Hamburg. Hamburg Towers verlieren gegen den bisherigen Tabellenletzten Göttingen mit 87:93. Starkes Debüt des Mexikaners Gutiérrez.

Als Mike Taylor in der Nacht zum Sonntag die edel-optics.de Arena verließ, konnte der Trainer der Hamburg Towers schon wieder etwas lächeln. Eines stellte er aber klar: „Wir brauchen Ergebnisse.“

Das jüngste stimmte nämlich erneut nicht. 87:93 (19:29, 15:32, 29:9, 24:23) verlor der Bundesliga-Aufsteiger gegen den bisherigen Tabellenletzten BG Göttingen nach zwischenzeitlichem 31-Punkte-Rückstand (30:61/ 19. Minute) und steckt mit jetzt 1:6 Siegen als Tabellenvorletzter – wie erwartet – weiter mitten im Abstiegskampf. Allerdings steigt nur der Letzte ab. Bester Werfer war der Niederländer Yannick Franke (23) mit 19 Punkten.

Die Towers verwandelten nur sieben von 24

Die Wilhelmsburger Basketballer aber, das stimmte Taylor später versöhnlich, hätten sich nach einer starken, engagierten zweiten Halbzeit acht Sekunden vor Schluss beim Stand von 87:90 noch in die Verlängerung retten können, wäre Neuzugang Jorge Gutiérrez bei seinem überzeugenden Debüt nicht verbotenerweise auf die Außenlinie getreten. So trafen am Ende die Göttinger ein letztes Mal aus der 6,75-Meter-Distanz, was in diesem Moment niemanden mehr störte, zuvor jedoch das Spiel mit entschied. Die Niedersachsen verwandelten zehn von 27 Dreiern (37 Prozent), die Towers nur sieben von 24 (29,2 Prozent), in der ersten Hälfte nur einen von elf.

„Das dritte Viertel, das wir 29:9 gewonnen haben, war perfekt, aber so hoch in Rückstand zu geraten, egal wie der Gegner heißt, bleibt inakzeptabel. Das hat nichts mit Technik oder Taktik zu tun, das ist Sache der Einstellung“, zürnte Taylor. „Unsere Anhänger haben etwas Besseres verdient als das, was wir in den ersten 20 Minuten geboten haben.“ Sportchef Marvin Willoughby formulierte seinen Frust noch drastischer: „Die erste Hälfte war zum Schämen.“ Mit anderen Worten: nicht bundesligatauglich.

Fehlstart gegen Göttingen kein Einzelfall

Angesichts des zum Teil begeisternden Auftritts in der zweiten Halbzeit, der die Towers-Fans unter den 3400 Zuschauern vom ersten Korb an mitriss, ist die Vorstellung zuvor nur schwer zu erklären. „Was mit dieser Mannschaft alles möglich ist, haben wir in der zweiten Hälfte gesehen“, sagte Willough­by mit heiserer Stimme, die von einer Erkältung herrührte, nicht von seinem und Taylors leidenschaftlichen Pausenappell, der in der nach oben offenen Dezibelskala laut Ohrenzeugen Höchstwerte erreichte.

In der ersten Halbzeit hatten die Towers 61 Punkte kassiert, drei mehr als zur Saisonpremiere bei Meister Bayern München (Endergebnis: 55:111). Der Fehlstart gegen Göttingen war jedoch kein Einzelfall, er zieht sich durch die Saison. Nur bei der unglücklichen 78:83-Niederlage nach Verlängerung in Frankfurt verloren die Hamburger das erste Viertel nicht. Dort stand es nach zehn Minuten 19:19.

„Es ist enttäuschend, wenn man sich zwei Wochen lang auf diese wichtige Partie vorbereitet und wir dann so schlapp ins Spiel starten. Göttingen hat nichts gemacht, das uns überrascht hat“, klagte Taylor. „Wir müssen von Beginn an die nötige Mentalität zeigen, vor allem die erfahrenen Spieler müssen demonstrieren, was erforderlich ist, um in dieser Liga zu bestehen.“

Geht doch: aggressiv und konzentriert

 In der zweiten Halbzeit spielten die Towers, wie es sich der Trainer wünscht: aggressiv, konzentriert, fokussiert. Bezeichnend: Während sich die Göttinger in der ersten Halbzeit 21 Rebounds griffen, die Towers elf, fiel die Bilanz in der zweiten Hälfte genau umgekehrt aus. „Verteidigen ist auch Charaktersache“, sagte Willoughby, kündigte Gespräche mit den Führungsspielern an und ließ offen, ob die Towers in den nächsten Wochen weiter nachrüsten werden. Fünf neue Lizenzen dürfen sie bis zum Saisonende noch vergeben.

Gutiérrez (30), die erste Nachverpflichtung, erfüllte die hohen Erwartungen. „Seine Ballbewegung tat uns gut. 21 Assists als Team ist ein Fortschritt. Wir sind sehr zufrieden mit ihm, gerade ein Spieler wie Justus Hollatz kann von ihm profitieren“, sagte Taylor. Der Mexikaner erzielte 16 Punkte, lieferte acht Korbvorlagen, Saisonspitzenwert bei den Towers, auf die am kommenden Sonntag in Ulm das nächste Abstiegsduell wartet. Der Ex-NBA-Profi sah seine Leistung kritischer. „Ich kann besser spielen“, sagte er, war aber beeindruckt vom Publikum. „Das sind hier fantastische Fans.“

Towers-Kooperationspartner Rist Wedel (9.; 4:5 Siege) verlor in der 2. Bundesliga Nord ProB ersatzgeschwächt in Dresden (7.; 4:5) 63:88 (36:50). Emil Marshall (19) erzielte 17 Punkte.