Hamburg. Vom neuen Gesetz zur doppelten Staatsbürgerschaft profitiert auch Seth Hinrichs. Sein Club kann dadurch personell nachlegen.

Auf Deutsch möchte Seth Hinrichs (30) seine Interviews noch nicht führen. „Meine Töchter rennen zu Hause im Kreis um mich herum, sie haben kein Interesse daran, dass ich meine Zeit mit Deutschkursen verbringe“, sagt der Kapitän der Veolia Towers Hamburg, die an diesem Dienstag (18 Uhr/MagentaSport) zum für diese Saison letzten und sportlich bedeutungslosen Auswärtsspiel im Basketball-EuroCup bei den BC Wolves in der litauischen Hauptstadt Vilnius antreten.

Als Deutscher leben und – für die Wilhelmsburger besonders verlockend – spielen, kann Hinrichs, der seit 2016 mit einem Jahr Unterbrechung in Spanien durchgängig in Deutschland spielt (Kirchheim, Vechta, Ulm, Hamburg), dagegen in einigen Wochen. Möglich macht es das Gesetz mit dem für Vorhaben dieser Art vergleichsweise verständlichen Namen „Reform des Staatsangehörigkeitsrechts“.

Towers-Kapitän Hinrichs wird bald Deutscher

Dadurch kann beim Erwerb der deutschen Staatsbürgerschaft die bisherige erhalten bleiben. Zuvor hätte Hinrichs seinen US-amerikanischen Pass abgeben müssen, was der dreifache Vater nicht wollte, da seine in Buchholz in der Nordheide wohnende Familie ihren Lebensmittelpunkt außerhalb der Saison im US-Bundesstaat Minnesota hat.

Nun hat die Bundesregierung den Gesetzentwurf am 23. August 2023 im Kabinett beschlossen. Am 30. November wurde der Regierungsentwurf in erster Lesung in den Bundestag eingebracht und am 19. Januar in zweiter und dritter Lesung beschlossen.

Zu den Play-offs könnte der Nationenwechsel vollzogen sein

Danach ist der Bundesrat in einem zweiten Durchgang zu beteiligen und das Gesetz auszufertigen und zu verkünden. Die im parlamentarischen Verfahren vorgenommenen Änderungen treten dann drei Monate nach Verkündung des Gesetzes in Kraft – weswegen damit voraussichtlich im ersten Halbjahr 2024 zu rechnen ist. Hamburgs Sport- und Innensenator Andy Grote (SPD) könnte den Prozess theoretisch par ordre du mufti beschleunigen.

Womöglich gerade rechtzeitig zu Beginn der Play-offs oder zuvor der Play-ins für die Mannschaften auf den Plätzen sieben bis zehn in der Bundesliga. Die Towers befinden sich trotz wettbewerbsübergreifend vier Niederlagen in Serie auf Kurs zur Meisterschaftsrunde. Da im nationalen Wettbewerb mindestens sechs deutsche Spieler im Zwölferkader stehen müssen, wäre ein Nationenwechsel Hinrichs’ ein Vorteil für das Team von Trainer Benka Barloschky (36), da er nicht mehr als sechster Ausländer zählen würde.

Dies würde dem Club ermöglichen, einen weiteren Importakteur, vorrangig einen jungen und günstigen, zu verpflichten, nach dem Sportchef Marvin Willoughby (45) auf der Suche ist, um die Mannschaft zu vertiefen. Hinrichs wird ihn als Kapitän direkt begrüßen. Vielleicht ja mit einem deutschen „Guten Tag“.