Hamburg. Mini-Kulisse gegen Lemgo bedroht anvisierten Schnitt. Mehr Freude macht Neuzugang Tom Wetzel, der zur Entdeckung des Spiel wurde.
Es war diese Äußerung von Michael Biegler, die ahnen lässt, wie wichtig dieser 37:28-Sieg gegen den TBV Lemgo für die Mannschaft, den Verein und den Trainer war. „Für den Moment empfinde ich einen leichten Zufriedenheitszustand“, sagte Biegler. Und wer weiß, dass einer wie er Zufriedenheit gewöhnlich als Stillstand geißelt, erst der kann die Bedeutung dieses Erfolges für die HSV-Handballer einschätzen. „Ich habe eine Menge Steine plumpsen hören“, sagte dann auch Geschäftsführer Christian Fitzek.
Nun mag Lemgo nicht der richtige Maßstab gewesen sein, um zu beurteilen, ob die Hamburger mit ihren zehn neuen Spielern schon in der Bundesliga angekommen sind, Fortschritte gegenüber dem Pokalaus beim Zweitligisten Nordhorn/Lingen und dem verpatzten Ligaauftakt bei Aufsteiger DHfK Leipzig (27:31) waren aber in allen Mannschaftsteilen zu erkennen. „Wir haben das im Training Erlernte diesmal auf die Platte bekommen“, meinte der neue Torhüter Jens Vortmann.
Wetzel ist die Entdeckung
Die Entdeckung des Spiels war der Halblinke Tom Wetzel. Der 23-Jährige, in diesem Sommer vom Zweiligaclub Empor Rostock nach Hamburg gewechselt, warf in seinem ersten Bundesligaspiel vier Tore, brauchte dafür nur sechs Versuche und stand auch in der Abwehr seinen Mann. „Wenn ich den Tom sehe, geht mir das Herz auf“, sagte Pascal Hens, „er ist wichtig für die Mannschaft, und er wird noch wichtiger.“ Nach 20 Minuten hatte Wetzel Hens abgelöst. Der Kapitän agierte später auf der anderen Seite.
Die 37 Treffer teilten sich elf der zwölf eingesetzten Feldspieler, allein Abwehrkante Piotr Grabarczyk beteiligte sich nicht am Torreigen. „Eine starke Teamleistung wird auch künftig der Weg sein, wie wir zum Erfolg kommen“, sagte Biegler. „Wir haben aber auch starke Einzelspieler, das wird oft verkannt.“ Bei Aufsteiger TVB Stuttgart (Freitag, 19.45 Uhr) soll der Findungsprozess fortgesetzt werden. Die Hoffnung, dass der Umbruch schneller als erwartet gelingt, ist nach der Vorstellung gegen Lemgo gewachsen.
HSV hofft auf Zuschaueraufschwung
„Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie mehr leisten kann, als man ihr zuletzt zutraute“, sagte Fitzek. Einzig die Zuschauerzahl (4765) stimmte ihn nachdenklich. Gegen Flensburg (9. September, 20.45 Uhr) hofft der Geschäftsführer auf eine doppelt so große Kulisse, andernfalls droht die vorsichtige Saisonkalkulation mit durchschnittlich 5500 Besuchern nicht aufzugehen.
Die Zuschauereinnahmen spielen im Etat (rund 5,5 Millionen Euro) inzwischen eine wichtige Rolle, da das Sponsorenaufkommen rückläufig ist. Die HSV-Handballer hängen weiter am Tropf von Hauptsponsor und Mäzen Andreas Rudolph, einige im Verein meinen sogar, „wieder mehr denn je“. Rudolph wiederum hat anklingen lassen, dass möglichst bald andere Lösungen gefunden werden müssen, er wolle nicht auf Dauer die Millionen-Lücken stopfen. Fitzek hatte deshalb vor dem Lemgo-Spiel an die Hamburger Wirtschaft appelliert und um mehr Unterstützung geworben. Verdient hätte es diese Mannschaft.