Hamburg. Die HSV-Handballer starten am Wochenende im Pokal in die neue Saison. Zum Auftakt des Regionalturniers geht es gegen TuS Ferndorf.

Final-Four-Turniere sind ein erprobtes Erfolgsformat im Handball. Besonders auf deutschem Boden. Auch in dieser Saison ist die Hamburger Arena am Volkspark wieder Schauplatz der DHB-Pokal-Endrunde am 30. April und 1. Mai 2016. Erstmals schon am Anfang des Pokals lässt der Deutsche Handballbund (DHB) jetzt auch in diesem Modus spielen. 16 regionale Viererturniere finden am Wochenende statt, ein umstrittenes Experiment. Für den neu aufgestellten HSV und seinen Trainer Michael Biegler wird es in Lingen ernst.

„Die ersten Runden waren oft verwaist und wenig attraktiv“, nennt Frank Bohmann, Geschäftsführer der Handball-Bundesliga (HBL), einen Hauptgrund für die Reform, die für mindestens drei Jahre Bestand hat. Bohmann hofft auf ein „medienwirksames Ereignis“ mit „großer Zuschauerresonanz“. Und er betont: „Wir sparen uns dadurch einen Spieltag.“

Allerdings hatten die besten sechs Bundesliga-Teams in der vergangenen Saison in der ersten Runde Freilos. „Noch ein Spiel mehr“, ächzt THW-Kiel-Coach Alfred Gislason. Geschäftsführer Dierk Schmäschke von Titelverteidiger SG Flensburg-Handewitt sagt zurückhaltend: „Nach einem Jahr sollte man den neuen Modus in jedem Fall kritisch hinterfragen, uns fehlen ja noch Erfahrungswerte.“ Und Lars Lamade, Manager der Rhein-Neckar Löwen, klagt: „Schon in der Champions League kommen mehr Spiele auf uns zu. Und das, wo wir seit Jahren versuchen, den Kalender für unsere Spitzenspieler zu entzerren.“ Auch von den HSV-Profis hört man Kritik, dass man sich lieber eine Woche mehr Regenerationszeit im Sommer gewünscht hätte.

Und so funktioniert der neue Modus: Erstmals spielen 64 Mannschaften mit. Ausrichter der 16 Mini-Events ist zumeist ein Zweitligist, mindestens ein Bundesligist nimmt teil. Die restlichen Plätze besetzen zweit- und drittklassige Teams. Unterteilt wurde in Nord- und Südregion, was zum Beispiel bedeutet, dass Drittligist Altenholz nach Leipzig reisen muss. Auch Essen, wo der THW antritt, gilt als Norden. Nur die jeweiligen Sieger qualifizieren sich fürs Achtelfinale. HSV-Geschäftsführer Christian Fitzek steht der Reform wohlwollend gegenüber: „Ich habe die Entscheidung im HBL-Präsidium ja mitgetragen.“

Der SV Henstedt-Ulzburg und der VfL Bad Schwartau gaben ihre Ausrichterrechte wie zwei weitere Zweitligisten wegen des finanziellen Risikos indes zurück. In der Ferienzeit ist der Ticketverkauf nicht einfach, und mit einer kleinen Halle ließe sich kaum Gewinn erwirtschaften. Zudem tragen die Gastgeber die Anfahrt der anderen drei Clubs (einen Euro pro Kilometer). „Das ist die Kehrseite, dass es ein gewisses Ausrichterrisiko gibt“, sagt Bohmann.

Bei der HSG Nordhorn-Lingen, die den HSV empfängt, herrscht „große Euphorie. In beiden Städten!“, wie die Vereinsangestellte Nadine Otte erzählt. „Man merkt zwar beim Kartenverkauf die Ferienzeit“, sagt sie. Der Zweitligist rechnet trotzdem mit einer gut besuchten Emslandarena (Kapazität 4500 Zuschauer) und keinesfalls mit einem Finanz-Minus. „Der HSV ist ein attraktiver Gegner.“ Der neue HSV will sich keinesfalls blamieren. Nach dem ersten Spiel gegen Zweitligaaufsteiger TuS Ferndorf am Sonnabend (19 Uhr), der keine Hürde sein darf, wäre Gastgeber Nordhorn-Lingen am Sonntag (17 Uhr) aber allemal eine Aufgabe. „Die HSG vor heimischer Kulisse ist keine Laufkundschaft“, sagt Fitzek. Aber das Fernziel ist klar: Das „richtige“ Final-Four in Hamburg.