Hamburg. Die Basketballer überragen beim ersten Europacup-Heimsieg. Coach Pedro Calles fordert die gleiche Einstellung in der Bundesliga.

Pedro Calles staunte nicht schlecht, als er am Donnerstag die „Breaking News“ aus Russland hörte. Wenige Stunden nach dem überraschenden 100:82-Sieg der Hamburg Towers im EuroCup gegen Lokomotive Kuban Krasnodar trennten sich der Tabellenfünfte der russischen VTB-Liga und Coach Jewgeni Paschutin (52) offiziell „in beiderseitigem Einvernehmen“. Die Towers als Trainerkiller? „Es hat mich schon erstaunt. Sie waren bis zu dem Spiel bei uns Tabellenführer unserer Gruppe, aber ich kenne die Hintergründe nicht. Es ist wohl Teil des Geschäfts“, sagte der Towers-Coach nach dem ersten internationalen Heimsieg der Clubgeschichte.

Deutlich besser als die Stimmung in Krasnodar war die Gemütslage beim Wilhelmsburger Basketballclub nach der mit Abstand besten Saisonleistung. Gegen den Titelmitfavoriten im EuroCup zeigten die Hamburger, was mit ihrem Kader möglich ist, wenn die Mannschaft an ihr Leistungslimit geht. Mit Jaylon Brown (27/21 Punkte), Caleb Homesley (25/20 Punkte), Maik Kotsar (24) und Ray McCallum (30/je 18 Punkte) punkteten gleich vier Spieler zweistellig und rissen die 1178 Zuschauenden mit teils spektakulären Spielzügen und Dunkings von den Sitzen.

Basketball: Hamburg Towers haben große Ziele

Doch viel wichtiger als das Scoring war die Bereitschaft jedes Einzelnen, gegen die beste Offensive des EuroCups auch in der Arbeit gegen den Ball aggressiv vorzugehen. Wenn die Towers hoch hinauswollen – mit dieser Einstellung können sie es schaffen.

Zuletzt wirkte Towers-Trainer Calles zunehmend genervt von der zu langsamen und teilweise fehlenden Entwicklung im Defensivverhalten. „Wenn man mit den Spielern über das System und die Defense spricht, sagen sie natürlich: ,Klar, Trainer, ich habe es verstanden.‘ Aber zu suggerieren, dass man es verstanden hat, und dann die Dinge auf dem Court auszuführen, sind zwei verschiedene Sachen. Ich weiß, dass es leichter klingt, als es ist, aber es ist durchaus machbar“, sagte Calles, der nun hofft, dass es nach der starken Verteidigungsleistung gegen Krasnodar endlich Klick bei seinen Profis gemacht hat: „Solche Partien dürften meinen Jungs noch mal klargemacht haben, mit welcher Identität wir spielen wollen und müssen. Von der Mentalität, vom Glauben und der Herangehensweise war diese Leistung sicher der Maßstab, den ich bei meinen Spielern anlege.“

Und das nicht nur gegen eines der besten Teams Europas, sondern auch am Sonnabend (20.30 Uhr, MagentaSport) im biederen Basketball-Alltag beim Bundesliga-Abstiegskandidaten s.Oliver Würzburg, der sich nach vier Niederlagen in Folge zu Wochenbeginn von Trainer Denis Wucherer (48) trennte und gegen die Towers mit Interimscoach Steven Key (53) ins Spiel gehen wird.

„Diese Begegnung ist in dieser Woche die deutlich gefährlichere. Der Druck gegen Krasnodar war für uns ein ganz anderer als jetzt am Sonnabend, wenn die Erwartungshaltung von außen die ist, dass wir als Favorit dieses Spiel gewinnen müssen. Uns wird dort sicher nichts geschenkt. Das zu glauben, wäre schon Fehler Nummer eins“, warnte Calles.

Volle Arena beim letzten Heimspiel der Towers erwartet

Eigenmotivation ist in Würzburg der Schlüssel zum Erfolg, weil dort die Unterstützung von den Rängen ausfällt. Für die Towers wird es nach der Partie in Ulm am vergangenen Sonntag auswärts das zweite Geisterspiel in Folge. Die Corona-Verordnung in Bayern schließt derzeit Zuschauer aus. „Die Fans helfen uns schon sehr. Es macht eben einen großen Unterschied, ob man ein Geisterspiel in Ulm oder zu Hause eine Stimmung wie gegen Krasnodar hat. Das gibt Extra-Energie, gerade wenn die Müdigkeit einsetzt“, sagte Center Kotsar.

Im letzten Heimspiel des Jahres 2021 gegen die Gießen 46ers am zweiten Weihnachtstag (18 Uhr, MagentaSport) können die Hamburger in jedem Fall auf eine gut gefüllte Arena setzen. Nach der seit Mittwoch gültigen Hamburger Corona-Eindämmungsverordnung dürfen mit Maske bis zu 2770 Zuschauer in die Wilhelmsburger edel.optics.de Arena (Fassungsvermögen: 3400 Plätze). Das regelt Paragraf 18a „Sportveranstaltungen vor Publikum“.

Die Zahl berechnet sich wie folgt: Maximal 2500 Besucher plus 30 Prozent der dann noch verfügbaren Steh- und Sitzplatzkapazitäten, das sind im Inselpark 270. In die Sporthalle Hamburg (4293), wo der HSV Hamburg die meisten seiner Handball-Bundesligaspiele austrägt, dürfen 3038 Zuschauer. Die Obergrenze für alle Indoor-Veranstaltungen bleibt bei 5000 Besuchern.