Nach erneut desolater Leistung bei den Füchsen Berlin verliert der HSV Hamburg die Champions League aus den Augen.

Hamburg. Das Spiel war lange vorbei, da stand Pascal Hens das Ensetzen noch immer ins Gesicht geschrieben. Mit aschfahlem Antlitz schlich der Kapitän des HSV Hamburg in die Kabine der Berliner Max-Schmeling-Halle. Eine Blamage, wie sie der Meister von 2011 am Mittwochabend beim 27:37 bei den Füchsen erlebte, hatten selbst die zur Zeit krisengeschüttelten Hamburger noch nicht erlebt. Ein personeller Umbruch steht bevor.

„So darf der HSV nicht auftreten. Wir haben teilweise Stolz, Ehre, Leidenschaft und Teamgeist vermissen lassen“, schimpfte HSV-Trainer Martin Schwalb. Zuvor hatte sich sein Team vom einstigen Tabellen-Nachbarn über weite Strecken vorführen lassen. Bereits nach 16 Minuten lagen die Hanseaten mit zehn Toren zurück (4:14), es dauerte bis zur 44 Minute, ehe die Torhüter ihren ersten Ball parierten. Bis zum Schlusspfiff brachten es die drei Keeper zusammen auf gerade einmal zwei Paraden.

„Das ist grenzwertig, was der HSV hier anbietet“, urteilte Experte Stefan Kretzschmar bei Sport 1 und sprach von einer desolaten Leistung der Hamburger. Am Ende wurde das Hamburger Starensemble von den inzwischen eingewechselten Berliner Youngstern teilweise vorgeführt. Vorne spielten die Berliner Nobodys Colja Löffler, Paul Drux und Fabian Wiede mit ihren Gegnern Katz und Maus, hinten hielt Nationalkeeper Silvio Heinevetter fast jeden zweiten Ball.

„Das war ein rabenschwarzer Tag. Wir sind als Team absolut nicht ins Spiel gekommen. Das kann man einfach auch nicht schönreden“, sagte Michael Kraus. Der HSV-Spielmacher war vor den Augen des Bundestrainers Martin Heuberger noch einer der besseren Akteure einer ansonsten besorgniserregend emotionslosen Mannschaft.

Die Verantwortlichen des HSV werden auf die sportliche Talfahrt reagieren, das steht fest. Die notwendige Verjüngung der ältesten Bundesliga-Mannschaft wird von Gesellschafter Andreas Rudolph, Präsident Matthias Rudolph und Trainer Martin Schwalb hinter den Kulissen schon seit einigen Wochen mit Nachdruck betrieben. Hoch bezahlte Stars sollen erfolgshungrigen Talenten Platz machen.

„Wir sind, wenn alles klappt, für die kommenden Jahre sehr gut aufgestellt“, sagte Matthias Rudolph dem Hamburger Abendblatt. Nach Informationen des Blattes sollen die hoch bezahlten Rückraumspieler Marcin Lijewski (35) und Kreisläufer Igor Vori (32) gehen. Auch von Kraus (29) und Torhüter Dan Beutler (35) will sich der Klub angeblich trennen.

Dagegen stehen die ersten Neuzugänge bereits fest. Mit dem Nationalspieler Adrian Pfahl ist sich der HSV längst einig, zudem soll sein Gummersbacher Teamkollege Kentin Mahe (21) beim VfL für die Rückraummitte losgeeist werden. Am Kreis kommt wohl der Däne Henrik Toft Hansen (25). Auf der Position im rechten Rückraum plant der Verein mit dem jungen Stefan Terzic (18), im Tor mit Nachwuchsmann Max-Henri Herrmann (18).

Dass die Integration von jungen Spielern kein Hexenwerk ist, zeigen zurzeit die Berliner. Füchse-Manager Bob Hanning sprach ob der vielen Jugendspieler auf dem Spielfeld nach der Partie gegen den HSV von der „Erfüllung eines Traums“. Ein Traum, dessen Verwirklichung bei den Hamburgern wohl noch Jahre in Anspruch nehmen wird.

Tore: Lund (7), Igropulo (6/3), Laen (6), Nincevic (5), Romero Fernandez (4), Sellin (3/1), Pevnov (2), Löffler (1), Wiede (1), Spoljaric (1), Jaszka (1) für Berlin - Kraus (7), Lindberg (5/1), Petersen (5), Schröder (4), Duvnjak (2), Hens (2), Flohr (1), Lijewski (1) für Hamburg.

Zuschauer: 8639