Hamburg. Tim Dahlhausreifte beim HSV zum Juniorennationalspieler. Jetzt kommt der 22 Jahre alte Linkshänder als Gegner zurück nach Hamburg.

Er freue sich, mal wieder in seinem Wohnzimmer zu spielen, sagt Tim Dahlhaus, aber was heißt hier „mal wieder“? Damals war es allenfalls einmal ein Vorspiel, dass er mit der Jugend der HSV-Handballer in der O2 World bestreiten durfte. An diesem Mittwoch (19 Uhr) ist Dahlhaus, 22, erstmals Teil des Hauptprogramms, nur dass er jetzt gegen den HSV spielt und für die SG BBM Bietigheim, den Tabellenletzten der Bundesliga.

Vier Jahre lang wurde der aus Ostfriesland stammende Linkshänder in Hamburg sportlich und schulisch ausgebildet, hier stieg er zum Juniorennationalspieler auf. Als er sich, nach bestandenem Abitur, 2012 dem Zweitligisten Hamm anschloss, galt Dahlhaus als eins der größten deutschen Talente im rechten Rückraum. Der HSV aber, damals deutscher Meister, hatte ihm keine Hoffnungen machen können, es in den Profikader zu schaffen.

„Im Nachhinein ist es ärgerlich, dass er überhaupt gegangen ist“, sagt HSV-Geschäftsführer Christian Fitzek heute: „Tim ist ein interessanter Spieler und hat sich gut entwickelt.“ Es ist müßig, darüber zu spekulieren, ob die Entwicklung auch in Hamburg möglich gewesen wäre. Der Fall belegt aber, wie schwierig die sogenannte Anschlussförderung im Handball im Allgemeinen und beim HSV im Besonderen ist.

„Einige unserer Talente können den Sprung in die Bundesliga schaffen“, sagt Nachwuchskoordinator Gunnar Sadewater, der mit Dahlhaus in regem Kontakt steht. Spielpraxis aber müssen sie in der U23-Mannschaft oder beim Kooperationspartner SV Henstedt-Ulzburg in der Zweiten Liga sammeln. Den Durchbruch hat noch keiner geschafft.

Ihn brachte bei Tim Dahlhaus erst der Wechsel nach Bietigheim im Februar 2014. Er stieg mit den Schwaben in die Bundesliga auf und ist aktuell mit 65 Feldtoren der zweitbeste Schütze seiner Mannschaft. Auch privat hat Dahlhaus sein Glück gefunden, seine Freundin spielt für Herrenberg in der Zweiten Liga. Die Entscheidung, nach Bietigheim zu gehen, nennt Dahlhaus heute „die beste überhaupt“. Kürzlich hat er seinen Vertrag bis 2017 verlängert – er gälte auch im Fall des Abstiegs.

„Ich habe dem Verein viel zu verdanken“, sagt Dahlhaus, „deshalb halte ich ihm vorerst die Treue.“ Noch habe der HSV ja nicht angerufen. Dass für Dahlhaus im Wohnzimmer O2 World nächste Saison dauerhaft Platz ist, ist aber nicht auszuschließen.

Im Viertelfinale des EHF-Pokals trifft der HSV zunächst auswärts am 11./12. April auf den schwedischen Verein Eskilstuna Guif. Das ergab die Auslosung in Wien. Karten für das Rückspiel in Hamburg (18./19. April) sind von 31. März, 12 Uhr an erhältlich.