Hamburg. Schon Basketball-Legende Michael Jordan erkannte sein Talent. Doch dann ging es für Malik Müller (24) bergab – bis jetzt.

Die Bilanz in der Wilhelmsburger edel-optics.de Arena liest sich beeindruckend: zehn Spiele, zehn Siege. Im letzten Heimspiel des Jahres (So., 17 Uhr, www.airtango.live) können die Hamburg Towers ihren zweiten Tabellenplatz in der 2. Basketball-Bundesliga gegen die Nürnberg Falcons (7.) festigen.

Als eine der Trümpfe des Teams bei diesem Vorhaben gilt Flügelspieler Malik Müller, der bisher die beste Dreipunktquote aufweist (41,9 Prozent) und als „Energizer“ von der Bank stets neue Impulse bringt. Trainer Mike Taylor hat offenbar den richtigen Draht zu dem gebürtigen Frankfurter gefunden, der erst seit dieser Saison das Towers-Trikot trägt. „Hier fühle ich mich das erste Mal seit langem wieder wohl“, sagt er. „Der Trainer schenkt mir Vertrauen und ich habe das Gefühl, dass ich das mit meiner Leistung zurückzahlen kann.“

Müllers großer Erfolg in den USA

Wer ihm beim Erzählen zuhört, kommt nicht auf die Idee, dass Müller erst 24 Jahre alt ist – bei allem, was er in seiner Karriere bereits erlebt hat. Mit 13 Jahren ließen ihn seine Eltern in ein Internat in Baden-Württemberg ziehen, weil der kleine Malik schon damals den Traum vom Berufsbasketballer hatte.

Mit 16 wurde er Profi (Team Ehingen Urspring), mit 20 spielte er in den USA in Virginia an einem der renommiertesten Colleges des Landes und wurde von Basketball-Legende Michael Jordan als bester europäischer Spieler eines Jugendturniers ausgezeichnet.

Vier Mal umziehen innerhalb eines Jahres

Danach lief es weniger gut für den früheren Junioren-Nationalspieler. Nach Verletzungen, Rückschlägen und fünf Teamwechseln in den vergangenen drei Jahren landete er schließlich in Hamburg. Zuvor musste er innerhalb eines Jahres vier Mal umziehen. „Ich startete mein Jahr 2017 in Bamberg, ging dann nach Göttingen und beendete die Spielzeit in Ludwigsburg.“

Die Wechsel-Odyssee schlauchte Müller, verdarb ihm sogar die Lust am Sport, den er so liebt. „Ich habe kein richtiges Zuhause gehabt, in Hotels, bei meiner Ex-Freundin und bei Freunden wohnen müssen. Außerdem hatte ich Probleme mit einigen Verantwortlichen.“

In Hamburg hat Müller wieder die Freude am Basketball gefunden und glaubt fest daran, dass seiner Mannschaft in dieser Saison der große Coup gelungen kann. „Wir können nächstes Jahr definitiv in der Bundesliga spielen. Wir müssen auswärts noch konstanter werden, aber sonst läuft es bei uns hervorragend.“

„Müssen mehr Ordnung ins System bringen“

Warum sich die Towers auswärts oft unnötige Ballverluste leisten, überhastet abschließen und schwach verteidigen, in Wilhelmsburg aber ganz anders auftreten? Müller hat eine einfache Erklärung: „Hier nutzen wir die Energie von den Fans, die uns in den entscheidenden Momenten nach vorne pusht. In fremder Halle muss die Energie „von uns selber kommen.“ Das gelingt nicht immer. Müllers Vision: „Wenn es schlecht läuft, versucht jeder sein eigenes Ding zu machen. Da müssen wir in Zukunft mehr Ordnung in unser System bringen.“