Hamburg. Erneut schwache Wurfquote der Hamburger bei der deutlichen Niederlage gegen Chemnitz. Meisner mit 27 Punkten bester Werfer.
Der Euphorie des feurigen EuroCup-Sieges am vergangenen Mittwochabend gegen Tel Aviv folgte die Ernüchterung in der Liga: Die 81:104 (25:24, 19:30, 20:18, 17:32)-Niederlage der Veolia Towers Hamburg gegen die Niners Chemnitz war die vierte in Folge im Punktspielbetrieb, auch dass die Wilhelmsburger edel-optics.de Arena in der Bundesliga mit 3400 Zuschauenden zum dritten Mal nacheinander ausverkauft war, tröstete Sportchef Marvin Willoughby da wenig.
„Wir haben es nicht geschafft, an unsere Leistungsgrenzen zu gehen, die Intensität die gesamten 40 Minuten lang hoch zu halten. Dass uns nach drei Krankheitsfällen wieder nur ein kleiner Kader zur Verfügung stand, hat uns die Aufgabe gegen ein Topteam natürlich zusätzlich erschwert“, sagte er.
Die Grippe- und Erkältungswelle macht weiter vor den Towers nicht Halt. Mit Center Yoeli Childs und Spielmacher Kendale McCullum fehlten erneut zwei bewährte Stammkräfte, dazu Talent Leif Möller. Der US-Amerikaner Harrison Cleary (4:39 Minuten Spielzeit) und der Tscheche Michal Kozak (ohne Einsatz) vom drittklassigen Kooperationspartner Rist Wedel konnten sie erwartungsgemäß nicht ersetzen.
Towers verärgert über Transfer-Gerüchte
Aufgekommene Gerüchte, auch von Abendblatt-Online zwischenzeitlich verbreitet, der Verein strebe eine Vertragsauflösung mit McCullum an, erbosten zudem Willoughby: „Da ist nichts dran.“ McCullum wiederum nahm es gelassen: „Solche Spekulation gehören zum Geschäft.“ Der 26 Jahre alte US-Amerikaner ist mit durchschnittlich 16,5 Punkten pro Spiel, 5,3 Vorlagen und 2,5 Ballgewinnen statistisch der aktuell beste Akteur der Hamburger, schwächelte aber nach starken Auftritten zu Saisonbeginn zuletzt etwas.
Trotz personeller Sorgen starteten die Towers selbstbewusst in ihr fünftes Bundesligaduell mit den Sachsen (Bilanz: 1:4). Allen voran gaben die beiden Kapitäne Lukas Meisner und Seth Hinrichs den Takt an. Sie verwandelten in den ersten zehn Minuten nicht nur einen Großteil ihrer Würfe, auch in der Verteidigung stellte sie viele Passwege der aus der Distanz treffsicheren Chemnitzer zu, waren ihren Mitspielern ein kämpferisches Vorbild.
Alle Schwächen der Hamburger konnten sie indes nicht zudecken. Die offenbarten sich zwar bereits im ersten Viertel, wurden im weiteren Verlauf jedoch spielentscheidend. Die Towers leiden weiter unter dem drittschlechtesten Offensivrating der Liga (108,3 Punkte pro 100 Ballbesitze), ihre Trefferquote aus dem Feld lag erneut bei unterdurchschnittlichen 42,0, Prozent (Chemnitz: 61,5). Das Fehlen sicherer Distanzschützen, die komplizierte Angriffssituationen einfach lösen, bleibt damit ein Dauerthema.
Festigen die Towers Platz acht?
Die Chemnitzer hatten diese, trafen 13 von 28 Versuchen aus 6,75 oder mehr Metern Entfernung (46,4 Prozent). Towers: 7 von 23 (30,4 Prozent). Selbst dass die Hamburger sich weit mehr Rebounds griffen (38:30), dadurch mehr Ballbesitz hatten, änderte die Kräfteverhältnisse an den Körben nicht; ebenso wenig die Aufholjagd im dritten Viertel, als sich die Towers bis auf 64:69 (30. Minute) herankämpften. Der vierte Abschnitt geriet dann zum erneuten Rückfall, der die ersten Fans schon vor der Schlusssirene aus der Halle trieb.
„Kämpferisch und von der Einstellung her kann ich der Mannschaft keinen Vorwurf machen“, sagte Cheftrainer Raoul Korner, „irgendwann fehlte nach den Kräfte zehrenden vergangenen Wochen aber die Energie, körperlich und geistig. Dann passieren Fehler, die auf diesem Niveau nicht passieren sollten und von einem Team wie Chemnitz gnadenlos bestraft werden.“
Viel Zeit zur Aufarbeitung bleibt den Hamburgern nicht. Schon am Dienstag (20 Uhr/MagentaSport) sind sie im EuroCup iim norditalienischen Trient gefordert. Mit einem Sieg beim Tabellenvorletzten könnten die Towers Platz acht festigen, der letzte Rang, der noch zur Play-off-Teilnahme qualifiziert.
Punkte Veolia Towers Hamburg: Meisner 27 (7 Rebounds), Hinrichs 21 (7), Samar 11 (8 Assists), Woodard 10 (6), Clark 6 (6), Schoormann 3, Philips 2, Wohlfarth-Bottermann 1.