München/Hamburg. Der Trainer der Hamburg Towers setzt nach der historischen 55:111-Lehrstunde bei Meister München auf einen schnellen Lernprozess.
Der graue Anzug saß, die Krawatte auch, die Spuren der 55:11 (7:23, 10:35, 17:34, 21:19)-Niederlage beim deutschen Basketballmeister Bayern München waren Mike Taylor äußerlich nicht auf den ersten Blick anzusehen. Seine Miene wirkte aber ernster als gewöhnlich, irgendwie fehlte das sonst so herzliche Lächeln. Der Trainer der Hamburg Towers muss an diesem Abend wohl erstmals geahnt haben, wie viel Arbeit noch vor ihm liegt, um mit seinem Team in der Bundesliga konkurrenzfähig zu werden. Die Premiere jedenfalls ging krachledern daneben.
Immerhin hatten die Towers ihren Humor bewahrt. Beim Stand von 17:58 zur Halbzeit twitterten sie, „unsere Lederhosen sind unten“, nach dem dritten Viertel (34:92) „nun wissen wir, wie ihr euch in München immer gefühlt habt, lieber HSV – und es ist fatalerweise noch ein Viertel zu spielen“. Das aber sollten die Hamburger 21:19 gewinnen, weil die Bayern ihren Job in der Endphase doch recht nachlässig erledigten.
Towers tragen sich in die Geschichtsbücher ein
24 Ballverluste (Bayern 15), eine Trefferquote von nur 29 Prozent aus dem Feld (Bayern 57 Prozent) und von 65 Prozent von der Freiwurflinie (Bayern 84 Prozent) lautete dennoch die Bilanz des Grauens, der höchsten Niederlagen der jungen Vereinsgeschichte. Und auch in der Bundesliga gab es nur wenige Pleiten, die deftiger ausfielen. Die Negativmarke halten die Braunschweiger, die 1989 mit 39:110 in Bayreuth verloren.
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„Das war eine Lehrstunde für uns, aber wir werden auch lernen. Das haben wir immer gesagt. Jetzt wissen wir, wie hoch das Toplevel in der Bundesliga ist“, sagte Taylor. Es zeichnet den US-Amerikaner jedoch aus, nie seinen Optimismus zu verlieren, und er versteht es immer auch, diese positive Energie auf seine Mannschaft zu übertragen. „Am Freitag gegen den Mitteldeutschen BC spielen wir in unserer eigenen Halle, die Fans werden uns pushen, und der Gegner ist auch nicht derart übermächtig, wie die Bayern es diesmal waren.“
Towers-Coach klammert sich an Schaffartzik
Es fehle seinem jungen Team noch die Erfahrung, um mit Situationen wie in München umzugehen. „Die ersten Würfe gehen daneben, die Spieler sehen auf dem Videowürfel, wie hoch sie in Rückstand geraten sind, da schwindet das Selbstvertrauen“, erklärt der Coach den verstörenden Auftritt. Hinzu komme in diesem Moment der Respekt vor dem Gegner, „du verlierst dann die notwendige Aggressivität, bist nicht mehr so fokussiert und konzentriert.“
Mut macht Taylor die Vorstellung seines neuen Spielmachers Heiko Schaffartzik. Der 35-Jährige erzielte gegen seinen ehemaligen Club zehn Punkte und deutete an, dass er der erhoffte Führungsspieler werden könnte. „An Heiko werden wir noch viel Freude haben. Er ist der Typ, den wir brauchen“, sagte Taylor und lächelte erstmals wieder.
Das ist Heiko Schaffartzik:
- Geburtstag: 3. Januar 1984
- Position: Guard
- Größe: 1,83 Meter
- 2002–2004 ALBA Berlin
- 2004–2005 Gießen 46ers
- 2005–2006 Selbytel Baskets Nürnberg
- 2006–2007 EWE Baskets Oldenburg
- 2007 Central Hoops Berlin
- 2007–2008 EnBW Ludwigsburg
- 2008–2009 LTi Gießen 46ers
- 2009–2010 New Yorker Phantoms Braunschweig
- 2010 Türk Telekomspor (Türkei)
- 2011–2013 ALBA Berlin
- 2013–2015 FC Bayern München
- 2015–2016 Limoges CSP (Frankreich)
- 2016–2018 Nanterre 92 (Frankreich)