Hamburg. Marvin Willoughby spielt künftig für den neu gegründeten Verein in der Kreisliga B Basketball. Hinter der Rückkehr steht ein Konzept.

„Der Aufstieg ist diesmal Pflicht“, sagt Marvin Willoughby und kann sich ein breites Grinsen nicht verkneifen. Der Sportchef der Hamburg Towers lässt bei dieser Ansage keinen Spielraum. „Die Mannschaft ist stark genug, hat viel Erfahrung. Alles andere wäre eine Riesenenttäuschung.“

Die Rede ist von der ersten Männermannschaft des vor einem Jahr eingetragenen Vereins Hamburg Towers, die am Sonntag, 17. September, um 13.30 Uhr ihren Spielbetrieb aufnimmt – in der Kreisliga B, der untersten Klasse im Hamburger Basketball. Erster Gegner ist auswärts in der Sporthalle der Schule Carl-Cohn-Straße die SV Polizei. Willoughby (39) will hier sein Comeback geben.

2005 musste der 35-malige Nationalspieler nach drei Knöcheloperationen seine Profilaufbahn bei RheinEnergie Köln im Alter von 27 Jahren als Sportinvalide beenden. Später dribbelte er noch zwei Jahre beim SC Rist Wedel, von 2008 bis 2010. Seitdem ist Schluss, trainiert hat er danach höchstens sporadisch. Familie, Beruf, Gründung und Aufbau der Towers ließen kaum Zeit. „Ich bin gespannt, was ich noch draufhabe“, sagt er.

Hinter der Rückkehr steht ein Konzept

Hinter Willoughbys Rückkehr unter den Korb steht ein Konzept. Der Towers e. V. soll in den nächsten Jahren den breiten Unterbau für das Profiteam schaffen, das jetzt im vierten Jahr in der Zweiten Bundesliga ProA wirft. Träger dieser Mannschaft ist die Hamburg Towers Basketball Betreibergesellschaft mbH, ein Wirtschaftsunternehmen. „Unser Ziel ist es, zusammen mit unserem Kooperationspartner Rist Wedel in jeder Männerklasse eine Mannschaft zu haben, um unseren Talenten die jeweils angemessenen Spielmöglichkeiten bieten zu können“, sagt Willoughby. Die U17-Jugend-Bundesliga zum Beispiel, die Piraten, wird künftig das Gerüst der zweiten Mannschaft des SC Rist Wedel in der 2. Regionalliga bilden. Vorbild dabei ist der deutsche Meister Bamberg, der ebendiese Struktur umgesetzt hat.

Inzwischen rund 100 Mitglieder

Der Towers e. V. hat inzwischen rund 100 Mitglieder, 20 davon sind Cheerleader. Vorsitzender ist Thore Pinkepank, Co-Trainer der U19. Im Verein gibt es bereits eine Krabbel- und Ballsportgruppe, Jugendmannschaften in den Klassen U10, U12 (zwei Teams), U14, U16 und U18. In dieser Saison kommen zwei Männermannschaften dazu, die beide in der Kreisliga anfangen müssen, derzeit gemeinsam donnerstags üben. Die bessere der beiden, mit Willoughby, Jan Fischer, geschäftsführender Gesellschafter der Towers, einst Oberligaspieler in Wedel, Jugendkoordinator Benka Barloschky und weiteren Mitarbeitern der Geschäftsstelle, soll in drei Jahren über die Bezirks- und Stadtliga den Durchmarsch in die Oberliga schaffen, Hamburgs höchste Basketballklasse.

„Wir machen das wie der FC Bayern“

„Wir machen das wie der FC Bayern, haben einen großen Kader und setzen auf Rotation – je nachdem, wer Zeit hat, läuft auf“, sagt Spielmacher Fischer. Ihre Heimspiele tragen die Towers in Wilhelmsburg in den Sporthallen des Helmut-Schmidt-Gymnasiums und der Elbinselschule aus. Wie viele Vereine in Hamburg hat der neue Club bekannte Probleme: Hallenzeiten fehlen. Mädchen- und Frauenmannschaften planen die Towers ebenfalls. „Wir sind an dem Thema dran“, sagt Willoughby. Für die Meldung eines Frauenteams schon zur neuen Serie sei man „etwas zu spät dran gewesen“.

Willoughby und Fischer waren 2006 zwei der Gründer des Vereins Sport ohne Grenzen, der sich der Jugend- und Stadtteilarbeit verschrieben hat, das Schulprojekt „Learn4Life“ initiierte. Willoughby erhielt für seinen Einsatz im November 2015 das Bundesverdienstkreuz. „Für unsere Jugendlichen ist es doch viel cooler, wenn nicht Sport ohne Grenzen, sondern Towers auf ihren Trikots steht. Damit geben wir ihnen eine klare Perspektive: Ihr spielt in dem Club der Profis“, sagt Fischer.

Basketball bleibt das Kerngeschäft

Der Wahlspruch der Towers seit ihrer Gründung 2013 lautet „More than Basketball“, mehr als Basketball; womit bisher das soziale Engagement gemeint ist. Für den neuen Verein wird das Motto weiter gefasst. Der Towers e. V. soll ein normaler Breitensportverein werden, mit weiteren Abteilungen neben den bisherigen – Basketball und Cheerleading. Fitness etwa, Kinderturnen, andere Ballsportarten. Das Parksportkonzept der Internationalen Gartenschau 2013 hat auf der Elbinsel eine sportliche Infrastruktur mit vielfältigen Bewegungsmöglichkeiten hinterlassen. Fischer: „Wir wollen, dass jeder irgendwann sagt: Wilhelmsburg ist der sportlichste Stadtteil Hamburgs. Der Towers e. V. will der führende Quartierverein in Wilhelmsburg werden, eine Begegnungsstätte für den Sport.“

Basketball bleibt das Kerngeschäft. 25 Trainer arbeiten derzeit für die Towers, leiten an Hamburger Schulen mehr als 40 AGs, darunter jene 20, die der Energieversorger Vattenfall seit zwei Jahren unterstützt, einer der Exklusivpartner des Profiteams. Insgesamt rund 600 Kinder werden in diesen Gruppen betreut, alles potenzielle Vereinsmitglieder – und Zuschauer.

Eine Prämie für den Wurf in die Bezirksliga hat Willoughby noch nicht ausgehandelt. „Der Vorstand wird sich sicherlich erkenntlich zeigen“, sagt er und lacht. Schließlich wäre das dann die erste Männermannschaft des Clubs, die aufsteigt. Das sollte doch andere Teams der Towers motivieren ...