Der Nationalspieler wird Hamburg im Sommer vorzeitig verlassen. Frisch Auf sei eine „Herzensangelegenheit“ für ihn, erklärte Kraus.

Göppingen/Hamburg. Michael Kraus zog aus, um die große Handball-Welt zu erobern. Beim HSV wollte der Weltmeister von 2007 endgültig in die Zunft der Besten aufsteigen, doch die Zeit in Hamburg entpuppte sich als großes Missverständnis. Nach drei durchwachsenen Jahren in der Hansestadt kehrt Spielmacher Kraus nun zu seinen sportlichen Wurzeln zurück. Der Schwabe unterschrieb in Göppingen einen Drei-Jahres-Vertrag, getrieben von der Hoffnung auf eine baldige Rückkehr in die Nationalmannschaft.

„Die Möglichkeit, zu Frisch Auf zurückzukehren, ist eine Herzensangelegenheit“, sagte Kraus bei seiner Vorstellung am Montag. Nach Jahren der sportlichen Stagnation soll es künftig wieder bergauf gehen für den einstigen Bravo-Boy. In Göppingen wird Kraus ab der kommenden Saison wieder ganz allein den Ton angeben.

„Michael will wieder in der Nationalmanschaft Fuß fassen“, sagte Göppingens Geschäftsführer Gerd Hofele: „Bei uns traue ich ihm den Sprung zu.“ Hofele bezeichnete Kraus als „Vorbild für die Jugend und Kopf für die Nachwuchsarbeit des Vereins“. In seinen Adern fließe „grün-weißes Blut“.

Bundestrainer Martin Heuberger wartet entspannt ab. „Die Tür ist nicht zu. Entscheidend wird sein, ob er mal über einen längeren Zeitraum verletzungsfrei bleibt und konstant seine Leistung bringt“, sagte Heuberger. Der 48-Jährige hat seit seinem Amtsantritt im Sommer 2011 auf die Dienste des hochbegabten Instinkthandballers Kraus verzichtet. Zu schwankend waren dessen Leistungen im Verein, zu schlecht die vorherigen Auftritte in der Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB). Die WM im Januar in Spanien verfolgte der Mann mit den außergewöhnlichen Fähigkeiten vor dem Fernseher.

„Der Wechsel in seine Heimat und zu seinem Ziehvater Velimir Petkovic wird ihm vielleicht guttun und Stabilität in seine Leistungen bringen“, sagte Heuberger: „In Hamburg hat er viel Pech mit Verletzungen gehabt.“

Verletzungen, Formkrisen, Disziplinlosigkeiten – Kraus konnte in Hamburg nur selten richtig überzeugen. 104 Spielen im HSV-Trikot stehen 40 Partien gegenüber, in denen der Mittelmann verletzungsbedingt pausieren musste. „Mimi hat sein Talent nach der WM 2007 regelrecht verschludert. Wenn ich überlege, wie viele gute Spiele er seither gemacht hat, brauche ich meine zweite Hand zum Zählen bestimmt nicht“, hatte Ex-Bundestrainer Heiner Brand unlängst gesagt: „Ob er noch mal durchstartet, bestimmt er ganz allein. Er könnte der beste deutsche Handballspieler sein.“

HSV-Trainer Martin Schwalb lässt Kraus, den er 2010 aus Lemgo holte und zu einem Top-Verdiener der Branche machte, nach zweieinhalb Jahren vorzeitig gehen. „Mimi hat tolle Spiele für den HSV gezeigt. Seinen Wunsch, zurück zu Frisch Auf zu gehen, respektieren wir. Wir wollen ihm diesen Schritt ermöglichen“, sagte Schwalb.

„Ich habe zur richtigen Zeit den Schritt zum HSV gemacht. Die deutsche Meisterschaft war für den Verein und auch für mich persönlich einfach das Größte“, sagte Kraus, der beim Titelgewinn 2011 den größten Erfolg der Hamburger Vereinsgeschichte miterlebte. In Göppingen, wo er bereits bis 2007 gespielt hatte, will Kraus nun auch persönlich wieder durchstarten.