Hamburg. Der Zweitliga-Klassenerhalt ist für den HSV Hamburg zum Greifen nah. Die Gründe für die starke Rückrunde.

Den groben Rahmenspielplan für die nächste Zweitligasaison haben die Verbandsfunktionäre der Handball-Bundesliga (HBL) festgezurrt. Die Handballer des HSV Hamburg starten demnach am 24./25. August in ihr Auftaktwochenende 2019/20. Die Hamburger sind zunächst auswärts gefordert. Im Umkehrschluss heißt dies, dass den HSVH zum Rückrundenstart am 26. Dezember ein Heimspiel erwartet. Nach dem Vorweihnachtsspiel 2018 steht in diesem Jahr wieder ein echtes Festtagsspiel an. Einziger Haken: Ebenso wie der Gegner steht der Verbleib des Aufsteigers im Unterhaus final noch nicht fest.

Trotz des furiosen 30:24-Erfolgs am vergangenen Sonnabend gegen Erstligakandidat HSC Coburg, der starken Rückrundenleistungen (14:14 Punkte) und des Polsters des Tabellenelften von sechs Zählern auf die bedrohte Zone der Abstiegsplätze 16 bis 20 wird Trainer Torsten Jansen nicht müde, sein Mantra („punkten, punkten, punkten“) zu formulieren. Den Klassenerhalt fünf Spieltage vor Schluss auszurufen traut sich beim HSVH niemand vor den direkten Duellen in Hüttenberg (Tabellenzehnter/Sa, 19.30 Uhr) sowie den Heimspielen gegen Hagen (16./19. Mai) und Großwallstadt (17./1. Juni). „Verlierst du diese Spiele, verlierst du gleich vier Zähler, zwei Minuspunkte gegen dich und zwei plus für den Gegner“, sagt Kapitän Lukas Ossenkopp. Dazu kommen die Prestigepartien beim Nordderby in Lübeck (24. Mai) und in Essen (8. Juni).

Mit der Mannschaft ist Trainer­lehrling Jansen, der Mitte Mai seine Abschlussprüfung zur A-Lizenz ablegt, „superzufrieden. Man sieht die positive Entwicklung der Jungs.“ Das hatte zum Hinrundenende im Dezember noch anders geklungen, als der HSVH zwar als Tabellen-14. über dem Strich lag. Als jedoch „von vielen viel zu wenig kam“, wie der Coach damals bilanzierte. Das Spiel der Hamburger ist stabiler geworden, vor allem in der Deckung. „Es war unser Ziel, die 6:0-Abwehr kompakt auf die Platte zu stellen“, sagt Ossenkopp. Die in der Hinrunde oft praktizierte, aber anfällige offensive 3:2:1-Reihung verschwand aus dem Hamburger Spiel. „Kurzfristig ist die offensive Abwehr immer ein Mittel, langfristig bringt die 6:0 den Erfolg“, so Ossenkopp.

Platz in oberer Tabellenhälfte erscheint möglich

Im Angriff machte Trainer Jansen aus der Verletzungsnot zu Jahresbeginn eine Tugend, etablierte das Offensivspiel mit zwei Kreisläufern und ohne Linksaußen. Erst als sich Marius Fuchs jetzt an der Schulter verletzte und sich Flügelspieler Christopher Rix (nach Handverletzung) zurückmeldete, kehrte der Coach zum Spiel mit gelerntem Außen zurück. Fuchs wird nach einem Anriss der Supraspinatussehne weiter aussetzen müssen. Im Zuge der Umstellung blühte der erstmals seit längerer Zeit verletzungsfreie Rückraumlinke Finn Wullenweber auf. Der 1,97 Meter große Shooter glänzt als Toptorschütze von der Neunmeterlinie. Sein Lohn: Das 21 Jahre alte Eigengewächs wurde von Fans und HBL zum zweitbesten Spieler des Monats April gekürt.

Faustpfand zum Klassenerhalt sind und waren die Heimspiele. 2019 datiert die einzige Niederlage vor eigener Kulisse vom 10. Februar gegen Spitzenreiter Balingen (23:28). „So laut wie gegen Coburg habe ich die Fans noch nie erlebt“, berichtet Ossenkopp von der jüngsten Unterstützung. Zu Saisonbeginn ist die Erwartungshaltung des Siegenmüssens in eigener Halle noch als Belastung empfunden worden. Jetzt sind die erwartungsfrohen Klatschpappenschläge Zusatzmotivation. Ein Entwicklungsschritt.

Kooperation mit HGHB soll verstärkt werden

Lernt die talentierte Mannschaft (Altersschnitt 24,2 Jahre) weiterhin schnell, scheint in der kommenden Spielzeit der Schritt in die obere Tabellenhälfte möglich. Den drei Zugängen um die Außen Tobias Schimmelbauer (31/TVB Stuttgart), Jonas Gertges (21/GWD Minden II/beide links) sowie A-Junior Pelle Fick (18/rechts) stehen die Abgänge von Justin Rundt (24/Tor) und Rix (22) gegenüber. Die auslaufenden Verträge von Jan Forstbauer (27), Kevin Herbst (24/beide Rückraumrechts) und Jan Kleineidam (20/Mitte) sind offen. „Klar ist, dass wir unseren Weg der Neuverpflichtungen mit Augenmaß nicht verlassen“, stellt Vizepräsident Martin Schwalb klar.

So soll die angedachte Kooperation mit Drittliga-Aufstiegsanwärter HG Hamburg-Barmbek intensiviert werden. „Steigen wir auf, und der HSVH hält die Klasse, rücken wir enger denn je zusammen“, berichtet HGHB-Sportchef Jürgen Hitsch. Vom HSVH abzugebende Spieler wie Rundt und Rix seien für Barmbek immer attraktiv. Zur Aufstiegsrelegation (Sa, 18.30 Uhr, Sporthalle Wandsbek) im Hinspiel gegen Stralsund ruft die HGHB alle Vereine und Fans zum Kommen auf. Das Motto laute „gemeinsam für Hamburg: Wer im Trikot erscheint, egal welcher Verein, bekommt vergünstigten Eintritt“, sagt Hitsch, der von bis zu 1000 Zuschauern träumt.