Hamburg. Trotz der ernüchternden Platzierung haben Hamburgs Basketballer Chancen auf eine erneute Teilnahme am EuroCup. Warum das so ist.
Wer die äußerste Vorsicht und Zurückhaltung kennt, die Marvin Willoughby bei öffentlichen Ansagen walten lässt, durfte nach dem letzten Heimspiel der Veolia Towers Hamburg in der Vorwoche aufhorchen. „Wir versprechen, alles dafür zu geben, kommende Saison wieder europäisch zu spielen“, sagte der Geschäftsführer per Hallenmikrofon zu den gut 3000 anwesenden Zuschauern. Den Wunsch, international zu spielen, erneuerte der 45 Jahre alte Sportchef des Basketball-Bundesligisten in den Folgetagen.
International? Gute Chancen für Hamburg Towers
Die Interpretation dessen ist simpel: Die Chancen, dass die Wilhelmsburger 2023/24 zum dritten Mal in Folge am EuroCup teilnehmen, scheinen sehr gut zu stehen. Dies ist trotz des enttäuschenden 13. Platzes einen Spieltag vor Ende der regulären Saison in der Bundesliga möglich, da der als zweithöchster geltende europäische Wettbewerb von der privatwirtschaftlich organisierten EuroLeague ausgerichtet wird, die nicht zwangsläufig sportliche Kriterien an die Teilnahme knüpft. Das Abendblatt sprach dazu mit Ibrahim Erkan, dem Sportdirektor der EuroLeague.
Hamburger Abendblatt: Herr Erkan, besteht trotz der tabellarisch schwachen Platzierung in der Bundesliga für die Towers eine Chance auf eine Teilnahme am EuroCup in der kommenden Saison?
Ibrahim Erkan: Die Entscheidung, wer am EuroCup 2023/24 teilnimmt, fällen wir erst Ende Juni oder Anfang Juli, wenn alle nationalen Ligen beendet sind und der Vorstand alle Bewerbungen geprüft hat.
Erhielten die Towers in den vergangenen beiden Spielzeiten eine Wildcard?
Erkan: Nein. Hamburg wurde wegen des interessanten Projekts und der Bedeutung Deutschlands als strategischem Markt von uns ausgewählt.
Unter welchen Bedingungen könnten die Towers wieder teilnehmen?
Erkan: Jedes Team ist berechtigt, eine Wildcard zu erhalten, sofern es Interesse an der Teilnahme bekundet. Natürlich bewerten wir neben dem Interesse auch andere Faktoren, wie das Produkt als Ganzes auf und abseits des Spielfeldes, die Struktur der Clubs, auch deren langfristige Pläne. Der EuroCup ist ein Wettbewerb, der sich an Vereine richtet, die mit einer soliden Struktur und ambitionierten Projekten den Ehrgeiz besitzen, das höchste Niveau, also die EuroLeague, erreichen zu wollen. Der Gewinner des EuroCups qualifiziert sich bekanntlich für die Königsklasse.
Wie groß ist das Interesse der EuroLeague, eine Stadt wie Hamburg und einen Club wie die Towers in einem ihrer beiden Wettbewerbe vertreten zu haben?
Erkan: Es ist kein Geheimnis, dass es für uns interessant ist, einen Vertreter der zweitgrößten deutschen Stadt dabei zu haben, da dies dazu beiträgt, unsere Präsenz in einem unserer wichtigsten Märkte, dem deutschen, zu stärken. Die Towers sind ein vielversprechender Club, der hart daran arbeitet, sich zu professionalisieren und der bisher sehr gut mit uns zusammengearbeitet hat, obwohl er relativ neu in den europäischen Vereinswettbewerben ist.
Wie beurteilt ihre Organisation die Entwicklung der Towers sowie die Art und Weise, wie sich der Club über bislang zwei Saisons im EuroCup präsentiert hat?
Erkan: Der Weg, den Hamburg seit 2019 gegangen ist, ist nichts anderes als beeindruckend. Vor vier Jahren waren die Towers noch in der 2. Bundesliga ProA, und ihr erstes Ticket für den EuroCup sicherten sie sich bereits zur Saison 2021/22. Neben den sportlichen Erfolgen ist es auch wichtig zu erwähnen, dass das Management, das den Club erst 2013 gegründet hat, sehr effiziente Strukturen geschaffen hat und äußerst ehrgeizig arbeitet. Es gibt selbstverständlich noch Raum für Verbesserungen, aber, ich glaube, dass die Towers sich auf dem richtigen Kurs befinden.
Nach unseren Informationen steht mittelfristig eine Verschmelzung des EuroCups und der vom Weltverband Fiba ausgerichteten Champions League im Raum. Was können Sie dazu sagen, und welche Auswirkungen hat dies auf dem Modus des EuroCups in der nächsten Saison?
Erkan: Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir keine Gerüchte kommentieren. Nach derzeitigem Stand ist geplant, den EuroCup auch nächstes Jahr im selben Modus auszutragen wie in diesem.