Hamburg. Club stellt die Führung neu auf und stößt seinen wichtigsten Geldgeber vor den Kopf – nach 42 Jahren. Was wird aus dem Derby?
Am Mittwoch wollte Albert Darboven einfach nur eines: seine Ruhe. Einen Tag nach der denkwürdigen Mitgliederversammlung des Hamburger Renn-Clubs (HRC) musste der 84-Jährige alles erst einmal sacken lassen. Nach mehr als 42 Jahren endete im Ballsaal des Millerntor-Stadions seine Amtszeit im HRC. Und das alles andere als freiwillig.
Der Vizepräsident, Mäzen und Hauptsponsor des Galopp-Derbys in Horn fiel einem internen Machtkampf zum Opfer, dessen Konsequenzen für den Pferdesport noch längst nicht abzusehen sind. „Herr Darboven möchte sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht äußern“, sagte Ute Lund, Pressesprecherin des Kaffee-Unternehmens, auf Abendblatt-Anfrage.
Es ist kein Geheimnis, dass ohne den Unternehmer der Pferdesport in Hamburg schon vor Jahren von der Bildfläche verschwunden wäre. Deshalb gab es bei Teilen der Mitgliedschaft die Idee, Darboven als Nachfolger des im August aus privaten Gründen zurückgetretenen Eugen Andreas Wahler zum HRC-Präsidenten wählen zu lassen. Zudem sollten auch Schatzmeisterin Ilona Vollmers (70) und Beisitzer Michael Streithorst an Bord bleiben, weil das Duo federführend bei der Planung und Umsetzung der Doppelrennbahn für Galopper und Traber in Horn aktiv ist.
Gegen Albert Darboven wurde offenbar Stimmung gemacht
Und genau das war offenbar der Opposition ein Dorn im Auge. Nach Abendblatt-Information wurde gegen das Trio Vollmers, Darboven und Streithorst massiv Stimmung gemacht, weil sich eine Mitgliedergruppierung beim Prestigeprojekt nicht genügend einbezogen fühlte. Und dieser Kampf der Eitelkeiten führte auf der Mitgliederversammlung zum großen Knall.
Zwar wurde noch offenbar versucht, Darboven zu einer erneuten Kandidatur für ein Amt im HRC zu gewinnen, doch der Pferdeliebhaber wollte nicht ohne Schatzmeisterin Vollmers weitermachen. Fakt ist: Der Renn-Club hat sich inmitten einer Pandemie mit seinem Aushängeschild und wichtigsten Geldgeber überworfen. Da überrascht es nicht, dass in der Galoppszene deutschlandweit ungläubig der Kopf geschüttelt wird.
Starker Mann im Galopprennsport ist jetzt Hans-Ludolf Matthiessen
Der neue starke Mann im Hamburger Galopprennsport heißt nun Hans-Ludolf Matthiessen. Der bisherige Vizepräsident hat nie einen Hehl daraus gemacht, wie sehr ihn der Posten von Wahler gereizt hat. Matthiessen ist dem Galoppsport seit Jahrzehnten verbunden und kennt den Sport, die technischen und organisatorischen Abläufe an Renntagen aus dem Effeff. Kritiker werfen ihm allerdings vor, für das Dahinsiechen des Galoppsports in Hamburg in den vergangenen Jahren mitverantwortlich zu sein. Hinter vorgehaltener Hand wird der 80-Jährige als treibende Kraft der Ausbootung Darbovens ausgemacht.
Nun muss er als Chef des Renn-Clubs dafür sorgen, dass sein Sport – so gut es geht – durch die Corona-Krise kommt. Eine Mammutaufgabe: „Ich habe mir eine kurze Bedenkzeit erbeten, denn schließlich bin ich ja auch nicht mehr Mitte 20. Für unsere Mitglieder dürfte entscheidend gewesen sein, dass die Kenntnis der Materie und die Kontinuität gewahrt wird, die für dieses Amt notwendig ist“, sagte Matthiessen.
Das Führungsgremium komplettieren Thomas Dreyer, Jörg Gubernatis, Torben Herbold, Rainer Perleberg (wiedergewählt), Johann Heinrich Riekers und Olaf Steinbiss. Eine genaue Postenverteilung innerhalb des neu formierten Vorstandes soll in den kommenden Wochen erfolgen. Das Aus von Streithorst, Vollmers und Darboven im Hamburger Renn-Club soll für das Prestigeprojekt Doppelrennbahn indes keine Konsequenzen haben.
Doppelrennbahn ist eine Herzensangelegenheit für Darboven
Für Darboven ist die Doppelrennbahn eine Herzensangelegenheit. Aus diesem Grund gilt es als unwahrscheinlich, dass er sich mit der Firma J. J. Darboven als Sponsor des Deutschen Derby-Meetings zurückzieht. Denn auch er weiß: Ohne das Traditionsmeeting wird eine Realisierung der Doppelrennbahn nahezu unmöglich sein.
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Im Juni hatten nach mehr als zwölf Jahren Anlauf Vertreter der Stadt Hamburg, der beiden Rennvereine HRC und Hamburger Traberzentrum e. V. (HTZ) und der künftigen Betreibergesellschaft, die Bauträger und Zuwendungsempfänger ist, eine gemeinsame Absichtserklärung abgegeben. Bis zur parlamentarischen Sommerpause im kommenden Jahr sollen alle Dokumente bei der Hamburger Bürgerschaft zur Genehmigung vorliegen. Anschließend soll dort über die Zuwendungen in Höhe von 30 Millionen Euro abgestimmt werden.
Bis 2023, so sieht es die Koalitionsvereinbarung zwischen SPD und Grünen vor, sollen die Traber von Bahrenfeld nach Horn umziehen. Damit die Doppelrennbahn wirtschaftlich rentabel wird, ist ein solide aufgestellter HRC unabdingbar. Daran muss sich die neue Führung um Präsident Hans-Ludolf Matthiessen nun messen lassen.