Ein Kommentar von Achim Leoni

Natürlich wäre es verfrüht zu behaupten, die HSV-Handballer hätten die Meisterschaft mit der Auftaktniederlage beim Bergischen HC bereits weggeworfen. Dafür reicht es schon, drei Jahre zurückzudenken: Seinerzeit starteten die Hamburger mit einer schmerzlichen Niederlage bei Frisch Auf Göppingen in die Saison. An deren Ende stand man mit der Meisterschale auf dem Rathausbalkon und feierte mit 10.000 Fans den Titel.

Nun wiederholt sich Geschichte bekanntlich nicht. Aber es sind für den Fehlstart, obschon er krass ausgefallen ist, mildernde Umstände geltend zu machen. Der HSV ist erst am Wochenende von einer strapaziösen Reise nach Katar zurückgekehrt. Zählt man die Champions-League-Qualifikationsspiele gegen Berlin hinzu, hatten die Spieler binnen zehn Tagen sieben Partien sowie zwei Klimaumstellungen zu verkraften. Einen solchen Verschleiß kann auch ein Champions-League-Sieger nicht einfach weglächeln. Hinzu kommt, dass Trainer Martin Schwalb so viele neue Spieler wie noch nie zu integrieren hat.

Diese Aufgabe ist offensichtlich noch nicht erfüllt. Anders als 2010 hat die Mannschaft diesmal allerdings keine Zeit, zu sich selbst zurückzufinden. Bereits am Sonnabend im Spiel gegen den deutschen Meister THW Kiel sollte der Prozess abgeschlossen sein. Andernfalls wäre es um den ohnehin zerbrechlichen Betriebsfrieden beim HSV bis auf Weiteres geschehen. Zudem drohten die Diskussionen um Schwalb wiederaufzuflammen. Den Kontakt zum einstigen Wunschtrainer Talant Dujshebaev hat Präsident Matthias Rudolph bekanntlich nie abreißen lassen.