Braunschweig. Der zuletzt schwache Topscorer Homesley fand im Nord-Duell zu alter Form. Mittwoch wartet Valencia im EuroCup.

Es hat schlechte journalistische Tradition, davon zu sprechen, dass eine Mannschaft um den Zeitpunkt großer Festtage herum, vorrangig Weihnachten und Ostern, in Geberlaune sei, dem Gegner Punkte schenkt. Sucht man die Gründe für den 92:79 (21:28, 26:13, 23:22, 22:16)-Sieg der Hamburg Towers bei den Basketball Löwen Braunschweig ist man jedoch schnell in diesem esoterischen Bereich gelandet.

Denn für die unerhörten zwanzig Mal, die die Bundesliga-Basketballer ihrem Rivalen den Ball schenkten, ist kaum eine andere Erklärung zulässig. Normalerweise ist damit kein Spiel zu gewinnen.

Hamburg Towers früh unter Druck

Wer nun aber im analytischeren Bereich nach der Begründung forscht, wird schnell im physischen fündig. Die Hamburger sind zu müde, zu überspielt, die Konkurrenz weiß darum und setzt auf eine druckvolle Verteidigung, die die Aufbauspieler von Ballaufnahme an nervtötend unter Druck setzt. Das Thema ist kein Neues, es wiederholt sich permanent, auch im Abendblatt. Aber die Towers spielen einfach immer.

Mit dieser simplen wie effektiven Strategie gelang es den Löwen vor 1903 Zuschauern, gleich zwei Fliegen mit einer Klatsche zu schlagen. Nicht nur wirkte Supertalent Justus Hollatz im zweiten Spiel nach seiner Anmeldung zum NBA-Draft ungewohnt fahrig im Ballvortrag. Auch kickstartete Braunschweig die eigene, eher ineffiziente Offensive, indem nach Ballgewinnen zumeist direkt per simplem Korbleger abgeschlossen wurde.

Als Hamburg Towers erstmals führten

Aber Geben geht nun mal in beide Richtungen. Man kann auch der eigenen Mannschaft etwas geben. Stichwort: Caleb Homesley. Zu Ostern auferstanden aus tiefster Formkrisenversenkung. Auf einmal fielen sie wieder, die wilden, für Towers-Fans mitunter schon nervigen, Dreier. Die das Spiel für den um keinen Abschluss verlegenen US-Amerikaner öffnen, ihm Platz auf dem Weg zum Korb einräumen, wo er den Ball umsichtig verteilen kann.

So dauerte es nur bis zur 14. Minute, ehe die Gäste erstmals die Führung übernahmen durch einen Dreier aus der Ecke von Jaylon Brown zum 31:30.

Von da an verweigerten die Towers den Blick in den Rückspiegel und besannen sich ihrer alten Stärken, die zuletzt einige Begegnungen Sendepause hatten. Das Team von Trainer Pedro Calles (38) zog die Intensität in der Verteidigung an. Die Rotationen in der Defensive wurden zügig vollzogen, Akteure flogen quasi von A nach B. Würfe von Braunschweig flogen dagegen reihenweise wieder aus dem Ring.

Plötzlich ein 11:0-Lauf der Towers

Und doch konnten die Hamburger ihre Führung nicht so richtig ausbauen. Braunschweig wehrte sich nach Kräften und profitierte dabei immer wieder von Unkonzentriertheiten im Spiel der Towers. Und mit eben solchen begann das Calles-Team den Schlussabschnitt. Braunschweig konnte mit einem Lauf auf 69:70 verkürzen, was den sichtlich unzufriedenen Hamburger Trainer zu einer frühen Auszeit zwang.

Die eindringlichen Worte des Spaniers verfehlten ihre Wirkung offenkundig nicht. In der Folge waren die Hamburger, die nach der Auszeit einen 11:0-Lauf folgen ließen, auf beiden Seiten des Courts wieder deutlich mehr bei der Sache.

Trevon Bluiett und Jaylon Brown zogen mit ihren erfolgreichen Dreipunktewürfen den Gastgebern den Zahn, sodass der verdiente Auswärtssieg beim Abstiegskandidaten letztlich nicht mehr in Gefahr geriet. „Es war ein harter Kampf. Uns war klar, dass es hier in der Halle nicht einfach wird. Wir hatten ein schwieriges erstes Viertel, aber wir sind bei uns geblieben. Wir wussten, dass wir härter spielen müssen. Das haben wir dann auch getan und den Sieg so geholt“, erklärte Topscorer Homesley.

Towers nun gegen Valencia im EuroCup

Am Mittwoch (20.30 Uhr, MagentaSport) werden die Hamburger deutlich mehr an ihre Grenzen gehen müssen, wenn im EuroCup-Achtelfinale der spanische Topclub Valencia Baskets wartet. „Das wird ein tolles Spiel. Alles ist möglich, wenn wir hart spielen. Wir freuen uns sehr auf das Spiel in Valencia“, sagte Homesley.

Die Punkte der Hamburger:

  • Towers: Homesley (23 Punkte), J. Brown (20), Meisner (16), Hinrichs (7), Kotsar (9), Christen (3), Hollatz (0) Bluiett (9), DiLeo (3), Rich (0).