Nach dem WM-Sieg in Brasilien hat sich das DFB-Team in Berlin den verdienten Lohn abgeholt. Die grandiose Titel-Party auf der Fanmeile war der perfekte Schlusspunkt eines unvergesslichen Turniers.
Berlin. Was für ein triumphaler und unvergesslicher Empfang für die WM-Helden in Berlin! Eine Million glückseliger Fans hießen die Weltmeister am Flughafen, auf den verstopften Straßen und auf der rappelvollen Fanmeile mit einer einmaligen Titel-Party willkommen. Die Lieblinge der Nation bedankten sich bei Kaiserwetter auf dem 30 Meter langen „Helden-Steg“ am Brandenburger Tor für den Gänsehaut-Empfang mit einem ausgerollten Plakat: „Obrigado Fans! Der 4. Stern ist unser!„
„Ohne Euch wären wir nicht hier. Wir sind alle Weltmeister!“, rief Bundestrainer Joachim Löw den frenetisch jubelnden Fans entgegen. Auf die Frage nach seiner Zukunft wich Löw aus. Doch das war an diesem historischen Tag nebensächlich. Für Lukas Podolski war es der „geilste Moment meiner Karriere“, sein Kumpel Bastian Schweinsteiger, dem die Fans mit „Fußball-Gott“-Sprechchören huldigten, hielt stolz die originalgetreue Kopie des WM-Pokals in den Händen und brüllte ins Mikrofon: „Jetzt haben wir endlich das Scheiß-Ding. Danke Jungs!„
Angeführt von Siegtorschütze Mario Götze schickten die Spieler auch einen Seitenhieb Richtung Finalgegner Argentinien. „So gehen die Gauchos, die Gauchos gehen so“, sangen sie in gebückter Haltung, um dann aufrecht hüpfend zu skandieren: „So gehen die Deutschen, die Deutschen gehen so!“ Götze meinte: „Das ist ein Ding der Geschichte. Jeder Fan in Deutschland hat den Titel verdient.“
Die Spieler trugen schwarze T-Shirts mit einer großen weißen Nummer eins auf der Vorderseite. Torwart-Titan Manuel Neuer stimmte passend dazu den Jubelgesang an: „Die Nummer eins der Welt sind wir!“ Schalkes-Profi Julian Draxler nutzte die große Bühne, um BVB-Spieler Kevin Großkreutz, der wegen eines Döner-Wurfs in die Schlagzeilen geraten war, eins auszuwischen: „Großkreutz, rück' den Döner raus!“ Die WM-Helden schossen fleißig Erinnerungsfotos, auch mit Stargast Helene Fischer, die im Deutschland-Trikot ihren Hit „Atemlos“ mit den Spielern sang, und twitterten wie Thomas Müller („Waaaaaaaahhhhnnnnnssiiiiiiinnn!„).
+++Alles zur Riesen-Party im Ticker+++
Um 13.50 Uhr verabschiedete sich das Team in den wohlverdienten Urlaub, zumindest auf die Bayern-Profis wartete nach dem Weiterflug nach München aber noch ein letzter offizieller Akt. Ministerpräsident Horst Seehofer und Oberbürgermeister Dieter Reiter gratulierten auf dem Rollfeld, Schweinsteiger sank nach Verlassen des Flugzeugs sogar auf den Boden und küsste den roten Teppich.
Das Sommermärchen mit Happy End acht Jahre nach der Heim-WM endete mit einer grandiosen Fete, auf die das Ausland neidisch blickte. Die britische Zeitung The Sun twitterte: „Wünscht sich noch jemand, Deutscher und gerade in Berlin zu sein? Nur für einen Tag...“
DFB-Präsident Wolfgang Niersbach war mächtig stolz: „Ich wüsste nicht, was dieses Wir-Gefühl in unserem Land stärker auslösen könnte als diese Fußball-WM.“ Der Empfang glich einem Staatsereignis. Die Fernsehsender übertrugen die Ankunft in all ihren Facetten stundenlang live. Die Handynetze rund um das Brandenburger Tor brachen zusammen. Nach Auswertung der Luftaufnahmen ging die Polizei von insgesamt einer Million feierfreudiger Menschen aus.
Einen Gruß hatte die US-Botschaft unweit des Brandenburger Tors parat: „Wir gratulieren dem deutschen Team!“ Ein kreativer Twitter-User schoss von dem Plakat ein Bild und fügte in Anspielung auf die Spionage-Affäre hinzu: „P.S.: Wir wussten es schon vorher!„
Für einen Gänsehautmoment sorgte Pilot Uwe Strohdeicher. Er lenkte die Sondermaschine LH 2014 mit der Aufschrift „Siegerflieger“ kurz vor der Landung in 600 m Höhe über die Fanmeile. Um 10.08 Uhr hatten die Champions wieder deutschen Boden unter den Füßen. Der Flieger war mit zweistündiger Verspätung aus Rio de Janeiro abgehoben, weil ein Gepäckwagen das Flugzeug gerammt und einen Lackschaden verursacht hatte.
"Der Caipirinha hat seine Wirkung gezeigt"
Als erster Spieler stieg Kapitän Lahm aus. Ihm folgte Bastian Schweinsteiger, der die zehn Stunden Flug für einen „Erholungsschlaf“ nach der heftigen Titel-Party in Rio genutzt hatte. DFB-Boss Niersbach verriet über die Rio-Abschlussfete: „Der ein oder andere hat früh schlapp gemacht. Da hat der Caipirinha seine Wirkung gezeigt.“
Nach der Landung bestieg der DFB-Tross einen schwarzen Weltmeister-Truck mit den vier goldenen Sternen und der Aufschrift „1954, 1974, 1990 2014!“, um zur Fanmeile zu fahren. Der Truck mit dem Kennzeichen „CHAMPIONS“ kam nur schleppend voran, weil Zehntausende Fans die Straßen säumten und dem Team auf dem offenen Deck zujubelten.
Die Fanmeile hatte bereits beim Öffnen der Tore um 6.00 Uhr früh einen gewaltigen Ansturm erlebt. Keine zwei Stunden später mussten die ersten Einlasskontrollen wegen Überfüllung geschlossen werden. Einige hatten dort in einem Zelt sogar übernachtet, um sich einen guten Platz zu ergattern.
Bereits nach der WM 2006 im eigenen Land (3. Platz) und der EM 2008 (2. Platz) hatte sich die DFB-Mannschaft auf der Fanmeile bei den treuen Anhängern persönlich für die Unterstützung bedankt. Doch am Dienstag war alles anders, denn der Pokal feierte diesmal mit.