Hamburg. HSV besiegt vor 3269 Zuschauern den TV Großwallstadt. Kevin Herbst war mit elf Toren der beste Werfer.

Kurz vor Spielschluss hatten einige Zuschauer auf der Haupttribüne der Sporthalle Hamburg nur noch Blicke für ihre Smartphones, auf denen sie den Liveticker der 2. Handball-Bundesliga verfolgten. Sie entzückte der virtuelle Dreikampf zwischen Aue, Hüttenberg und dem HSV Hamburg um Tabellenplatz zehn – den die Hamburger an diesem Abend schließlich überzeugend gewinnen sollten. Rechtsaußen Thies Bergemann und Kreisläufer Niklas Weller räumten mit ihren letzten Treffern zum 38:27 (15:13) gegen Absteiger TV Großwallstadt am Ende alle Zweifel aus.

Es war der höchste Sieg der Hamburger in dieser Spielzeit und mit Rang zehn einen Spieltag vor Schluss die beste Platzierung in dieser Saison. Sie gilt es nun im Finale am nächsten Sonnabend (18 Uhr, sportdeutschland.tv) in Essen zu verteidigen. Im Falle des Scheiterns droht höchstens der Rückfall auf Platz zwölf, was für den Aufsteiger immer noch ein hervorragendes Ergebnis wäre.

Die positive Entwicklung der Mannschaft begeisterte die Fans

Der zwölfte Heimsieg (bei einem Unentschieden und sechs Niederlagen) vor diesmal 3269 Besuchern war der stimmungsvolle Steilpass für das, was in den nächsten Stunden kommen sollte: zunächst der Abschied von den Torhütern Lukas Baatz und Justin Rundt, von Linksaußen Christopher Rix und Rechtsaußen Stefan Schröder, anschließend die Fanparty in der benachbarten Basketball-Trainingshalle. Den feucht-fröhlichen Feierabend ließ die konditionsstarke Mannschaft bis 4 Uhr morgens auf der Reeperbahn ausklingen.

Grund zur ausgiebigen Ausgelassenheit bestand ja auch. Der vorzeitige Klassenerhalt und besonders die positive Entwicklung der Mannschaft in der Rückrunde begeisterten die Fans, vor allem aber Torsten Jansen: „Als Trainer freut mich das ganz besonders.“ Vereinssprecher Andreas Pröpping fürchtet indes überzogene Erwartungen an die nächste Saison. „Wir haben bisher nicht das sportliche Niveau, schon im nächsten Jahr um den Bundesliga-Aufstieg mitwerfen zu können. Dazu fehlt uns einiges“, warnt er.

Kevin Herbst steigerte seine Bilanz auf 93 Saisontore

Der Kader für die nächste Spielzeit steht weitgehend. Basis ist die aktuelle Mannschaft, die ihr Potenzial nicht ausgeschöpft haben dürfte. Allein ein Linkshänder für den rechten Rückraum steht noch auf der Wunschliste von Sportchef Martin Schwalb und Trainer Jansen. „Der Markt ist schwierig, momentan überhitzt, wir müssen sehen, was mit unserem Etat machbar ist“, sagt Präsident Marc Evermann. 2,2 Millionen haben die Handballer veranschlagt, rund 20 Prozent mehr als in dieser Serie.

Einer, der fest eingeplant ist, hat noch keine Entscheidung über seine Zukunft getroffen: Kevin Herbst. Der 25-Jährige war gegen Großwallstadt mit elf Toren erfolgreichster Schütze, steigerte seine Bilanz auf 93 Saisontore. Ihm liegt seit zwei Wochen ein neuer Einjahresvertrag vor. „Ich freue mich, jetzt das Vertrauen unseres Trainers zu spüren, doch ich habe noch nicht entschieden, ob ich weitermache“, sagt Herbst. Selbst ein Karriereende zieht der werdende Vater in Betracht, wahrscheinlich aber wird er das Vertragsangebot in den nächsten Tagen annehmen.

Co-Trainer Blazenko Lackovic bleibt auf jeden Fall – auch als Spieler. „Die Schulter hält einigermaßen. Ein Jahr versuche ich es noch, wenn ich der Mannschaft damit helfen kann“, sagt der 38 Jahre alte kroatische Weltmeister und Olympiasieger, der jetzt den A-Trainerschein machen will.

HSV Hamburg hat höchsten Zuschauerschnitt der 2. Liga

Rundt und Rix, das zeichnet sich ab, werden zu Drittliga-Aufsteiger HG Hamburg-Barmbek wechseln, eventuell auch Rückraumspieler Jan Kleineidam. Eine offizielle Kooperation zwischen dem HSVH und Barmbek wird es nicht geben, die Trainer Jansen (42) und Barmbeks neuer Coach Tobias Skerka (44) werden sich jedoch regelmäßig austauschen. „Auf dieser Ebene ergibt eine Zusammenarbeit am meisten Sinn“, sagte Evermann nach einem Treffern mit der Barmbeker Vereinsführung um Manager Jürgen Hitsch.

Klärung wünscht sich Evermann auch beim Thema Spielstätte: „Für unsere sportliche und wirtschaftliche Weiterentwicklung brauchen wir mittelfristig eine größere Spielstätte als die Sporthalle Hamburg (3550 Plätze), auch als mögliche Übergangslösung, bis der Elbdome an den Elbbrücken kommt, wenn er denn überhaupt kommt.“ Ein Treffen mit Sportsenator Andy Grote (SPD) soll noch vor den Sommerferien folgen, ein genauer Termin steht nicht fest.

Derzeit gibt es Überlegungen, die Sporthalle umzubauen, die Spielfläche tiefer zu legen und an beiden Seiten Kopftribünen zu errichten. Bis zu 5000 Zuschauer fänden dann Platz. Von der Idee, eine größere Multifunktionsarena statt der geplanten kleinen Konzerthalle im künftigen Sportpark Diebsteich (mit Regionalliga-Fußballstadion) zu bauen, wie es HSVH-Präsidiumsmitglied Sven Hielscher in der vergangenen Woche vorschlug, hält Grote dagegen nichts.

Mit 67.009 Besuchern, im Schnitt 3527, führt der HSVH die Zuschauer­tabelle der 2. Bundesliga (Schnitt: 1648) mit großem Abstand an. Zweiter ist Bundesliga-Aufsteiger HSG Nordhorn-Lingen (2653). In der Handball-Bundesliga (Schnitt: 4772) wären die Hamburger 14. von 18 Mannschaften.

Mit vier Siegen beim Qualifikationsturnier in Schwerin warf sich die U 19 des HSV Hamburg wieder in die A-Jugend Bundesliga Nord-Ost. Die direkte Qualifikation, Platz sechs, hatte die Mannschaft vergangene Saison als Tabellensiebter verpasst. Das von U-17-Trainer Marcus Kröning und Nachwuchskoordinator Stefan Schröder betreute Team (der rekonva­leszente HSVH-Kapitän Lukas Ossenkopp fehlte erkrankt) gewann 22:19 gegen Schwerin, 23:19 gegen Cottbus, 24:19 gegen Lübeck-Schwartau und 26:25 gegen 0SF Berlin.