Hamburg. Beim 101:85-Sieg gegen Oldenburg machte der Forward ein bestes Saisonspiel. Wie der Basketballer seine Leistung einordnet.

Es ist davon auszugehen, dass Lukas Meisner den trainingsfreien Sonntag für einen Spaziergang genutzt hat. Das „herrliche Wetter“ wolle er genießen, hatte der Power Forward der Hamburg Towers am Vorabend angekündigt und dabei eine Hoffnung geäußert: „Wenn mich jemand auf der Straße sieht, juckt es ihn hoffentlich nicht, ob ich 20 oder zwei Punkte gemacht habe.“

Nun waren es aber 20 Zähler, Saisonbestwert, garniert mit einem Karriererekord von 13 Rebounds, die der 26-Jährige zum 101:85-Prestigeerfolg im Nordderby gegen die EWE Baskets Oldenburg beisteuerte. Eine Leistung, die den gebürtigen Braunschweiger aufkratzte.

Towers-Profi Meisner benötigte Anlaufzeit

Gefasst, aber vom Durchbruch doch berührt, sagte Meisner nach der Partie: „Es war für mich eine schwierige Saison. In meiner Herangehensweise bin ich gleich geblieben, ich verändere nichts im Vergleich zu gestern, und werde es auch morgen nicht tun. Am Ende des Tages bin ich der gleiche Mensch, völlig ungeachtet meiner Leistung. Dennoch war es wichtig, mir zu beweisen, dass ich noch so spielen kann wie im Vorjahr.“

Und wie konnte der breitgebaute 2,03-Meter-Mann da spielen. Für die Basketball Löwen seiner Heimatstadt avancierte er zum unangefochtenen Alpha, zum Nationalspieler, einem der besten deutschen Spieler der Bundesliga. Bis zum Februar 2021: Beim Training mit der Nationalmannschaft zog sich Meisner eine schwere Schulterverletzung zu, die eine Operation erforderlich machte.

Nationalmannschaft ist für Meisner sekundär

Der Weg zurück war lang, wahrscheinlich länger als erwartet. Nach seinem Wechsel nach Hamburg wirkte Meisner oftmals unglücklich, mitunter fast schon tollpatschig auf dem Spielfeld. Sein Punkteschnitt halbierte sich von 14,4 auf 6,9, die Minutenzahl fiel von gut 30 auf 17. „Die Verletzung ist aber kein Thema mehr, sie beeinträchtigt mich weder physisch noch mental“, sagt er.

Das Kapitel Nationalteam scheint vorerst beendet. Unter dem neuen Bundestrainer Gordon Herbert fand Meisner keine Berücksichtigung. Frustration? „Ich kann seine Entscheidungen nicht beeinflussen. Immerhin konnte ich die Pause so zum Trainieren und für Zeit mit der Familie nutzen.“

Gegen Oldenburg kam alles zusammen. Rücksichtsloser Zug zum Korb, Präsenz beim Rebounding, befreiender Jubel mit den 1837 Fans in der Wilhelmsburger edel-optics.de Arena. Der gastierende Abstiegskandidat bot hingegen eine defensiv derart lachhafte Vorstellung, dass sie wenige Kilometer nördlich als Unterhaltungsprogramm eines niveaulosen Junggesellenabschieds auf dem Kiez gedient hätte. Eine Schande in der Abschiedssaison des großen Rickey Paulding.

Corona-Verdacht bei Kotsar und Christen - Knieverletzung bei Hollatz

Aber auch die Towers konnten ihren Sieg nicht überschwänglich genießen. Kurz vor Spielbeginn vermeldeten sie die Ausfälle von Maik Kotsar und Robin Christen, die nach ihren Länderspielreisen „erkältungsähnliche Symptome“ aufwiesen. Die Ergebnisse der Schnelltests sollen am Sonnabendabend nicht vorgelegen haben, was auf eine Corona-Infektion hindeutet. Zudem bekam Justus Hollatz einen heftigen Schlag aufs rechte Knie ab. Der Aufbauspieler versuchte sich immerhin für wenige Sekunden an einer Rückkehr aufs Parkett. Die Schmerzen ließen dies zwar nicht zu, allein die Tatsache lässt aber darauf schließen, dass er nur eine Prellung erlitt.