Der HSV hat das Hinspiel im Achelfinale der Champions League gewonnen. Hans Lindberg traf zehnmal und war bester HSV-Werfer.

Kielce. Die letzten Sekunden verrannen, in der Hala Legionów von Kielce hielt es längst niemanden mehr auf den bunten Sitzschalen. Mit Sprechchören feierten 4500 Handballfans ihren Klub Sportowy dafür, dass er ihnen die vielleicht beste Saisonleistung dargeboten hatte. Denn sie hatten längst gemerkt, dass selbst das gegen diesen HSV Hamburg zu wenig war. Mit 24:30 (15:17) verlor der polnische Meister das Achtelfinal-Hinspiel der Champions League gegen den Bundesliga-Tabellenführer, der fünf Tage nach dem 29:25-Sieg in Flensburg ein weiteres Dokument seiner Stärke hinterlegt hatte. Das Rückspiel am kommenden Sonnabend in der Sporthalle Hamburg sollte nun nicht mehr als eine Pflichtübung sein.

„Ein tolles Erlebnis, eine Riesenstimmung“, fasste Hamburgs Rechtsaußen Hans Lindberg den gelungenen Sonnabendabend zusammen. „Wir waren von Anfang an voll auf das Spiel fokussiert, genau das hatten wir uns vorgenommen.“ Wie konzentriert der HSV die Aufgabe anging, konnte man in der Fehlerstatistik ablesen. Es dauerte fast zehn Minuten, ehe Marcin Lijewski mit einem missglückten Wurf für den ersten Eintrag auf Ham-burger Seite sorgte. 7:5 lag der HSV zu diesem Zeitpunkt in Führung, und sie wäre noch höher ausgefallen, hätte die Drei-zwei-eins-Abwehr nicht noch in einer Phase der Selbstfindung gesteckt. Manchen Fehler konnte Torwart Johannes Bitter ausbügeln. Fünf Paraden hatte er bereits gezeigt, als auf der anderen Seite erstmals ein Duell zugunsten des eingewechselten Kielcer Torwarts Marcus Cleverly ausging.

Fortan schlichen sich immer mehr Fehlleistungen ins Offensivspiel des HSV ein. Das blieb folgenlos, weil nun die Abwehr stand – und weil die Polen bereits seit der zwölften Minute ihr Übergewicht am Kreis verloren. Der leicht pummelige Kreisläufer Rastko Stojkovic, dem deutschen Publikum aus Nordhorner Bundesligazeiten noch wohl bekannt, hatte bei einem Zweikampf mit Igor Vori eine schmerzhafte Verletzung am Sprunggelenk erlitten und musste fortan im Liegen von der Seitenlinie aus ansehen, wie das Unheil allmählich seinen Lauf nahm.

Lindberg war es, der für den HSV den Grundstein zum Erfolg legte. Mit vier schnellen Toren sorgte der Däne fast im Alleingang dafür, dass aus einer knappen 16:15-Führung kurz vor der Pause ein beruhigendes 21:15 kurz nach der Pause wurde (35.). Acht Minuten lang gelang Kielce kein Treffer und Bitter im HSV-Tor nahezu alles. Als er seinen Arbeitsplatz in der 49. Minute für Per Sandström räumte, lag seine Erfolgsquote bei sagen-haften 46 Prozent (16 von 35 Würfen gehalten). Sandström sollte ihm mit 44 Prozent (vier von neun) kaum nachstehen

Über den Sieger des Spiels bestanden zu diesem Zeitpunkt keine Zweifel mehr, was die 4500 Fans in der ausverkauften Hala Legionów nicht davon abhielt, ihre prächtige Laune beizubehalten. Sie feierten ihre Mannschaft noch Minuten nach Spielende, auch wenn die Aussichten für das Rückspiel am kommenden Sonnabend trüb sind. „Aber es ist erst Halbzeit“, mahnte HSV-Trainer Martin Schwalb. In dieser Form sollte die zweite Halb-zeit aber keine böse Überraschung werden.