Hamburg. Handballer feiern virtuellen in der Barclaycard Arena den Saisonabschluss mit ihren Fans und verkaufen knapp 1200 virtuelle Tickets.

Es war die größte, auf jeden Fall die längste Handball-Show, die Hamburg, wahrscheinlich die gesamte Welt bisher gesehen hat. Sechs Stunden lang bespaßte Zweitligaclub HSV Hamburg (HSVH) auf dem vereinseigenen YouTube-Kanal seine Anhänger mit seiner virtuellen Saisonabschluss-Party in der menschenleeren Barclaycard Arena. Motto des unterhaltsamen Programms: „Corona kontern!“-Watchday.

Den am Donnerstag aufgezeichneten Livestream zeigte der Club am Pfingstmontag in voller Länge im Internet. Knapp 1200 Unterstützer beteiligten sich zudem an der virtuellen Ticketaktion. 280 von ihnen hatten für 79 Euro ein „Festival-Ticket“ gekauft, 10 Euro kostete die „normale“ Eintrittskarte. 441 virtuelle Klatschpappen (1 Euro) wurden insgesamt geordert, 208 digitale Fischbrötchen und 285 Holsten-Bier (beides für 4 Euro). Rund 33.000 Euro Einnahmen generierte der Verein damit in einer ansonsten einnahmelosen Zeit.

Anhänger zeigen sich in Corona-Krise spendabel

Ohnehin zeigen sich die Anhänger des Clubs in der Krise spendabel. Nur etwa zehn Prozent der 1984 Dauerkarteninhaber bestanden bislang – bei 95 Prozent Rückmeldungen – auf eine anteilige Rückerstattung des Kaufpreises, bei den 2700 gekauften Einzeltickets für jene sechs Heimspiele, die ausstanden, waren es die Hälfte – bei hier 75 Prozent Rückmeldungen. „Wir sind sehr dankbar für diese großartige Unterstützung“, sagte Sebastian Frecke, Geschäftsführer der HSVH-Betriebsgesellschaft.

„Es ist bedauerlich, dass die Saison abgebrochen wurde. Ich bin mir sicher, wir hätten unseren Fans noch einiges bieten können“, sagte stellvertretend für alle HSVH-Präsident Marc Evermann. Mit 27:21 Punkten hatten die Hamburger zehn Spieltage vor Saisonschluss ihre zweite Zweitligaspielzeit als Tabellenachter beenden müssen. „Es hätte sonst eine noch bessere Platzierung herauskommen können“, meinte Evermann.

Kader hat großes Potenzial

Anlass der Prognose war das letzte Spiel am 8. März in der Sporthalle Hamburg, das die Hamburger gegen den Tabellendritten SG Bietigheim überzeugend mit 34:28 gewannen. Dieses Match gab es jetzt noch mal in voller Länge zu sehen. Als rauschenden Ballabend beschrieben Evermann und Blazenko Lackovic, das beider Meinung nach beste Saisonspiel der jungen Mannschaft. „In dieser Begegnung haben wir das große Potenzial erkennen können, das in unserem Kader steckt“, sagte Lackovic.

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Der 39 Jahre alte Kroate hat seine Spielerkarriere beendet und wird für den HSVH mit seinem „Lehrmeister“ Torsten Jansen weiter als Co-Trainer arbeiten. Der neue Vertrag kann allerdings erst unterschrieben werden, wenn die Kurzarbeit im Verein endet. Die soll bis Ende Juli andauern. „Mit der Vorbereitung auf die neue Saison werden wir hoffentlich alle wieder in Vollzeit zurückkehren“, sagte Geschäftsführer Frecke.

Rückkehr in die Bundesliga steht weiter auf der Agenda des HSVH

Neben Interviews mit Evermann, Lackovic, Jansen und dem ehemaligen HSV-Meistertrainer Martin Schwalb, der seit Februar den Bundesligaclub Rhein-Neckar Löwen coacht, kamen die Meisterspieler des Vorgängervereins HSV Handball per Video zu Wort: Torhüter Johannes Bitter, Welthandballer Domagoj Duvnjak, Krzysztof Lijewski, Igor Vori, Pascal Hens, Matthias Flohr und der heutige Nachwuchskoordinator Stefan Schröder. Als Erinnerung an die großen Hamburger Handball-Zeiten lief im Watchday das Spiel des HSV gegen den VfL Gummersbach aus der Meistersaison 2010/11. Mit dem 35:30-Erfolg holte sich der HSV am Abend des 11. Mai 2011 in der mit 13.296 Zuschauern ausverkauften damaligen O2-Arena den Titel.

Coronavirus – die Fotos zur Krise

Die Rückkehr in die Bundesliga steht weiter auf der Agenda des HSVH. „Das ist unsere nächste Herausforderung“, sagte Evermann. Planbar ist sie in Zeiten wie diesen nicht. „Wir haben für die nächste Saison einen guten Kader, mit vielen talentierten Spielern, die ihre Entwicklung längst nicht abgeschlossen haben. Wir werden, Stand heute, keine großen Veränderungen in der Mannschaft vornehmen.“ Für den Bundesliga-Aufstieg müsse mittelfristig von außen noch mehr Erfahrung ins Team geholt werden.

Um den Etat für die neue Saison aufstellen zu können, „müssen wir wissen, wann die Spielzeit startet, mit oder ohne Zuschauer – oder wie lange ohne“, sagte der Präsident. Die Handball-Bundesliga will Mitte Juni erste Eckdaten herausgeben. Für Geisterspiele, Evermann nennt sie Medienspiele, würde der Verein wohl in die Volksbank-Arena ausweichen, in seine Trainingshalle. Dort spielte der HSVH bereits 2016 nach dem Neustart in der viertklassigen Oberliga Hamburg-Schleswig-Holstein – und stieg auf.