Hamburg. Torhüter der Hamburger Bundesligahandballer spricht im Abendblatt-Podcast “Auszeit HSVH“ über den Restart der Liga.
Einen Weckruf? Braucht das Team zwar nicht, glaubt Johannes Bitter, trotzdem lässt der deutsche Handball-Nationaltorhüter vor dem Wiederbeginn der Bundesligasaison nach der EM-Pause keinen Zweifel daran, dass er alles dafür tun wird, um seinen HSV Hamburg (HSVH) vor Leichtfertigkeit zu bewahren. „Die Gefahr ist noch nicht gebannt. Wenn wir noch einmal die 16 Punkte drauflegen, die wir bislang geholt haben, werden wir mit dem Abstieg nichts zu tun haben. Aber zehn Punkte werden wohl nicht reichen“, sagt der 39-Jährige vor dem Heimspiel gegen die Füchse Berlin (So, 14 Uhr, Sporthalle Hamburg) auf die Frage, für wie sicher er den Klassenerhalt einschätze.
Bitter war der Premierengast für den neuen Abendblatt-Podcast „Auszeit HSVH“. Alle 14 Tage soll es auch um die Lage der Liga und Wissenswertes zu den nächsten Gegnern gehen, deshalb war auch Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning (53) Teil der ersten virtuellen Gesprächsrunde. Vorrangig aber sollen Themen rund um den Aufsteiger beleuchtet werden, die sich auf der Platte und außerhalb des sportlichen Geschehens abspielen.
Johannes Bitter spricht über seine kuriose EM-Nachnominierung
Johannes Bitter ist einer, der beides vereint. Wie wichtig der im Sommer vom TVB Stuttgart zu seinem alten Club zurückgekehrte 2,05-Meter-Hüne für die defensive Sicherheit seines Vereins ist, wies er in vielen der bislang 18 Saisonspiele nach. Und dass sein Spiel auch international noch Hand und Fuß hat, konnten Handballfans bei der EM im Januar bestaunen, als der Weltmeister von 2007, der seine Auswahlkarriere schon mehrfach beendet hatte, als „fünfter Notnagel“ wegen der diversen Corona-Fälle im Nationalteam von Bundestrainer Alfred Gislason in die Slowakei nachbeordert wurde.
Ein Szenario für ein weiteres Kapitel im DHB-Dress könne er sich zwar nicht vorstellen. „Aber ich konnte mir auch nicht vorstellen, dass ein solcher Notfall wie bei dieser EM eintreten könnte. Deshalb sage ich: Solange ich in der Liga meine Leistung bringe, kann ich auch der Nationalmannschaft helfen.“ Wahrscheinlicher ist allerdings, dass der vierfache Vater seine Karriere beim HSVH ausklingen lässt, um anschließend dem Verein in anderer Position erhalten zu bleiben.
Bitters Vertrag in Hamburg läuft bis Sommer 2026
Sein Vertrag läuft schließlich bis 2026 – ungewöhnlich bei einem Spieler seines Alters. „Ich wollte Sicherheit für eine lange Zeit, und wenn sich beide Seiten wohlfühlen, entsteht daraus ein solcher Vertrag“, sagt er. Eine Anschlussbeschäftigung sei im Kontrakt zwar nicht fixiert, „aber ich habe Spaß daran, mich im Marketing und in der Beziehung zu Fans und Sponsoren einzubringen, auch wenn die sportliche Leistung natürlich das Wichtigste ist und ich noch ein paar Jahre spielen will“.
Über den Tellerrand zu schauen und sich mit der Zeit nach der aktiven Karriere zu beschäftigen, damit hat „Jogi“ Bitter früh begonnen. „Als junger Spieler habe ich nicht wie ein Profi gedacht, sondern wollte nur Spaß haben. Aber als ich Anfang 20 meinen ersten Profivertrag unterschrieb und so viel verdiente wie mein Vater, habe ich alles andere hintangestellt“, sagt er. Sich zunächst auf den Schulabschluss zu konzentrieren und dann parallel zum Profihandball zu studieren, das rät er seinen jungen Mitspielern heute vorbehaltlos. „Es hilft, sich mit anderen Dingen zu beschäftigen und dadurch den Kopf freizubekommen.“
Neben dem Handball hat Bitter ein eigenes Unternehmen
Während seiner Zeit beim SC Magdeburg (2003 bis 2007) hatte Bitter Sportmanagement studiert, 2016 wagte er mit seinem Geschäftspartner Christian Monzel den Schritt in die Selbstständigkeit. Ihr Unternehmen Drinkbetter, das hochwertige Nahrungsergänzung anbietet, ist spätestens seit April 2020 einem breiten Publikum bekannt, als die beiden Gründer in der TV-Show „Höhle der Löwen“ eine Kapitalspritze von 300.000 Euro einwarben. „Selbst vor meinen wichtigsten Handballspielen war ich nicht aufgeregter als vor dieser Präsentation“, sagt er.
Die Beschäftigung mit Wirtschaftsthemen und der eigenen Firma gebe ihm, so Bitter, das gute Gefühl, nach dem Absprung aus dem Leistungssport nicht in einem zu tiefen Loch zu landen. Während viele Spitzenathleten ihr Karriereende hinausschieben aus der Sorge davor, nie wieder etwas so gut zu können wie ihren Sport, blickt Bitter der nächsten Lebensphase entspannt entgegen. „Seit Jahren bereite ich etwas vor, an dem ich mich festhalten kann. Deshalb fürchte ich nicht, in den luftleeren Raum zu fallen“, sagt er.
Gegen die Füchse Berlin hatte der HSVH bereits ein ungewöhnliches Duell
Die Zukunft ist also geplant, in der Gegenwart wartet mit dem Tabellenvierten aus Berlin eine harte Nuss zum Restart der Saison. Im Hinspiel gab es Mitte Dezember unter kuriosen Umständen – die Füchse mussten wegen diverser Corona-Erkrankter mit neun Nachwuchsspielern auflaufen – eine 30:34-Niederlage für den HSVH. „Wir sind bis heute richtig sauer auf die Liga, dass wir antreten mussten, obwohl beide Clubs das Spiel lieber verlegen wollten. Das war kein fairer Wettbewerb“, sagt Bob Hanning.
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Am Sonntag wollen die Hauptstädter aber, auch wenn es im Hinspiel ersatzgeschwächt zum Sieg reichte, in bestmöglicher Besetzung antreten. Schließlich möchte der Mann, der im „Zweitjob“ den Drittligisten VfL Potsdam trainiert, an seiner ehemaligen Wirkungsstätte die Punkte mitnehmen – obwohl er dem HSVH grundsätzlich Siege gönnt. „Für die Liga und die Stadt ist der HSVH sehr wichtig. Ich wünsche dem Verein, dass er wieder zu einer großen Adresse wird.“