Ein Kommentar von Achim Leoni

Handball ist mitunter ein einfaches Spiel, in dem 14 Männer 60 Minuten einem Ball hinterherjagen und am Ende die Mannschaft mit dem größeren Etat gewinnt. Wer dieses ungeschriebene Gesetz brechen möchte, muss sich schon etwas einfallen lassen. Die Füchse Berlin haben es vorgemacht. Weil ihre Mittel von Haus aus begrenzt sind, haben sie sich auf die Sichtung und Ausbildung junger Talente verlegt. Sie bilden das Stammkapital des Vereins, das jedes Jahr größere Renditen abwirft.

Mit dieser Strategie haben sich die Füchse nun sogar am ungleich finanzstärkeren HSV vorbeigestohlen. Diese tabellarische Bestandsaufnahme mag vorübergehend sein, der Eindruck aber bleibt: Nachwuchsarbeit zahlt sich auf lange Sicht aus - in Toren, Blocks, Paraden. Der deutsche Meister HSV hat diesen langen Atem in der Vergangenheit nicht gehabt und viel Geld auf den schnellen Erfolg gesetzt. Erst lange nach den Risiken wurden auch die Chancen hauseigener Talente erkannt. Deren Aufstiegsmöglichkeiten in Hamburg aber scheinen auf Jahre verbaut zu sein. In Kürze werden auch die letzten Positionen der Profimannschaft langfristig mit Topspielern besetzt sein.

Ob es der HSV mit geringerem finanziellem Aufwand 2011 zum Meistertitel gebracht hätte, darf bezweifelt werden. Aber er hätte sich bei konsequenter Talentförderung womöglich eine Situation wie in dieser Saison erspart, in der er die vielen verletzten Spieler auch deshalb nicht ersetzen konnte, weil der eigene Nachwuchs nicht den Anforderungen genügt.