Beim Final-Four, der Endrunde des DHB-Pokals, wird am Wochenende in Hamburg der diesjährige Handball-Pokalsieger gesucht.
Das Spiel in Magdeburg am Dienstag war für Adrian Wagner wie ein Ausflug in die Vergangenheit. "Nach der langen Verletzungspause habe ich mich gefühlt wie beim ersten Bundesligaspiel als 19-Jähriger", erzählt der Linksaußen des VfL Gummersbach. Am Wochenende tritt der 31 Jahre alte Hamburger Handballprofi die nächste Zeitreise an. Beim Lufthansa Final Four kämpft er um den sechsten DHB-Pokal-Sieg für den Traditionsklub, der sich dann alleiniger Rekordgewinner nennen könnte.
Das wäre freilich eine ähnliche Sensation wie 2001, als Wagner, damals noch in der Sporthalle, mit der SG Bad Schwartau seinen ersten großen Titel feiern konnte. Ein Jahr später wurde seine Mannschaft nach Hamburg transferiert, und der Zufall will es, dass jener HSV am Sonnabend im Halbfinale (13.10 Uhr/NDR) in der Color-Line-Arena Gegner seines VfL ist.
"Viele in unserer Mannschaft haben diese besondere Atmosphäre noch nie erlebt", sagt Wagner, "sie wird sicher noch einmal Kräfte freisetzen." Natürlich hat Wagner Freunde und Familie mit Karten versorgt. Das war einfacher als erwartet: Weil sich die Nachfrage in Gummersbacher Fankreisen in Grenzen hielt, sind einen Tag vor dem Anwurf noch freie Plätze verfügbar: Die HSV-Geschäftsstelle (Tel. 309876-0) bietet welche zu 84 Euro an, bei Ticket Online (Tel. 01805 5704000) sind noch Tickets der Preisklasse 99 und 119 Euro verfügbar.
"Ich kann mich nicht erinnern, wann es das zuletzt gegeben hat", wundert sich Frank Bohmann, Geschäftsführer der gastgebenden Handball-Bundesliga (HBL). Die Nachfrage der Medien nach der für ihn "besten Handballveranstaltung der Welt" sei ungebrochen: Mindestens 15 Fernsehstationen übertrügen die Bilder aus Hamburg in 60 Ländern, damit liegt die TV-Präsenz nur unwesentlich unter dem Vorjahresniveau.
Von einer Krise kann man in der HBL trotz der Manipulationsaffäre um den THW Kiel nichts feststellen. In dem Bekleidungsunternehmen Label of Sportswear hat man für drei Jahre sogar einen neuen Sponsor gefunden, der künftig dem Supercup seinen Namen gibt. "Beim Final Four soll der Sport und nicht Skandale im Mittelpunkt stehen", hofft Bohnmann.
Ganz so einfach ist die Sache nicht. Im zweiten Halbfinale (15 Uhr/NDR) kämpft Titelverteidiger THW gegen die Rhein-Neckar Löwen um den Einzug ins Finale am Sonntag (14.15 Uhr/NDR). Deren Gesellschafter Jesper Nielsen hatte Details über angebliche Kieler Schiedsrichterbestechungen preisgegeben - und damit unfreiwillig Motivationshilfe geleistet. THW-Trainer Alfred Gislason ließ kürzlich in seiner Ansprache vor den Champions-League-Duellen gezielt die Namen von Nielsen und Löwen-Geschäftsführer Thorsten Storm fallen: "Dann hat die Kabine gebrannt."
Ein Gewinn bleibt unterm Strich für alle Beteiligten. HBL und Vereine können jeweils mit mindestens 150.000 Euro rechnen. Eine gute Nachricht auch für Adrian Wagner: Er hat wie seine Teamkollegen dem klammen VfL einen Teil der Spielergehälter bis zum Eingang des Erlöses gestundet.