Hamburg. Der Basketball-Bundesliga-Aufsteiger geht mit großem Ehrgeiz in die Saison. Donnerstag erstes Testspiel in Wedel.

Dass Marvin Willoughby bei den Hamburg Towers das Sagen hat, ist hinlänglich bekannt, doch diesmal schien es alternativlos, zunächst vor allem ihn zu Wort kommen zu lassen. Spieler und Trainer waren beim ersten öffentlichen Auftritt des Basketball-Bundesliga-Aufsteigers in der neu gestylten Wilhelmsburger edel-optics.de-Arena noch mit sportartspezifischen Übungen beschäftigt, als der Sportchef und Geschäftsführer erklärte, was der Verein in dieser Saison so vorhat. Aber die Floskel „wir wollen nicht absteigen“, die ihm gern in den Mund gelegt worden wäre, mochte er partout nicht aussprechen.

„Wir haben keine negativen, keine Nicht-Ziele“, beharrte Willoughby, „wir wollen uns so schnell wie möglich in Richtung Europa werfen. Wenn es schon in dieser Saison klappt, dann umso
besser.“ Den Klassensturz sollten die Towers bei einem Etat von mehr als vier Millionen Euro und nur einem Absteiger in der 17 Mannschaften starken Liga, Mitaufsteiger Nürnberg hatte keine Lizenz erhalten, vermeiden können. Eine „Cinderella“-Story, wie sie Aufsteiger Rasta Vechta in der vergangenen Saison mit dem Erreichen des Play-off-Halbfinales schrieb, „ist jedoch nicht beliebig wiederholbar“, weiß Willoughby.

Sieben alte und sechs neue Spieler

Dennoch: Der künftigen Towers-Power aus bisher sieben alten und sechs neuen Spielern traut er einiges zu. „Wir wollten eine Mannschaft, mit der wir flexibel spielen können, die haben wir jetzt. Wir haben technisch starke Spieler holen können, genau jene, die wir auch holen wollten. Nun müssen wir sehen, dass sie schnell als Team zusammenwachsen und die Intensität auf dem Feld entwickeln, die nötig ist, um in der Bundesliga zu bestehen“, sagt der Sportchef. Auf den meisten Positionen habe der Kader ausreichende Tiefe, „es gibt aber auch solche, da darf wenig bis nichts passieren.“ Immerhin könnten die Hamburger nachrüsten, bis zu 18 Spieler dürfen in der Bundesliga unter Vertrag genommen werden, vier während der Spielzeit. Die Mittel, um auf Ausfälle oder sportliche Defizite reagieren zu können, seien im Budget geblockt, sagt Willoughby.

Spielmacher Justus Hollatz (18), der Aufsteiger der vergangenen Saison beim Aufsteiger, hatten die Towers schon in den Sommerferien Schonzeit verordnet. Nach Absprache mit den Bundestrainern verzichtete der Abiturient schweren Herzens auf Einsätze in der U-18-Nationalmannschaft, eine Fußverletzung hat er bis heute nicht vollständig auskuriert. Dass er vormittags beim Training fehlte, hatte indes einen anderen Grund: Unterricht an der Eliteschule des Sports am Dulsberger Alten Teichweg.

Testspiel bei SC Rist Wedel

Auch Tevonn Walker, er wurde gerade Vater und fliegt am Mittwoch in Hamburg ein, und Prince Ibeh versäumten die ersten Trainingseinheiten. Der US-Center hatte in Asien letzte Spielverpflichtungen, Montagnachmittag landete er in Fuhlsbüttel. Cheftrainer Mike Taylor (46) stößt morgen vorübergehend stundenweise zum Team, wenn er mit der polnischen Nationalmannschaft zur Vorbereitung auf das Viernationenturnier Supercup (16. bis 18. August) nach Wilhelmsburg kommt. Am Donnerstag (20.30 Uhr, Steinberghalle) coacht er erstmals seine neue Mannschaft im Testspiel bei Kooperationspartner SC Rist Wedel. Dessen neuer Chefcoach Benka Barloschky (31) vertritt Taylor in Doppelfunktion bei den Towers.

Dies wird er bis zum Saisonende am 2. Mai hin und wieder tun müssen, denn Taylor will mit den Polen nach erfolgreicher WM-Qualifikation auch zu Olympia im Juli/August 2020 nach Tokio. Weil es in der Bundesliga Zeitfenster für Spiele und Turniere der deutschen Nationalmannschaft gibt, die identisch mit dem Kalender der polnischen Auswahl sind, sollte der US-Amerikaner kein Pflichtspiel der Towers versäumen.

Erstes Fazit von Barloschky

Für zwei oder drei ihrer 16 Heimspiele wollen die Towers in ihrer ersten Bundesligasaison Wilhelmsburg verlassen. Gespräche mit der Barclaycard Arena am Volkspark und der Hamburg-Messe am Fernsehturm über mögliche freie Termine laufen. „Wir wollen testen, wie groß die Nachfrage nach uns ist“, sagt Willoughby. Die Spiele in der 3400 Besucher fassenden edel-optics.de-Arena waren in der Zweiten Bundesliga zuletzt innerhalb weniger Minuten ausverkauft.

Als das Training nach anderthalb Stunden beendet ist, zieht Barloschky sein erstes Fazit: „Die Mannschaft hat Qualität, Charakter, Leidenschaft. Sie ist sehr kommunikativ, kommt im Training immer wieder zusammen, um sich zu besprechen, wie man was besser machen könnte. Das gefällt mir.“ Als erste Entscheidung steht die Wahl zum Mannschaftsführer an. Er soll aus dem Kreis jener sieben Spieler kommen, die mit den Towers aufgestiegen sind. Der alte Kapitän Achmadschah Zazai hatte keinen Vertrag erhalten. Favorit auf das Ehrenamt ist US-Forward Beau Beech (25).