Der einstige Bravo-Boy Michael Kraus hofft nach zuletzt starken Leistungen beim HSV auf eine Rückkehr in das deutsche Nationalteam.

Hamburg. Er war gefeierter Star des Wintermärchens 2007, stürzte dann böse ab und ist gut zwei Monate vor der Handball-WM in Spanien plötzlich wieder da. Mit seinen zuletzt starken Leistungen beim HSV Hamburg lieferte Michael Kraus eine nachdrückliche Bewerbung für die Nationalmannschaft ab.

„Die WM im Januar ist mein großes Ziel“, sagte der 29 Jahre alte Spielmacher im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst (SID): „Ich hoffe, dass Bundestrainer Martin Heuberger mich demnächst anruft. Mit meiner jetzigen Form kann ich der Mannschaft helfen.“

Beim Auftakt in die EM-Qualifikation gegen Montenegro am Donnerstag (19 Uhr/Eurosport) ist Kraus zwar noch Zuschauer, doch wenn er so weiter spielt, führt bei der Weltmeisterschaft kein Weg an ihm vorbei.

„Er hat in den letzten Wochen viel besser gespielt als das ganze letzte Jahr“, sagte Ex-Welthandballer Daniel Stephan dem SID: „Jetzt liegt es am Bundestrainer, ob er Kraus nominiert oder nicht.“ Der hat den Weltmeister von 2007 zumindest auf dem Zettel. „Wenn er langfristig verletzungsfrei bleibt und auch beim HSV konstant gute Leistungen zeigt, ist er für die Nationalmannschaft ein Thema“, hatte Heuberger kürzlich gesagt.

Obwohl Kraus„ letzter Auftritt auf internationaler Bühne inzwischen anderthalb Jahre zurückliegt, ist die Popularität des 114-maligen Nationalspielers in der Öffentlichkeit noch immer ungebrochen. Bei Autogrammstunden hat „Mimi“ in aller Regel am meisten zu tun, Reporter stehen nach Partien seines Klubs bei ihm Schlange.

Heuberger nicht. Der Bundestrainer verzichtete seit seinem Amtsantritt im Sommer vergangenen Jahres auf die Dienste des hoch begabten Instinkthandballers Kraus. Zu schwankend waren dessen Leistungen im Verein, zu schlecht die Auftritte zuvor in der Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB).

Verletzungen, Formkrisen, Disziplinlosigkeiten - der ehemalige Bravo-Boy Kraus hat viele Höhen und noch mehr Tiefen hinter sich. Dem rasanten Aufstieg bis hin zum Weltmeistertitel 2007, an dem er mit seinen kaltschnäuzigen Auftritten maßgeblichen Anteil hatte, folgte der sportliche Absturz. Die hohen Erwartungen konnte das ewige Talent mit den außergewöhnlichen Fähigkeiten nie wieder richtig bestätigen - bis vor ein paar Wochen zumindest.

Die Verletzungsmisere beim Ex-Meister war eine Art Initialzündung für den gebürtigen Göppinger. Weil mit Kapitän Pascal Hens, Marcin Lijewski und Blazenko Lackovic fast der gesamte Hamburger Rückraum verletzt ausfiel, war Kraus plötzlich gefragt. Er nutzte das Vertrauen von Trainer Martin Schwalb und wurde vom Mitläufer zum Leistungsträger.

„Ich übernehme gerne Verantwortung. ich fühle mich zurzeit körperlich sehr gut und habe viel Selbstvertrauen“, sagt Kraus. Die Kritik vergangener Tage, ihm fehle es an Ernsthaftigkeit und spielerischer Reife, ist jedenfalls verstummt.