Düsseldorf. In einem Finaldrama gibt der letzte Kick den Ausschlag für Frankfurt Galaxy. 2022 könnte sich die European Football League verdoppeln.

Pillip Andersen sackte auf die Knie und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Der geschockte Kicker konnte es nicht fassen. Weniger als ein Meter fehlte den Hamburg Sea Devils beim letzten Fieldgoalversuch des Dänen zum Sieg. Als der Ball unter der Stange durchflog, war die Entscheidung gefallen. Mit 30:32 (7:0, 10:20, 10:0, 3:12) verlor das Hamburger American-Football-Team im Finale der Premierensaison in der Europaliga ELF in der Düsseldorfer Fußballarena gegen Frankfurt Galaxy. Hätte Andersen mit fünf Sekunden auf der Uhr etwas weiter geschossen, hätten die drei Punkte zum Sieg gereicht.

„Ich bin einfach nur stolz auf die Jungs. Wir haben heute unseren besten Football gespielt. Leider hat es am Ende nicht gereicht. Es war nicht einfach für mich, weil ich zwei Monate raus war. Ich wollte aber für die Jungs da sein“, sagte Sea-Devils-Star Kasim Edebali. Der Ex-NFL-Profi hatte beim Third Down der Frankfurter kurz nach Spielbeginn erstmals das Feld betreten. Der lädierte linke Knöchel war mit einem blauen Tape stabilisiert, der Defensive End nach gut achtwöchiger Verletzungspause zum wichtigsten Spiel der Saison einsatzbereit. Defensiv profitierten die Sea Devils von Edebalis Rückkehr, zwei Frankfurter Offensive Linemen mussten sich dauerhaft um den 32-Jährigen kümmern.

Sea-Devils-Quarterback Clark ganz cool

Als Sea-Devils-Quarterback Jadrian Clark zum ersten Angriff aufs Feld kam, schien ihn die Kulisse von rund 20.000 Fans nicht zu beeindrucken. Trotz lauter Pfiffe der vielen Frankfurter Anhänger fand der US-Amerikaner zunächst mit einem weiten Pass Tight End Adria Botella Moreno, führte die Hamburger schließlich bis kurz vor die Endzone. Das letzte Yard zum ersten Touchdown überwand Clark mit einem Sprung über die Galaxy-Defense schließlich selbst.

Jadrian Clark (l.) feiert einen Touchdown für die Hamburg Sea Devils im ELF-Finale gegen Frankfurt Galaxy.
Jadrian Clark (l.) feiert einen Touchdown für die Hamburg Sea Devils im ELF-Finale gegen Frankfurt Galaxy. © dpa | Federico Gambarini

 Nach einem starken Punt-Return von Justin Rogers bis in die gegnerische Hälfte traf Andersen ein 32-Yards-Fieldgoal zur 10:0-Führung. Nachdem Linebacker Daniel Laporte die Frankfurter Offense per Quarterback-Sack nach drei Spielzügen wieder vom Feld schickte, schrie er seine Freude heraus. Danach wiesen die Hessen jedoch nach, warum sie als Favorit gehandelt wurden. Erst sprintete Runningback Gennadiy Adams nach einem Pass 40 Yards weit in die Hamburger Endzone, dann leisteten sich die Sea Devils tief in der eigenen Hälfte eine Interception. Da Galaxy nach dem folgenden Touchdown von Wide Receiver Nico Strahmann bereits die zweite Two-Point-Conversion verpasste, lagen die Hamburger nur mit 10:12 zurück.

Madin-Cerezo fängt spektakulären Touchdown-Pass

Für die spektakulärste Szene in der ersten Hälfte sorgte dann aber Sea-Devils-Wide-Receiver Jean-Claude Madin-Cerezo, der einen 41-Yards-Pass in der Endzone fing. Da Frankfurt wenige Sekunden vor der Pause mit einem Touchdown durch Anthony Mahoungou antwortete und die Two-Point-Conversion diesmal klappte, gingen die Sea Devils mit einem 17:20-Rückstand in die Pause.

Kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit war es erneut der diesmal starke Quarterback Clark, der über ein Yard zum nächsten Hamburger Touchdown hechtete. Im Hintergrund schossen sechs Flammenwerfer in die Luft, die Sea Devils hatten das Spiel wieder gedreht (24:20). Hinten brachten die Hamburger Frankfurts Offense zum Verzweifeln, ließen im dritten Viertel keinen Punkt zu.

Erst im Schlussviertel kam Galaxy nach einem Andersen-Fielgoal wieder per Touchdown von Kevin Mwamba auf 26:30 heran, das Spiel wurde – auch weil Andersen den Ball aus 31 Yards wenige Zentimeter an der Fieldgoalstange vorbeischoss – zunehmend zum Thriller. Frankfurt blieben im letzten Angriff zwei Minuten, die Fans entwickelten eine extreme Lautstärke. Doch der Favorit blieb cool, ging 23 Sekunden vor Schluss per Touchdown durch Sullivan in Führung. Am Ende blieben fünf Sekunden und 62 Yards – zu viel für Andersen.

ELF könnte 2022 verdoppelt werden

Bereits am Sonnabend hatte die ELF drei neue Teams für die kommende Saison präsentiert. Mit den Vienna Vikings und SWARCO Raiders Tirol treten die beiden besten österreichischen Mannschaften der vergangenen Jahre zukünftig auf europäischem Level an. Zudem kommt mit dem Düsseldorfer Team Rhein Fire das populärste Franchise der ehemaligen NFL Europe dazu. „Ende der 1990er- bis Anfang der 2000er-Jahre war Düsseldorf das Beste, was der europäische Football zu bieten hatte. Die Stimmung im Stadion war gigantisch, jedes Spiel war eine Show“, sagte ELF-Commissioner Patrick Esume.

Es gilt jedoch als sicher, dass es nicht bei insgesamt elf Teams im kommenden Jahr bleibt, die Liga könnte auf bis zu 16 Teams anwachsen – eine Verdopplung im Vergleich zur Premierensaison. Bis Ende November soll das Teilnehmerfeld feststehen. Als sicher gilt, dass ein Team in London entstehen wird. Auch Paris oder Kopenhagen könnten zeitnah dazukommen.