Hamburg. Hamburgs Basketballer feiern gegen Aufsteiger Heidelberg den vierten Bundesligaerfolg in Serie. Doch überzeugen kann nur einer.

Der Jubel am Ende verdeckte viele Schwächen. Die Hamburg Towers bezwangen Aufsteiger Academics Heidelberg am Freitagabend in der heimischen edel-optics.de Arena in einem zerfahrenen Spiel zwar 81:75 (24:20, 12:11, 18:23, 27:21), feierten in der Basketball-Bundesliga den vierten Sieg in Folge, überzeugen konnte aber nur Center Maik Kotsar mit 21 Punkten und acht Rebounds. Caleb Homesley kam ihm mit zwölf Zählern am nächsten. Allein kämpferisch war den Hamburgern nichts vorzuwerfen.

Die Towers trafen zum elften Mal in ihrer Vereinsgeschichte auf die Academics, von den zehn Begegnungen in der 2. Bundesliga ProA hatten die Heidelberger sechs gewonnen, der bisher letzte Sieg der Towers lag dreieinhalb Jahre zurück.

Entzückte Schreie aus der Rekordkulisse

Im Spiel dauerte es 80 Sekunden bis zum ersten Erfolgserlebnis der Hamburger. Justus Hollatz verwandelte nach einem Fehlversuch seinen zweiten Freiwurf zum 1:6, was unter den 2462 Zuschauenden (bisherige Saisonbestmarke) erste entzückte Schreie auslöste.

Die Stimmung schwankte im Folgenden jedoch zwischen Begeisterung und Entsetzen. Auf gute Aktionen folgten grottenschlechte, gelungene Kombinationen und zielgenaue Distanzwürfe wechselten sich immer wieder mit Ballverlusten und missglückten Korblegern ab.

Bezeichnend dafür war der Auftritt von Lukas Meisner. Zweimal netzte der gebürtige Braunschweiger in der ersten Hälfte aus 6,75 Metern Entfernung für drei Punkte ein, zwei weitere Male flog der Ball weit am Korb vorbei. Oder Seth Hinrichs: Ihm misslangen in der 17. Minute gleich zwei Korbleger in Folge, nachdem er sich zwischendurch den Rebound gegriffen hatte.

Neuzugang McCallum gelingt noch nicht viel

Auch der Einstand des US-Amerikaners Ray McCallum hatte wenig Verheißungsvolles. In der 13. Minute gab der 30 Jahre alte Spielmacher sein Debüt. Als ihn Trainer Pedro Calles 4:09 Minuten später wieder vom Feld holte, standen ein Rebound und ein Ballverlust in seiner Statistik.

McCallum deutete zwar seine Fingerfertigkeiten an, zudem eine gewisse Eleganz in der Ballführung, doch zweimal entglitt ihm das Spielgerät auch aus den Händen. Nun durfte von ihm noch nichts Entscheidendes erwartet werden, erst am vergangenen Sonntag hatte er einen Vertrag bis zum Saisonende unterschrieben, am Donnerstag das erste Mal mit der Mannschaft trainiert.

Ex-NBA-Profi Ray McCallum (r.) deutete gegen Heidelberg seine Ballkünste zumindest schon einmal an.
Ex-NBA-Profi Ray McCallum (r.) deutete gegen Heidelberg seine Ballkünste zumindest schon einmal an. © Witters | Unbekannt

Nach Videostudium und Training hatte McCallum einen guten Eindruck von seinem neuen Team gewonnen. „Es ist ein sehr defensivorientierter Stil. Er wird mir liegen, und ich kann meine Stärken einbringen“, sagte er vor dem Spiel. „Die Jungs sind sehr aggressiv in der Verteidigung. Und aus meiner Erfahrung heraus weiß ich, dass Teams, die mit so viel Energie über ein gesamtes Spiel agieren, zu jeder Zeit eine Chance auf den Sieg haben.“

Towers verspielen wiederholt eine Führung

Dass die Towers dennoch zur Halbzeit 36:31 führten, war ihrem 7:0-Lauf zum Ende des zweiten Viertels zu verdanken. Kotsar mit zwei Halbdistanzwürfen und Kapitän Max DiLeo mit einem Dreier sorgten für die Wende. Der Vorsprung war nur 80 Sekunden später aufgezehrt. Robert Lowery glich per Korbleger zum 36:36 aus, schlug damit aber auch kein neues Kapitel in diesem wechselhaften Basketballspiel auf.

Die Towers verteidigten jetzt so aggressiv, wie McCallum sie kennengelernt hatte. Die Folge: Kotsar traf erneut per Korbleger zum 44:38. Auch diese Führung hatte keinen Bestand. Mit dem letzten (Dreipunkte-)Wurf im dritten Viertel erzielte Heidelbergs bisheriger Topscorer Shyron Ely das 54:54.

Kotsar glänzt im letzten Viertel auch als Passgeber

In den letzten zehn Minuten blieb Kotsar der Hauptdarsteller, als sicherer Werfer, aber auch als Passgeber. Jaylon Brown verwertete seine Vorlage zum 70:62 (36.). Und natürlich setzte der Este auch den Schlusspunkt, zunächst mit zwei Punkten zum 79:75, dann mit dem anschließenden Freiwurf zum 80:75.