Hamburg. Der Wilhelmshavener HV kritisiert den HSVH als „dilettantisch“ und „unprofessionell“. Dieser weist die Vorwürfe zurück.

Es war ein extrem kurzer Besuch, als Jens Vortmann (33) am Donnerstagnachmittag nach Wilhelmshaven reiste, innerhalb weniger Minuten seine Kündigung in der Geschäftsstelle des Zweitligaclubs Wilhelmshavener HV (WHV) einreichte und keine halbe Stunde später wieder im Zug zurück saß. Der schnelle Abschied hatte einen Grund. Wie zunächst die „Bild“ berichtete, wechselt der ehemalige Handball-Nationaltorwart zum Zweitligaspitzenreiter HSV Hamburg (HSVH). Dort unterschreibt Vortmann einen Vertrag. Der HSVH sei sich „so weit einig“ mit Vortmann, die Laufzeit gebe man am Freitag bekannt.

Dass das derzeitige HSVH-Torwartduo Jonas Maier (27) und Marcel Kokoszka (22) nicht zur Ligaspitze gehört, ist kein Geheimnis. Beide zählen mit weniger als 30 Prozent gehaltener Würfe statistisch nicht zu den besten 20 Torhütern der Liga. Dass der HSVH aber bereits vor Beginn der Rückrunde einen neuen Torwart verpflichtet, überraschte dann selbst die WHV-Verantwortlichen. „Das ist sehr unprofessionell gelaufen Das war nicht erst-, sondern viertligareif. Der Spieler kann seinen Vertrag kündigen, das ist keine Frage. Trotzdem muss man sich als HSV Hamburg mal bei uns melden. Das war dilettantisch“, schimpft WHV-Manager Dieter Koopmann.

HSV Hamburg verärgert mit Vortmann-Transfer den Wilhelmshavener HV

Da bereits am Montag die Wechselfrist endet, habe der WHV nun Probleme, Ersatz zu finden. „Hier ist gewaltig Druck auf dem Kessel. Der Baum brennt ohne Ende. Wir haben gedacht, dass er sich am Wochenende noch gegen Großwallstadt ins Tor stellt“, sagt Koopmann.

Insbesondere die Kommunikation mit den HSVH-Verantwortlichen habe ihn geärgert. Vortmann, der bereits in der Saison 2015/16 in Hamburg spielte, habe am vergangenen Wochenende lediglich WHV-Trainer Christian Köhrmann über das Interesse des HSVH informiert. „Am Wochenende war noch nichts klar. Wir haben in den vergangenen Tagen unzählige Male privat und unter der Geschäftsnummer versucht, den HSVH zu erreichen“, kritisiert auch Köhrmann.

Der HSVH teilte auf Abendblatt-Nachfrage mit, dass die Entscheidung über das Angebot erst am Dienstag gefallen sei und man den WHV am Mittwochmittag benachrichtigt habe. Zuvor habe Koopmann den HSVH am Mittwochmorgen zweimal vergeblich versucht zu erreichen. „Wir verstehen natürlich, dass der Abgang dem WHV wehtut und der Zeitpunkt ärgerlich ist. Aber wir haben uns in dem Ablauf nichts vorzuwerfen, die Kommunikationswege eingehalten, und Jens hat nun mal eine sofortige Ausstiegsklausel in seinem Vertrag, die er jederzeit nutzen kann“, sagt HSVH-Geschäftsführer Sebastian Frecke.

Der HSVH empfängt ASV Hamm-Westfalen am 27. April (17 Uhr) zum Nachholspiel. Die Partie war am Montag witterungsbedingt ausgefallen.