Zwischen dem HSV Hamburg und den Füchsen Berlin ist es erneut zu Reibereien der Club-Bosse gekommen. Andreas Rudolph wirft den Berlinern Unsportlichkeit vor, weil die zu viele Nachwuchsspieler auf einmal eingesetzt haben sollen. Die Hauptstädter reagieren fassungslos.

Hamburg/Berlin. Zwischen den Füchsen Berlin und dem HSV Hamburg hat es mal wieder gekracht: Die Berliner mussten sich nach der deutlichen 32:39-Niederlage in der Handball-Bundesliga beim HSV von dessen Clubchef Andreas Rudolph den Vorwurf der „Unsportlichkeit“ gefallen lassen. Rudolph missfiel es, dass die Berliner zeitweise vier Nachwuchsspieler gleichzeitig auf dem Feld hatten.

Allerdings hatte Füchse-Trainer Dagur Sigurdsson lediglich den Youngstern Oliver Milde, Jaron Siewert, Jonas Thümmler und Fabian Wiede eine Chance gegeben und damit auf die Verletzungs-Misere im Team reagiert. „Ich hoffe, dass er der einzige in Deutschland mit solch einer Meinung ist“, sagte Füchse-Manager Bob Hanning in Reaktion auf Rudolph: „Die Aussage steht ansonsten für sich, man muss sie nicht weiter kommentieren.“

Füchse-Präsident Frank Steffel reagierte emotionaler: „Ich bin fassungslos über die Einstellung des HSV Handball und kann die Aussagen von Herrn Rudolph gar nicht glauben.“ Die Einstellung des HSV-Präsidenten zeige ein tiefgreifendes Problem im deutschen Handball: „Statt in den eigenen Nachwuchs zu investieren, werden von außen für immer teurere Gelder Spieler eingekauft“, kritisierte Steffel.

Das Verhältnis zwischen dem Hauptstadtclub und den Hanseaten gilt seit längerem als schwierig. Im Zusammenhang mit dem Hamburger Interesse an Berlins Nationaltorwart Silvio Heinevetter hatte Füchse-Präsident Steffel das Mäzenatentum des HSV und dessen unseriöse Finanz- und Personalpolitik kritisiert.

Die Partie in Hamburg mit ihren Nebengeräuschen wollten die Berliner schnell abhaken. „Wir müssen uns nicht grämen, sondern sollten den Blick nach vorne richten“, sagte Sportkoordinator Volker Zerbe. Am Sonntag empfangen die bereits für die Endrunde im EHF-Pokal qualifizierten Füchse im letzten Gruppenspiel den slowakischen Gegner Hlohovec. „Auch wenn es sportlich um nichts mehr geht, wollen wir unseren Fans ein schönes Spiel zeigen“, meinte Zerbe.

Angesichts der anhaltenden Personalnot wird Trainer Sigurdsson auch in dieser Partie der Jugend wieder Spielpraxis geben. Gegen Hlohovec werden neben Dauerpatient Sven-Sören Christophersen wohl auch wieder Pavel Horak und Bartlomiej Jaszka fehlen. Paul Drux könnte allerdings wieder ins Team zurückkehren.

In Hamburg zeigten die Füchse eine ganz schwache erste Hälfte. Sie nahmen häufig den Torwart vom Feld, um mit einem Feldspieler mehr angreifen zu können. Dieses Experiment ging indes nicht auf. „Wir haben ein paar Sachen ausprobiert. Doch es lief dann etwas chaotisch ab“, erklärte Sigurdsson. „Schade, dass unsere Abwehr- und Torhüterleistung nicht gestimmt hat.“

Der HSV trifft am Sonntag (18.45 Uhr/Sporthalle Hamburg) im Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League auf den mazedonischen Vertreter Vardar Skopje. Trainer Martin Schwalb hofft auf die Rückkehr einiger Leistungsträger. So sollen die zuletzt verletzt fehlenden HSV-Asse Adrian Pfahl, Hans Lindberg und Pascal Hens wieder mitwirken.

Vor dem Spiel am Donnerstagabend hatte das Präsidium der Hamburger getagt. Ergebnis: Allen wegen der angespannten Finanzsituation vorsorglich gekündigten Geschäftsstellen-Mitarbeitern sollen neue Verträge angeboten werden. Neue Kontrakte erhalten haben bereits Nachwuchskoordinator Gunnar Sadewater und Jugendtrainer Rosario Cassaro.