Winsen/Luhe. Warum die Liebe zur deutschen Olympiaseglerin Sanni Beucke dem Kölner bei seinem Golfspiel hilft.
Susann Beucke hätte wohl gerade Zeit. Die fünfte Etappe des Ocean Race ist schließlich am Montag in Aarhus zu Ende gegangen, erst am 8. Juni geht es mit dem sechsten Abschnitt Richtung Den Haag weiter. Da könnte die 31 Jahre alte Topseglerin, die der Crew der Schweizer Jacht „Holcim – PRB“ angehört, kurz mal in ihrer alten Heimatstadt Kiel vorbei schauen – und natürlich ihren Freund Nick Bachem bei den Porsche European Open in Winsen an der Luhe unterstützen, die an diesem Donnerstag beginnen.
„Es ist natürlich manchmal etwas anstrengend, wenn sich unsere Terminkalender überschneiden“, spricht der 23 Jahre junge Berufsgolfer aus Köln das Los eines Paares aus zwei Leistungssporttreibenden an: „Um so schöner ist es, wenn sie Zeit hat, bei meinen Turnieren dabei zu sein.“
Bachem siegte schon im ersten Jahr als Profi
Und das bringt offenbar auch Erfolg. Bei Bachems erstem Turniersieg auf der DP World Tour am 26. März in Johannesburg drückte die Silbermedaillengewinnerin von Tokio 2021 im 49erFX auch vor Ort die Daumen. „Ein Vorteil, wenn beide Sport machen, ist, dass man die Gefühlswelt sowie die mentale Komponente von dem anderen gut verstehen kann, unabhängig von der Sportart“, meint Bachem.
Von Donnerstag an ist er einer von 19 deutschen Spielern, die bei der insgesamt 40. Austragung des mit rund 1,87 Millionen Euro dotierten Traditionsturniers abschlagen, das zum sechsten Mal seit 2017 auf dem Porsche Nordkurs der Green Eagle Golf Courses in Winsen ausgetragen wird. Dabei sind dank einer Einladung auch die Amateure Anton Albers (23) und Tiger Christensen (19) vom Hamburger Golf-Club Falkenstein. Außerdem starten in Marcel Siem (42/Mettmann), Maximilian Kieffer (32/Düsseldorf) sowie Yannick Paul (29/Frankfurt am Main) neben Bachem drei weitere Deutsche, die in den vergangenen neun Monaten Turniersieger auf der DP World Tour waren.
So etwas hatte es noch nie gegeben. Letzter Sieger aus Deutschland bei einem bedeutenden Turnier war Marcel Siem im November 2014 in Shanghai gewesen. „Vier Sieger aus Deutschland sind für uns natürlich absolut ein Traum“, sagt Veranstalter und Turnierdirektor Dirk Glittenberg von der Agentur U.COM. Schönes Wetter und deutsche Erfolge könnten helfen, die angepeilten 20.000 bis 25.000 Zuschauer an den vier Turniertagen zu erreichen.
Zukunft des Turniers unsicher - Sponsorenvertrag mit Porsche läuft aus
Das sollte dann auch gute Argumente gegenüber dem Hauptsponsor liefern, den auslaufenden Vertrag zu verlängern. Das ist nämlich entgegen der ursprünglichen Absicht noch nicht geschehen, die Austragung des Turniers 2024 deshalb ungewiss. In diesem Jahr aber hängt sich der Sportwagenbauer noch mit vollem Engagement rein. Anlässlich des 75. Geburtstages der Marke spendet Porsche in der Aktion „Birdies for Charity“ für jedes auf dem Turnier unter Par gespielte Loch 75 Euro. Der Spendenbetrag geht zu gleichen Teilen an die „Joblinge Hamburg“ sowie den Verein „Hamburger Abendblatt hilft“. Die Erlöse kommen der Ukraine-Hilfe zugute.
Für Bachem wäre dies bei seinen Birdies sicher ein netter Nebeneffekt, zunächst einmal geht es aber um den eigenen Erfolg in seiner „Herzensheimat“, nachdem er vergangene Woche bei den KLM Open in den Niederlanden nach zwei Runden den Cut verpasst hatte. „Ich bin durch Sanni inzwischen ein kleines Nordlicht“, sagt er. Seine Freundin startete bis zu ihrem Übertritt ins Lager der Hochseesegler im Sommer 2022 für Hamburgs Norddeutschen Regatta Verein (NRV). „Die Terrasse des NRV an der Alster ist superschön, ich war als Amateur auch oft hier in Hamburg, mir gefällt es sehr, sehr gut“, sagt der Rheinländer: „Ich mag das viele Wasser im Norden gerne.“
Da gibt es immerhin doch eine Gemeinsamkeit mit seiner Partnerin, die er vor zweieinhalb Jahren bei einem Bundeswehrlehrgang für Sportsoldaten in Hannover kennengelernt hatte. Er hatte vom Segeln keine Ahnung, sie wusste nichts von Golf – gefunkt hat es trotzdem. „Es ist gar nicht so schlecht, dass wir beide vom Sport des anderen keine Ahnung haben und man deshalb nicht so viel reinreden kann“, meint Nick Bachem, „man ist dann einfach nur begeistert dabei.“
Dass sich Susann Beucke auf hoher See gefährlichen Situationen in wilden Elementen aussetzt, das ist eben so. Die Kielerin nimmt als erste deutsche Frau am Ocean Race teil, ihr Ziel ist der Start bei der Vendée Globe 2028, der Einhandregatta rund um den Erdball. Macht man sich da nicht Sorgen als Partner? „Alle Leute, die beteiligt sind, sind Vollprofis“, sagt Nick Bachem, „ich vertraue darauf, dass sie die richtigen Entscheidungen treffen.“
Sportlich hohe Ambitionen zu haben und diese zu verfolgen, das kennt er außerdem ja von sich selbst. „Ich habe meine klaren, prozessorientierten Ziele, die mache ich weniger an Ergebnissen fest“, sagt er. „Ergebnisse kommen fast zwangsläufig. Wenn man ein guter Spieler ist, setzt man sich irgendwann durch.“