hamburg. Die Mannschaft von Trainer Torsten Jansen hat seine sportliche Talfahrt durch das 30:29 gegen den HC Erlangen beendet.

Es war eigentlich eine durchschnittliche Leistung, die Johannes Bitter abgeliefert hatte, und dennoch war der Nationaltorhüter am Ende eines nervenaufreibenden Handball-Bundes­ligaspiels wieder einmal der Held des Abends.

Mit einem gehaltenen Siebenmeter gegen Johannes Sellin bei abgelaufener Spielzeit sicherte Bitter seinem HSV Hamburg gegen den HC Erlangen einen im Kampf um den Klassenerhalt immens wichtigen 30:29 (15:13)-Erfolg – den ersten nach fünf Niederlagen in Serie. „Wir hatten heute mal das Glück auf unserer Seite. Alle haben sich richtig reingehängt, das war geil“, sagte Cheftrainer Torsten Jansen.

HSVH passt Einlaufshow an: Laserprojektion einer Friedenstaube

Wie nebensächlich Sport in diesen Tagen sein kann, wurde am Donnerstagabend auch in der Sporthalle Hamburg deutlich. Die Handball-Bundesliga (HBL) hat den 24. Spieltag unter das Motto „Solidarität mit der Ukraine“ gestellt. Die Laserprojektion einer Friedenstaube und der Mittelkreis in den Landesfarben der Ukraine waren sichtbare Zeichen des Gedenkens an den Angriffskrieg Russlands.

Spürbar bedrückend war die Schweigeminute, zu der sich die 2576 Zuschauer vor dem Anwurf von ihren Plätzen erhoben.

HSVH hatte Probleme, Zugriff zu finden

Die Bedrücktheit schien zunächst die Gastgeber zu lähmen. Zwar standen im Rückraum mit den genesenen Philipp Bauer (Gehirnerschütterung), Azat Valiullin (Kniereizung) und Jan Kleineidam (muskuläre Probleme im Rücken) wieder mehr Alternativen zur Verfügung, das Spiel belebten sie aber anfangs nicht.

In der Abwehr bekamen die Hamburger kaum Zugriff auf ihre Gegenspieler, im Angriff wirkten ihre Bemühungen nur wenig kreativer als das monotone Klatschen ihrer Fans. 4:24 Minuten dauerte es bis zum ersten HSVH-Tor durch Spielmacher Leif Tissier, und als Bitter in der 16. Spielminute bereits zum neunten Mal den Ball aus dem Netz fischen musste, verlor der Nationaltorhüter die Nerven.

Lautstark beschwerte er sich bei Schiedsrichter Steven Heine, der dafür kein Verständnis aufbrachte und Bitter für zwei Minuten zum Abkühlen auf die Strafbank versetzte.

Bitter-Vertreter Vortmann befreite Team aus Lethargie

Dort blieb Bitter dann länger sitzen. Sein Back-up Jens Vortmann brachte Hände und Füße deutlich besser zum Einsatz – und die Hamburger Mannschaft, die sich zusehends aus ihrer Lethargie befreite, damit zurück in die Partie. Angeführt vom gewohnt umsichtigen Tissier fand Jansens Auswahl offensiv mehr Lösungen.

22:22 Minuten waren gespielt, als Linksaußen Casper Mortensen zum 11:11 einnetzte, und als kurz darauf zunächst Tissier und dann Mortensen zwei offensive Ballverluste der Franken zu erfolgreichen Gegenstoßtoren nutzten, waren auch die Fans wach.

Bitter hielt zwei Siebenmeter in der "Crunchtime"

Zu viele offensive Ballverluste brachten die Gäste allerdings kurz nach der Pause wieder in die Spur. In der Folge konnte sich kein Team entscheidend absetzen. So kulminierte die Spannung, als Bitter eineinhalb Minuten vor Schluss einen Siebenmeter von Sellin hielt und Mortensen im nächsten Angriff einen Strafwurf für den HSVH zum 30:29 verwandelte.

Und weil Bitter das Kunststück wenig später wiederholte, durfte der HSVH erstmals seit 18. Dezember wieder einen Sieg feiern.

  • Tore: HSVH: Mortensen 8/3 Siebenmeter, Tissier 6 Forstbauer 4, Weller 4, Bergemann 3, Bauer 2, Valiullin 2, Kleineidam 1. Erlangen: Jepsson 8/3, Metzner 7, Büdel 4, Firnhaber 3, Sellin 3, Jaeger 2, Olsson 2. Zeitstrafen: 5/3. – SR: Heine (Wendeburg)/Standke (Ronnenberg). Z.: 2576 (unter Corona ausverkauft).