Hamburg. 20-Jähriger steht vor seiner Bachelorarbeit in Politik. Gerne würde er Diplomat werden, doch auch Basketball findet er „richtig nice“.

Im Arenamagazin „Towerful“ antwortet Janis Stielow auf die Frage, welche drei Persönlichkeiten er gern mal treffen würde: „Gandhi, Nelson Mandela und die Geschwister Scholl.“ Wow! Der etwas intellektuellere Basketballer der Hamburg Towers studiert im fünften Semester Politik an der Universität Hamburg und schreibt bald seine Bachelorarbeit zum Thema „Der südchinesische Inselkonflikt“. Fernsehen guckt er nicht. Ein späterer Beruf, den sich der 20-Jährige vorstellen könnte, wäre: Diplomat.

Doch zunächst einmal findet der Musterschüler aus der Nachwuchsarbeit der „Türme“ es „richtig nice“, seinen ersten Traumberuf als Basketballprofi wieder ausüben zu können. Drei Monate fiel der Shooting Guard wegen muskulärer Rückenprobleme aus. Und das, nachdem er schon die Rückrunde der Vorsaison in der Zweiten Bundesliga wegen der Entzündung eines Wirbels verpasst hatte. Der Wilhelmsburger Jung’ glaubt aber nicht, dass er einen Problemrücken hat, der seine Karriere gefährden könnte. „Ich mache jetzt meine speziellen Übungen, und dann sollte es gut sein.“ Zu seinem Stabilisierungsprogramm gehört auch Yoga. „Eine meiner Figuren ist die Sphinx“, erzählt er lächelnd.

Ohne Rückensorgen konnte er am Sonntag in Essen (59:72) ein vierminütiges Comeback geben. „Der erste Korb nach drei Monaten – das Gefühl war derbe.“ Es war ein Dreier. Stielow ist Distanzschütze. In seinen bisher fünf Saisonspielen kommt er auf 43,8 Prozent Treffer von jenseits der 6,75-Meter-Linie. Was das Tolle an Dreiern sei? „Sie sind noch mehr Emotion.“ Und: „Es gibt drei Punkte, nicht nur zwei!“ Nicht von ungefähr preist Steffen Kiese den „norddeutsch-trockenen Humor“ seines stets freundlichen Kollegen.

Stielow will seine Form wiederfinden

Der nette Herr Stielow übernimmt auch gern den Wilhelmsburg-Guide für seine Mitspieler. An seinem Stadtteil mag er das viele Wasser. „Ich finde es cool, in Richtung Bunthäuser Spitze am Strand zu grillen.“ Im Sommer feiert er gern auf den Festivals, und in Alt-Wilhelmsburg gefallen ihm „die kleinen türkischen Bäckereien“. Stielow stammt aus der Nähe von Hannover, als 15-Jähriger zog er mit seiner Familie nach Wilhelmsburg. Vater Jörg arbeitet als Projektmanager in Harburg. Janis wohnt mit den Eltern im Inselpark in einem der futuristischen Holzdreiviertelhäuser direkt an der Halle.

Mit Basketball angefangen hatte er, weil seine Schwestern Sophie, 27, und Hannah, 29, spielten. Seit der Premierensaison 2009/10 gehörte er zu den „Piraten“, dem Towers-Nachwuchs. Er nahm an der U-16-EM teil, besuchte Lehrgänge der U-18- und U-20-Nationalmannschaft. Jetzt will Stielow, der per Doppellizenz auch bei Drittligist SC Rist Wedel spielt, erst mal gesund bleiben und seine starke Form vom Saisonanfang wiederfinden. Am Sonnabend (19.30 Uhr) will „Stielshow“ bei seinem Heimcomeback den Baunachern die Bälle und die Show stehlen.