Zwei Tore fehlten dem HSV Hamburg im Finale der Handball-Vereins-WM am Ende zum Sieg gegen den FC Barcelona. Torwart Johannes Bitter war dennoch nicht unzufrieden mit dem Auftritt in Katar.

Doha. Einen Moment lang war Martin Schwalb nach der Schlusssirene im Begriff, den beiden serbischen Schiedsrichtern seine Meinung zu sagen. Die hatten in der letzten Minute den HSV-Handballern im Finale des Super Globes in Doha um eine mögliche Verlängerung gebracht, als sie zwar Zeitspiel anzeigten, Barcelona aber mehr als zehn Sekunden lang weiterspielen ließen, was den Treffer zur 25:27-(13:15)-Niederlage der Hamburger erst ermöglichte. Dann besann sich der HSV-Trainer, machte im Mittelkreis kehrt und beglückwünschte die Spanier zum Gewinn der Club-Weltmeisterschaft. Immerhin blieben dem Champions-League-Sieger als Finalverlierer 190.000 Euro Prämie, während sich der FC Barcelona auf 300.000 Euro freuen darf. „Wir haben selbst Schuld“, sagte Schwalb später, „wir hatten genug freie Würfe, um dieses Spiel zu gewinnen. Aber: Die letzte Chance hätten uns die Schiedsrichter nicht verwehren dürfen.“

2800 Zuschauer, unter ihnen der Ägypter Hassan Moustafa, Präsident des Welthandballverbandes IHF, bildeten am Finaltag in der Al-Gharafa Sports Hall die größte Kulisse des Turniers. Der Eintritt war wie an den vier Tagen zuvor frei, zusätzlich verteilten die Katari Sandwichses an die Besucher. Im vergangenen Jahr hatten die Veranstalter das Erscheinen zu den Vorrundenspielen noch mit zehn Dollar pro Person belohnt. Das könnte im nächsten Jahr teuer werden, wenn der Super Globe in einer der neuen 15.000 Zuschauer fassenden Arenen ausgetragen wird. Die Vereins-WM ist im August 2014 der Testlauf für die Männer-Weltmeisterschaft im Januar 2015 in Doha.

Die Vorbereitung auf das Endspiel hätten beide Teams am Vormittag beinahe gemeinsam bestritten. Als die Hamburger im Millennium-Hotel den gebuchten Konferenzraum im dritten Stock zum Videostudium betraten, saßen die Katalanen bereits vor dem Bildschirm. Auf die Einladung, sich die Mitschnitte der letzten Begegnungen zusammen anzuschauen, verzichte der HSV unter großem Gelächter dann doch. Die Mannschaft zog in den achten Stock um.

Die Hamburger Profis schienen bei der taktischen Besprechung gut zugehört zu haben, jedenfalls standen sie in der Abwehr kompakt, und im Angriff trafen Zarko Markovic und Joan Canellas aus dem Rückraum, Hans Lindberg von rechtsaußen. 6:4 führte der HSV nach zehn Minuten, als im Angriff die ersten Fehlwürfe zu beklagen waren. Selbst in der ansonsten stabilen Deckung taten sich nun Lücken auf, die Victor Tomas zum 9:8 (16.) nutzte, der ersten Führung des spanischen Meisters. Der Ex-Kieler Nikola Karabatic erhöhte auf 14:12 (25.). Kapitän Pascal Hens wollte den HSV in dieser Phase mit aller Macht heranwerfen, allein vier seiner Würfe landeten dabei im gegnerischen Block. Hens traf bei insgesamt neun Versuchen einmal.

Die Wende – wie in der zweiten Halbzeit im Champions-League-Finale am 2. Juni in Köln, das der HSV 30:29 nach Verlängerung gegen Barcelona gewann – blieb diesmal aus. Karabatic konnte über das 20:16 (40.) jubeln. Zeitstrafen, Fehlpässe, Missverständnisse erschwerten die Aufholjagd. Torhüter Johannes Bitter, er parierte 14 von 40 Würfen, hielt den HSV aber im Spiel, und als Rechtsaußen Stefan Schröder aus dem linken Rückraum das 21:22 (46.) gelang, begann das Team wieder an sich zu glauben. Die Chance zum Ausgleich eröffnete sich plötzlich, nachdem Marcus Cleverly einen Siebenmeter von Kiril Lazarov (48.) spektakulär abwehrte. Canellas hatte danach das 23:23 (52.) auf der Hand, er scheiterte an Barcelonas Keeper Danijel Saric. Dennoch blieb es spannend bis zur letzten Minute. Matthias Flohr verkürzte auf 25:26 (59.), Siarhei Rutenka sorgte 27 Sekunden vor Schluss mit einem Siebenmeter zum 27:25 für die Entscheidung.

„Am Ende fehlte uns ein bisschen Glück“, meinte HSV-Kreisläufer Henrik Toft Hansen. Der zum Finale angereiste Vereinspräsident Matthias Rudolph wollte jedoch nicht Klagen: „Wir haben gegen die beste Mannschaft der Welt ein hervorragendes Spiel gemacht, das wir durchaus hätten gewinnen können.“ Ähnlich dachte nach seiner eigenen starken Leistung Linksaußen Kentin Mahé: „Da hat nicht viel gefehlt. Wir können stolz sein auf das, was wir hier beim Super Globe erreicht haben. Wir haben uns von Spiel zu Spiel gesteigert, wir haben uns hier intensiv weiterentwickelt. Auf diesem Niveau entscheiden nun mal Kleinigkeiten – so wie im Finale Barcelona.“

Zum Verarbeiten der Niederlage blieb dem HSV eine kurze Nacht. Schon am frühen Sonnabendmorgen saß die Mannschaft unausgeschlafen im Flugzeug. Geplante Ankunft in Fuhlsbüttel: 18.05 Uhr. „Nach dem freien Sonntag für die Familien steht die Vorbereitung auf unseren Bundesligaauftakt an“, kündigte Schwalb an, „innehalten, zurückschauen, dafür bleibt keine Zeit. Es geht weiter, immer weiter.“

Nach dem Saisonstart am Mittwoch (19 Uhr) bei Aufsteiger Bergischer HC kommt nächsten Sonnabend (15 Uhr) der THW Kiel in die O2 World. Für das Spiel sind 9600 der 13.200 Karten verkauft. „Spätestens dann wird sich zeigen, ob der Super Globe uns beim Einspielen geholfen hat, oder ob uns die zuletzt sieben Spiele in zehn Tagen doch zu viel Substanz gekostet haben.“

Tore: Hamburg: Lindberg 7 (5 Siebenmeter), Mahé 4, Duvnjak 3, Markovic 2, Canellas 2, Schröder 2, Djordjic 1, Nilsson 1, Jansen 1, Flohr 1, Hens 1; Barcelona: Tomas 5, Karabatic 4, Lazarov 4 (3), Noddesbö 3, R. Entrerrios 3, Gurbindo 2, Sorhaindo 2, J. Garcia 2, Saubich 1, Rutenka 1 (1). Schiedsrichter: Stojkovic/Nikolic (Serbien). Zuschauer: 2800. Zeitstrafen: 6; 5.

Spiel um Platz drei: El-Jaish SC (Katar) – Sahel (Tunesien) 27:20 (13:8).