Der deutsche Nationalspieler Sven-Sören Christophersen spricht im Abendblatt-Interview über die Einstellung der Mannschaft und das Turnier.

Nis. Gegen Tschechien kam er vor allem in der Abwehr und nur gelegentlich im Angriff zum Einsatz, insgesamt 24 Minuten lang: Sven-Sören Christophersen, 26, Spielmacher und Rückraumschütze der Füchse Berlin. Ein Tor erzielte er, die norwegischen Schiedsrichter gaben es aber nicht. „Das war nie und nimmer ein Stürmerfoul“, klagte Christophersen noch am Tag danach im Gespräch mit dem Abendblatt.

Hamburger Abendblatt: Herr Christophersen, vor dem Auftaktspiel gegen Tschechien sprach Bundestrainer Martin Heuberger von der Fokussierung auf diese Begegnung. Könnte dabei die nötige Lockerheit verloren gegangen sein?

Sven-Sören Christophersen: Wir können uns keinen Vorwurf machen, was die Vorbereitung angeht. Da haben wir, glaube ich, alles richtig gemacht. Schlecht waren gegen Tschechien die Chancenverwertung, manches Anspiel an den Kreis, die Gegenstöße. Dennoch wäre uns in der zweiten Hälfte beinahe der Ausgleich gelungen. Wie die Tschechen dann mit dieser Situation umgegangen wären, konnten wir leider nicht in Erfahrung bringen.

Weil auch das Überzahlspiel, wie Heuberger sagt, „eine Katastrophe“ war?

Christophersen: Michael Haaß hat als Ballverteiler das gemacht, was angesagt und mit dem Team besprochen war. Die Tschechen waren aber perfekt auf unsere Spielzüge vorbereitet, und wir haben auch einige schlechte Entscheidungen getroffen. Wir müssen jetzt im Training vielleicht die eine oder andere Variante hereinbringen, damit wir weniger ausrechenbar werden.

Immer wenn die deutsche Mannschaft klar zurücklag, hat sie ihren besten Handball gespielt. Als sich die Chance zum Ausgleich ergab, klappte plötzlich nichts mehr. Ist das Team dem Druck bei dieser EM nicht gewachsen?

Christophersen: Ich sehe bei uns kein mentales Problem. Wir haben ja auch in den Phasen, als wir ausgleichen konnten, immer wieder gute Chancen herausgespielt. Der Knackpunkt war, dass wir sie nicht genutzt haben; übrigens auch weil mein Berliner Vereinskollege Petr Stochl im tschechischen Tor hervorragend gehalten hat. Es fehlte bei uns hier und da ein Quäntchen Geschick, Glück, Überblick, Konsequenz, alles in allem sind das nur Kleinigkeiten. Wenn das alles zusammenpasst, werden wir noch ein gutes Turnier spielen.

Wo sehen Sie das größte Potenzial?

Christophersen: Vielleicht bei der Körpersprache. Wir müssen dem Gegner zeigen, selbst wenn man mal zwei, drei Tore hinten liegt: Hey Leute, heute geben wir den Ton an, da läuft nichts bei euch. Wir sind heute die Helden. Das hat nichts mit der Einstellung zu tun, sondern mit Selbstbewusstsein.

Woher soll dieses Selbstbewusstsein auf einmal kommen?

Christophersen: Natürlich ist das leichter gesagt als getan. Selbstvertrauen zu erlangen, ist sicherlich ein Prozess. Wir sind aber alle erfahrene Spieler, die in der Bundesliga schon bewiesen haben, dass sie es können.

Mazedonien ist heute Abend bereits das erste Endspiel um Olympia. 4000 Fans werden diese Mannschaft leidenschaftlich unterstützen. Wie werden Sie damit zurechtkommen?

Christophersen: Die erzeugen ja keine feindselige Stimmung. Solch eine Atmosphäre motiviert gewöhnlich beide Mannschaften. Das einzige Problem ist nur, dass man oft die Ansagen der eigenen Mitspieler nicht versteht. Darauf werden wir uns einstellen.

Wie schätzen Sie die Mazedonier sportlich ein?

Christophersen: Beim 26:26 gegen Schweden haben sie gezeigt, dass sie sich nicht nur auf ihren einen Weltklassespieler Kiril Lazarov reduzieren lassen. Das ist schon eine starke Truppe. Sie wechseln allerdings nach jedem Angriff bis zu drei Abwehrspieler ein. Wenn wir schnell spielen, was uns gegen Tschechien nicht gelungen ist, sollten wir daraus Kapital schlagen können.